STUTTGART | KASSEL. Die arg geschwächte MT hat in Stuttgart kämpferisch alles gegeben, aber dieser Kampf blieb am Ende ohne Belohnung. Nach 12:14-Halbzeitrückstand mussten die Nordhessen eine 26:30-Niederlage hinnehmen.
Dabei hatte sie bereits Mitte des ersten Durchgangs den nächsten Verletzungsschock zu verdauen: Kreisläufer Marino Maric zog sich kurz nach seiner Einwechslung in einer ersten Abwehraktion wahrscheinlich einen Abriss der Bizepssehne zu. Genauere Erkenntnisse wird aber erst die MRT-Untersuchung am Freitag in Kassel bringen. Beste Torschützen vor 2.041 Zuschauern in der Stuttgarter SCHARRena waren David Schmidt (8) für den TVB und Finn Lemke (7) für die MT. Das nächste Spiel für die Nordhessen steigt in einer Woche. Am 6. Dezember gastiert Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt in der bereits ausverkauften Kasseler Rothenbach-Halle.
Die nie aufsteckenden Rotweissen hatten nach der Verkürzung durch Michael Allendorf zum 25:23 in der 52. Minute mehrere gute Chancen, den Stuttgartern weiter auf den Pelz zu rücken. Aber weil selbst aussichtsreichste Torgelegenheiten vom bärenstarken TVB-Keeper Johannes Bitter vereitelt wurden, gelang es nicht, das Blatt noch zu wenden. Denn auch nach dem 26:24 gut zwei Minuten später durch Finn Lemke vernagelte Bitter zweimal kurz hintereinander seinen Kasten. Und das sollte aus Sicht des TVB dann auch reichen. Letztlich haben die ebenfalls gut kämpfenden Hausherren den Sieg durchaus verdient. Der MT hingegen wurden die ungenutzten Torchancen zum Verhängnis. Dennoch konnte sie nach dem Kraftakt mit nur neun Feldspielern die Stuttgarter SCHARRena erhobenen Hauptes verlassen.
Das Spiel begann zäh, es dauerte vier Minuten, ehe der erste Treffer fiel. Das 0:1 besorgte MT-Kapitän Finn Lemke, der nach feiner Finte im linken Rückraum nicht nur sein Gegenüber, sondern auch noch TVB-Keeper Johannes Bitter aussteigen ließ. Quasi im Gegenangriff gelang David Schmidt der Ausgleich, den aber Simon Birkefeldt postwendend mit dem Tor zum 1:2 konterte. Um es vorweg zu nehmen: es sollte die letzte Führung für die Nordhessen im gesamten Spiel bleiben.
Und das, obwohl sich die Grimm-Schützlinge förmlich in dieses Match hineinbissen. Allein das Tüpfelchen auf dem “i” wollte nicht gelingen. Immer wenn man den Stuttgartern, die auf ihren verletzten Shooter Michael Kraus verzichten mussten, auf den Fersen war, verhinderten technische Fehler oder Wurfpech jeweils einen möglichen Anschlusstreffer oder gar den Ausgleich. Wie etwa in der 13. Minute: Lasse Mikkelsen hatte auf 6:4 verkürzt, Johan Sjöstrand Bobby Schagen einen Strafwurf weggepflückt und Simon Birkefeldt zum 6:5 aufgeschlossen. Kurz darauf holte Finn Lemke einen Siebenmeter heraus, den potentiellen Ausgleich vergab dann Tobias Reichmann, der in “Jogi” Bitter seinen Meister fand.
Solche Phasen waren symptomatisch für das gesamte Spiel. Auf der anderen Seite gelang es aber auch den Gastgebern nicht, sich (vor-)entscheidend abzusetzen. Dafür war die MT dann einfach zu kampfstark. Klar, die beiden Halbspieler im Rückraum David Schmidt (RR) und Dominik Weiss (RL) waren kaum unter Kontrolle zu bringen. Aber ansonsten hatte sich die MT-Hintermannschaft nichts vorzuwerfen.
Johan Sjöstrand war das Glück weniger hold, dafür zeigte sich der schon gegen Ende der ersten Halbzeit eingewechselte Nebojsa Simic in guter Verfassung. Er hätte an diesem Tage sogar das Zeug dazu gehabt, das Fernduell mit Jogi Bitter offen zu halten. Weil sich aber der Weltmeister von 2007 mit zunehmender Spieldauer überproportional steigerte, war der es, der maßgeblich das Ergebnis des Spiels beeinflusste. Ja, man muss sagen, Stuttgarts 30:26-Sieg war sein Werk.
Nach knapp 40 gespielten Minuten sah es so aus, als müsste die MT den schwindenden Kräften Tribut zollen. Stuttgart stahl sich nach zwei Treffern von Dominik Weiss und Bobby Schagen – nur unterbrochen von Michael Allendorf – auf 21:16 davon. Das war eigentlich die Gelegenheit für die Schwaben, den Deckel zuzumachen. Doch sie hatten die Rechnung ohne Finn Lemke gemacht. Der Kapitän brachte mit einer Doublette in Windeseile seine Farben wieder heran (21:18, 41.). – Der Rest des Spiels wurde ja schon am Anfang dieses Berichts beschrieben.
Angesichts der personellen Lage muss sich die MT keinesfalls grämen. Während Heiko Grimm auf den Außenpositionen die gewohnten personellen Optionen hatte und auch nutzte, waren am Kreis und im Rückraum praktisch keine Wechselmöglichkeiten vorhanden. Als Entlastung für die Achse Lemke – Mikkelsen – Birkefeldt konnte nur noch Philipp Müller fungieren. Und nach dem Ausfall von Marino Maric, der sich bei einer Abwehraktion womöglich die Bizepssehne abgerissen hat, hielt am Kreis nur noch Felix Danner die Fahne hoch. Dabei biss aber selbst der Routinier schon auf die Zähne, auch er war offensichtlich angeschlagen. So müssen sich am Freitag beide Kreisläufer in Kassel bei MT-Mannschaftsarzt Dr. Rauch zur MRT-Untersuchung vorstellen.
Trainer Heiko Grimm befürchtet übrigens in beiden Fällen keine guten Nachrichten. Umso größer ist sein Respekt vor der Leistung seines arg zusammengeschrumpften Teams: “In dieser personell sehr schwierigen Situation einem gewiss nicht schlecht spielenden Gegner so gut Paroli geboten zu haben, verdient höchste Anerkennung. Nach einem verloren Spieler war ich noch nie stolzer auf eine Mannschaft, als dies heute der Fall ist”.
Das nächste Spiel: DO, 06.12.18, 19:00 Uhr, MT Melsungen – SG Flensburg-H., Rothenbach-Halle (ausverkauft!) (pm)