GUDENSBERG. „In der Architektur von Stadthallen der 70er Jahre sieht man den Hass der Architekten, auf die Menschen, die dort hingehen. In Gudensberg hingegen ist alles nach den neuesten Feng-Shui Erkenntnissen gestaltet. Mit diesem Satz machen sich „die feisten“ Freunde im Chattengau…
„die feisten“ sind aus dem Trio Ganz schön Feist hervorgegangen und zum Start kam auch der „Tiger“ im Designerhemd, ein alter GSF-Titel, zum Einsatz. Mathias Zeh (C.) (Gesang) und Rainer Schacht (Gesang, Saiten- und Schlag-Instrumente) touren zurzeit mit gleich zwei Programmen durch die Republik. Im mit knapp 400 Besuchern ausverkauften Bürgerhaus gaben sie den Nussschüsselblues. Bei diesem neueren „Gruselsong“ geht es um die Schüsselchen mit Nüssen, die auf vielen Kneipentischen stehen. „Keime, Viren, Bakterien machen in der Nussschüssel Ferien … Haare, Hornhaut, oder Fliegen können in der Nuss-Schüssel liegen … Sporen und Staphylokokken können in der Nussschüssel hocken … wo die Leute vorher waren, bevor sie die Hand in die Nüsse vergraben…“
Aus Göttingen zum Kessel Buntes
In Göttingen haben sich die feisten während ihrer Studienzeit kennengelernt. Von der Leine ist der eine (C.) an die Fulda gezogen, der andere (Rainer Schacht) an den Rhein. In Kassel zu leben, ist für den Niedersachsen Zeh eine echte Challenge, während der Umzug nach Mannheim „über das Ziel hinausgeschossen“ ist. Aber der Freundeskreis in Göttingen war „durchdrungen von Intelligenz und Intellektualität“. Deshalb bietet Mannheim das ideale Kontrastprogramm. Das versöhnt die Gudensberger für das Bürgerhaus.
Mit „Es ist gut, wenn Du weißt, was willst“ (1992), waren sie noch als „Ganz Schön Feist“ dabei, als es zum letzten Mal im Fernsehehen hieß: Ein Kessel Buntes. „Schlager toppen uns in der Absurdität der Texte“, sagen die zwei und blicken andächtig zurück auf der Jungen mit der Mundharmonika, unterwegs im Zug nach nirgendwo. Authentisch sein ist heute wichtig! Den Menschen das Gefühl zu vermitteln, tatsächlich so zu sein, wie man sich gibt. Das tun die feisten – allerdings nicht! Sie sind feist, fallen gerne aus allen Rahmen und sind vor allem anders, als irgendwer von ihnen erwartet.
Kriech nicht da rein…
Als Berufskünstler kennen sie weder 13. Monatsgehalt noch Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Also Null Ahnung vom Arbeitnehmerleben und jedes Wissen darüber aus der Fernsehserie Stromberg. Dabei fiel ihnen 2014der Text „Kriech nicht da rein“ ein, zur Melodie von Griechischer Wein. Die heimliche Hymne des Öffentlichen Dienstes. Die Unterordnungsmentalität deutscher Angestellter provoziert die feisten zur Feststellung: „Mit Windel kann man ununterbrochen arbeiten!“
Wenn die beiden demnächst wieder üben, in ihrem Ferienhaus in Veckerhagen, dann kommt hoffentlich ein Programm dabei heraus, mit dem sie nicht wieder 30 Jahre brauchen, um ein zweites Mal nach Gudensberg zu kommen. (rs)