Domagoj Pavlovic schwer verletzt
KIEL | KASSEL. Die MT Melsungen muss ihren Traum von der vierten Teilnahme am Final Four im DHB-Pokal begraben. Mit 19:31 (8:19) unterlagen die Nordhessen beim THW Kiel, der damit seinen 16. Einzug ins Endturnier perfekt machte.
Weit schwerer als die Niederlage wog jedoch der Ausfall von Domagoj Pavlovic, für den das Spiel bereits nach 30 Sekunden beendet war. Der Kroate zog sich, so die spätere Diagnose im Krankenhaus, eine Aussenknöchelfraktur zu. Durch die Behandlung zunächst auf dem Spielfeld konnte das Match erst nach knapp 30 Minuten wieder fortgesetzt werden (siehe auch separaten Bericht unten). Sportlich erfolgreichster MT-Spieler war Tobias Reichmann mit fünf Treffern, für Kiel traf Niclas Ekberg sieben Mal.
Anders als noch zuletzt gegen Erlangen setzte Heiko Grimm von Beginn an auf Linkshänder Simon Birkefeldt im rechten Rückraum, Lasse Mikkelsen begann in der Mitte. Für Domagoj Pavlovic war der like Rückraum vorgesehen, doch für ihn war die Begegnung nach 31 Sekunden bereits beendet. Nach einem nomalen Zweikampf mit Domagoj Duvnjak ging der Melsunger zu Boden. Die Reaktionen auf dem Feld ließen vom ersten Moment an Schlimmes befürchten, Duvnjak winkte sofort das medizinische Personal heran und schlug die Hände vors Gesicht. Über 20 Minuten wurde Pavlovic auf dem Feld intensivmedizinisch behandelt und versorgt, eine erste Diagnose lautete auf Wadenbeinbruch. Die wurde später im Uniklinikum auf Aussenknöchelfraktur korrigiert
Ein Horrorstart für die MT also, bei der nach über 20 Minuten Behandlungsunterbrechung und fünf Minuten neuer Aufwärmphase dann Finn Lemke den linken Rückraum besetzte. Der fischte sich in der Abwehr auch sofort den Ball heraus, nachdem Simon Birkefeldt Melsungens erste Wurfchance vergeben hatte, Tobias Reichmann nutzte den zweiten Angriff zum ersten Tor und der Führung. Die allerdings recht schnell Geschichte war. Die Nordhessen blieben fahrig, Kiel eiskalt: Lukas Nilsson und zweimal Niclas Ekberg warfen eine 3:1-Führung für den THW heraus (4.).
Nur drei Minuten später war die gleiche Ausbeute noch einmal erzielt, Heiko Grimm bat nach nicht einmal sieben Minuten beim Stand von 6:2 zur Auszeit. Brachte danach Felix Danner für Marino Maric am Kreis, änderte aber sonst nichts an der Aufstellung. Die Köpfe seiner immer noch sichtbar geschockten Spieler bekam er nicht wirklich frei. Nachdem Finn Lemke den Ball zuvor bereits auf sein eigenes Schienbein geprellt hatte, verdribbelte sich Tobias Reichmann ohne einen Gegenspieler in der Nähe. Es lief fast nichts bei den Nordhessen. Einzig Lasse Mikkelsen behielt die Übersicht, traf zum 3:6 bereits zum zweiten Mal und bediente Reichmann zu dessen 4:7 (10.).
Bis auf 10:5 zogen die Zebras davon, ehe der zwischenzeitlich für Nebojsa Simic eingewechselte Johan Sjöstrand den ersten Ball zu fassen bekam und gegen Steffen Weinhold paríerte (16.). Nur nutzte das nichts, denn im Angriff lief weiter kaum etwas zusammen. Marino Maric scheiterte völlig frei an Niklas Landin, Finn Lemkes Wurf wurde ins Toraus geblockt. Jeder Ballverlust bedeutete jedoch fast zwangsläufig auch ein Gegentor. Niclas Ekberg und Magnus Landin erhöhten über schnelle Gegenstöße auf 14:7 (20.), Steffen Weinhold per zweiter Welle machte den 15. Kieler Treffer, ehe erneut Tobias Reichmann erfolgreich war (24.). Der einzige Melsunger mit Wurferfolg seit Maric‘ Treffer elf Minuten zuvor und auch der letzte bis zur Pause, in die es mit elf Toren Rückstand ging.
Die Schockstarre setzte sich im zweiten Durchgang nahtlos fort. Drei Angriffe ohne Erfolg, ehe Finn Lemke nach endlos scheinenden vier Minuten endlich zum 22:9 traf. Andreas Wolf, nach der Pause für Niklas Landin gekommen, parierte viermal, unter anderem vollkommen freie Bälle gegen Michael Allendorf im Tempogegenstoß und Finn Lemke halblinks versetzt vom Kreis. Dessen Vorderleute kannten indes kein Erbarmen: Harald Reinkind erhöhte auf 24:9 (36.).
Alfred Gislason nutzte die einseitige Partie, um allen Spielern Einsatzzeit zu geben. Und die Hereingekommenen nutzten ihre Chancen. Neben Reinkind traf auch Rune Dahmke, die Spielmacherposition übernahm Gisli Kristjansson. er glänzte mehr mit feinen Anspielen, zum Beispiel auf Ole Rahmel zum 28:14 (45.). Kurz zuvor hatte Nebojsa Simic einen Siebenmeter von Niclas Ekberg zwar pariert, dessen Nachwurf aber passieren lassen müssen. Es war sein einziger Ballkontakt und für die letzte Viertelstunde übernahm dann wieder Johan Sjöstrand, der sich gleich mit einer Glanzparade gegen den anstürmenden Rune Dahmke zurückmeldete.
Kristjansson traf dann auch noch (51.), nachdem Felix Danner und Philip Müller auf 28:16 gestellt hatten. Melsungens fand dagegen zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd ins Spiel zurück. Yves Kunkel scheiterte freistehend an Wolff, ebenso Lasse Mikkelsen von der Siebenmeterlinie. Er setzte den Nachwurf dann zu allem Überfluss auch noch an den Pfosten, passend zur Gesamtsituation (55.). Dass zum Ende mit Dimitri Ignatow der jüngste Spieler noch einen Gegenstoß versenkte und damit den letzten Treffer der Partie erzielte, spielte dann ebenso keine Rolle mehr wie das Endergebnis. Unter dem Strich blieb der Einzug des THW ins Final Four sowie die länger geworden Verletztenliste der MT. Ein Abend also, der für die Nordhessen in allen Belangen ganz schlecht verlief.
Stimmen zum Spiel
Heiko Grimm: Glückwunsch an Kiel zum verdienten Sieg. Es ist für mich eine komische Situation hier zu sitzen, weil das Ergebnis nur noch zweitrangig ist nach der schweren Verletzung von Domagoj Pavlovic. Nachdem wir uns in den letzten Tagen und Wochen so zusammengerauft haben tut es mir für die Mannschaft jetzt sehr leid, noch mehr natürlich für den Spieler. Es war schwierig, danach noch zu spielen und auch kaum noch relevant, ob wir weiterkommen oder nicht. Jetzt müssen wir uns schütteln, eine Nacht darüber schlafen und Lösungen finden. Die werden wir finden, da bin ich mir sicher. Heute aber waren wir chancenlos.
Alfred Gislason: Es war ein eigenartiges Spiel. Es tut uns leid, was Melsungen passiert ist. Es ist ihr vierter Ausfall eines wichtigen Spielers. Natürlich freue ich mich, nach Hamburg zu kommen. Aber es überwiegt heute das Mitleid. Zum Spiel ist zu sagen, dass unsere Torhüter klasse gehalten haben und wir gut in die Gegenstöße gekommen sind. Richtige Freude kommt allerdings nicht auf.
Viktor Szilagyi: Wir haben uns auf dieses Spiel so gefreut, und dann dieser katastrophale Beginn. Kompliment an unsere mannschaft, die die ersten 20 Minuten trotzdem seriös gestaltet hat, weil wir natürlich das Ziel hatten, nach Hamburg zu kommen. Zum Spiel selbst möchte ich auch gar nichts mehr sagen, sondern nur Pavlovic und der MT alles Gute wünschen.
Das nächste Spiel:
DO, 29.11.18, 19:00 Uhr, TVB 1898 Stuttgart – MT Melsungen, SCHARRena Stuttgart