Neues Leben für ehemaliges „Tagelöhnerhaus“ in Amöneburg-Rüdigheim
AMÖNEBURG | MARBURG. Die Denkmalagentur des Landkreises Marburg-Biedenkopf hat schon im ersten Jahr ihres Bestehens ein erstes Objekt an einen neuen Besitzer vermittelt.
Das ehemalige „Tagelöhnerhaus“ in Amöneburg-Rüdigheim hat am Mittwoch, 21. November 2018, symbolisch seinen Besitzer gewechselt: Ein Einheimischer hat das Gebäude mit Hilfe der Denkmalagentur erworben.
Der Anfang 2018 gegründeten Denkmalagentur ist es gelungen, gemeinsam mit beteiligten Akteuren vor Ort, einen neuen Käufer zu finden. Durch die Entwicklung eines tragfähigen Konzeptes kann das unter Denkmalschutz stehende Gebäude nach jahrelangem Leerstand und vielen Bemühungen nun mit einem neuen Konzept belebt werden. Das Konzept sieht vor, dass in dem Objekt eine Kurzzeitvermietung für Gäste des Ortes, Touristen, und eine Kurzeitanmietung untergebracht werden soll.
„Bereits nach nur fünf Monaten konnte das auf der Vorschlagsliste stehende Gebäude der Denkmalagentur von der Liste gestrichen werden“, freute sich Carsten Fehr von der Denkmalagentur. „Am heutigen Tag schließt sich der Kreis der Arbeit der Denkmalagentur für das Objekt in Rüdigheim, das nun seinem neuen Besitzer symbolisch übergeben worden ist“.
„Viele Besitzer empfinden ein denkmalgeschütztes Objekt mehr als Last“, stellte Marian Zachow, Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises fest, weil oft große Ängste vor den Kosten und den fachlichen Herausforderungen bestünden und Nutzung und Vermarktungschancen pessimistisch eingeschätzt würden. Demgegenüber seien Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten wenig bekannt und kreative Ansätze zu intelligenten und auch finanziell attraktiven Nutzungskonzepten noch nicht weit verbreitet.
„Eine Stadt ohne alte Häuser ist eine Stadt ohne Gedächtnis“, sagte der neue Eigentümer des „Tagelöhnerhauses“ Heiko Herz. Ohne die Unterstützung durch die Stadt, den Landkreis und das Landesamt, so Herz, sei die Arbeit am Denkmal nicht zu leisten. Als positiv beschreibt er daher auch die Zusammenarbeit mit der Denkmalagentur und dem Fachdienst Bauen des Landkreises. „Wir haben immer gemeinsam konstruktiv nach Lösungen gesucht und diese gefunden“, unterstrich Herz.
„Investitionen in und Wiederbelebung von Gebäuden sind ein Ziel für den ländlichen Raum und haben Einfluss auf die Lebens- und Wohnkultur in den teilnehmenden Gemeinden“, unterstrich Zachow. Partizipieren könne jeder Denkmaleigentümer und profitieren jeder Bewohner. Die Denkmalagentur soll dazu beitragen, diese Chancen aufzuzeigen und Menschen motivieren, Sanierung oder auch Vermarktung des Denkmals in Angriff zu nehmen. „Wir wollen mit aufsuchender Beratungsarbeit vermitteln, dass ein Denkmal Lust statt Last ist“, so Zachow.
Das aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende Denkmal wurde mit Fördermitteln der Stadt Amöneburg, des Landesamtes für Denkmalschutz Hessen und des Landkreises Marburg-Biedenkopf unterstützt. Gefördert wurden die Renovierung des Fensters, der Eingangstür, der Fassade sowie des Daches. Als erste dringende Maßnahme wird dieses Jahr noch das Dach repariert, um das Haus gut über den Winter zu bringen.
Mit dem Verkauf habe das an einer zentralen Kreuzung gelegene Wohnhaus eines Kleinbauern vor seinem weiteren Verfall gerettet werden können. Nun werde es bald wieder in neuen Glanz erstrahlen, so Zachow. „Die Dorfkerne wieder zu beleben und deren Aussterben zu verhindern, dafür haben wir die Denkmalagentur gegründet“, so Zachow. „Am Beispiel dieses Objekts in Rüdigheim zeigen wir, dass es möglich ist, durch kluge Konzepte Ortskerne und Baudenkmäler zu erhalten und zu beleben“.
Die Denkmalagentur hat die Aufgabe, für Denkmäler eine neue Nutzung zu finden und dafür Konzepte zu entwickeln. An der Agentur beteiligt sind neben dem Landkreis Marburg-Biedenkopf die Kommunen Amöneburg, Kirchhain, Wohratal, Rauschenberg, Stadtallendorf, Neustadt. Die Denkmalagentur soll Eigentümer und Investoren beraten, Akteure im Bereich des Denkmalschutzes vernetzen, vorhandenes Wissen vermitteln, innovative Nutzungs- und Vermarktungsstrategien entwickeln und unterstützen sowie Wege der Förderung und Finanzierung aufzeigen. Diese Beratung soll Eigentümer von denkmalgeschützten Gebäuden motivieren, aktivieren und überzeugen, dass eine Sanierung ihres Gebäudes möglich und umsetzbar ist.
Carsten Fehr berät und begleitet Investoren, Eigentümer und Interessenten bei ihren Projekten. „Ich bin froh, dass wir jemanden mit dieser Fachkunde und dem Beratungs-Know-How gewinnen konnten“, freute sich Zachow über den Architekten, der seit Mai für die Denkmalagentur tätig ist“
Kontakt: Denkmalagentur Marburg-Biedenkopf, Ansprechpartner: Carsten Fehr, Telefon: 06421 405-1663, E-Mail: fehrc@marburg-biedenkopf.de. (pm)
Das Bild: Der Rüdigheimer Heiko Herz (v. li.) will das denkmalgeschützte ehemalige „Tagelöhnerhaus“ in einem Jahr wieder Instand setzen. Über sein Engagement freuen sich Amöneburgs Bürgermeister Michael Plettenberg, der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow, Christian Fehr von der Denkmalagentur, der Rüdigsheimer Ortsvorsteher Bernhard Becker, die Fachdienstleiterin Bauen Ann-Kristin Jeetun und die stellvertretende Ortsvorsteherin Angelika Preiffer.