SCHWALMSTADT. Eigentlich wollte ich gestern eine Kolumne über Halloween schreiben. Über den heutigen Tag, an dem Kürbisfratzen leuchten und die Kelten einst glaubten, dass sich die Türen zur Anderswelt, dem Jenseits, einmal im Jahr öffnen. Plötzlich erscheint das Bild von Friedrich Merz auf dem Bildschirm…!
Also erst kam Angela Merkel mit ihrem angekündigten Rückzug, aber kaum war sie um die Ecke, tauchte – gefühlt wenige Sekunden später – Friedrich Merz aus dem Schatten auf. Wow! Ganz spontan! Er hat natürlich schon vorher die CDU-Verbände abgeklappert, um sich warmzulaufen. Jetzt starten die Umfragen: Was meinen die Wähler? Was meint die CDU-Basis? Was sagen die Enttäuschten und was die Zufriedenen? Und es bleibt die Frage: wer würde noch ganz gerne und traut sich (noch) nicht? Ich habe so eine Ahnung, dass die nächste Bundeskanzlerin weder Friedrich Merz heißt, noch Jens Spahn, noch Annegret Kramp-Karrenbauer…
Die Junge Union München Nord, wo man sonst nur zwischen Söder und Seehofer entscheidet, hat ein Unterstützungs-Banner auf Facebook in Umlauf gebracht. Mit den Worten, „wir brauchen in der Union Aufbruch und Erneuerung mit erfahrenen und jüngeren Führungspersönlichkeiten“, wirbt sie für Friedrich Merz. Der wird nächste Woche 63 und ist damit tatsächlich über ein Jahr jünger als Angela Merkel! Und die JU München meint das sogar ernst, ich dachte erst an Satire!
Ich werde dieses Kürbisgesicht nicht los, über das ich eigentlich schreiben wollte! Das ist hohl, es steht eine Kerze drin, die hell leuchtet und die Menschen kurz fasziniert, bis sie irgendwann wieder ausgeht… Und dann erscheint Jens Spahn auf dem Monitor, der sich ein Resort hat aufschwätzen lassen, in dem noch nie ein Vorgänger wirklich erfolgreich war. Und so gibt es in seiner politischen Karriere bis jetzt nicht einen einzigen messbaren Erfolg, außer den schönen Auftritten bei Markus Lanz & Co. Ob er die Zeit noch hat, um zu beweisen, dass der Pflegenotstand beherrschbar ist?
Im klassischen Samhain, dem Ursprung des Halloween, haben sich übrigens Menschen verkleidet, die wussten, dass sie Übles im Schilde führten, um von den Geistern aus dem Jenseits nicht erkannt und entführt zu werden. Mancher hat aber auch nur indirekt was am Backen und bleibt besser eine Weile still, bis sich der Sturm gelegt hat. Im Handelsblatt und beim Bayrischen Rundfunk kann jeder nachlesen, dass BlackRock eine eigene Software für die sogenannten Cum Cum Deals zum Abräumen von Steuergeldern im ganz großen Stil eingesetzt haben soll. Friedrich Merz ist Aufsichtsratsvorsitzender von BlackRock und es würde mich wundern, wenn einige Kollegen von mir nicht schon mit der großen Schaufel am Graben sind, nach Spuren, um Friedrich Merz eine Mitschuld am vielleicht größten Steuerbetrug überhaupt, anzuhängen. Und egal, was er wusste als Aufsichtsrat, die CDU könnte in die Not kommen, zu erklären, dass das mit Cum Cum vielleicht gar nicht so schlimm ist…
Und dann sehe ich in Gedanken Angela Merkel, wie sie entspannt vor dem Fernseher oder mit dem Tablet in der Hand beobachtet, wie sich diejenigen in der Union jetzt zerfleischen werden, die der Meinung waren, alles ist besser, als Angela Merkel. Bevor sie merken, dass es gar nicht an den Personen liegt, haben sie vielleicht bei der Europawahl die 20-Prozent-Marke erreicht…
Das ist alles zu düster! Ich schreibe doch lieber über Halloween! Die Kelten waren nämlich der festen Überzeugung, dass der Lebenszyklus mit dem Tod beginnt und nicht mit der Geburt! Weil man nämlich immer wiedergeboren wird und der Aufbruch der Seelen im Jenseits beginnt… Na dann!
Ihr
Rainer Sander
4 Kommentare
Gut formulierte Kolumne, Herr Sander.
Die ich sinngemäß so verstehe, „den Teufel durch Beelzebub austreiben“!
Die Analogie hierzu geht (nach Mt. 12,24-27) auf eine Begebenheit im Lukasevangelium (11,15) zurückgeht und würde sinngemäß bedeuten, ein Übel mit einem ebenso schlimmen oder schlimmeren zu bekämpfen.
Auf Ihre Kolumne bezogen also „den Willkommenskultur-Teufel Merkel“ durch den „Finanz-Teufel Merz“ per Austreibung zu ersetzen.
Im Ernst. Letzterer macht mir weniger Angst als die gegenwertige Teufelin. Fürchten müsste ihn nur die AfD, die mit der Austreibung der Ersteren ihre beste Wahlhelferin verlöre!
Herr Sander !RESPEKT ! DAS sollte man in den großen Tageszeitungen lesen und als Kommentar veröffentlichen !
Mir fehlt nur noch die Kürbiskopfsammlung der SPD, der Grünen und der FDP ! Also all denen die bisher in der Regierung so unendlich viel Gutes bewirkt haben ! Ob unser Ober-Bimbes, Meilenguthaben Abschöpfer, die Nordlichter oder Mr. 18 %!
Dazu dann noch die Medien, wie die ehemals so Gute HNA – nur noch ein Abklatsch einer einst guten unabhängigen Regionalzeitung.
Nochmals DANKE und weiter so.
Schon zum zweiten Mal in kurzer Frist muss ich Herrn Sander loben: ein CDU-Vorsitzender und möglicherweise Kanzler Friedrich Merz wäre ein weiterer Schritt in den Abgrund. Dieser Herr wäre Anwalt des ganz großen Geldes und würde die europäische Integration gezielt und zum weiteren Schaden Deutschlands vorantreiben.
Da ist mir eine Lusche wie Laschet schon lieber.
Da stimme ich Waldenmonk zu. Es bliebe auch immer ein „Geschmäckle“ von Rache, wenn Merz dann als Parteivorsitzender die Kanzlerin „vor sich hertreibt“.
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