Fachausschuss des ADFC war im Landkreis Marburg-Biedenkopf zu Gast
MARBURG. Am letzten Freitag haben Experten des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) während einer Radtour durch das Marburger Land die Qualität des regionalen Radwegenetzes im wahrsten Sinne des Wortes „erfahren“.
Die 26 Teilnehmenden sind Mitglieder des Fachausschusses Fahrradtourismus des ADFC und waren von Freitag bis Sonntag anlässlich einer Fachtagung im Landkreis zu Gast. „Während unserer Tagungen verschaffen wir uns auch einen Einblick in das radtouristische Angebot der Region. Wir bewerten das was wir sehen und bieten unseren Gastgebern die Möglichkeit zum Austausch. Davon profitieren in der Regel beide Seiten“, sagte der Leiter des Fachausschusses Frank Hofmann.
Ein Angebot, dass man angesichts der Expertise des Gremiums „sehr gerne angenommen“ habe, freute sich der Radverkehrsplaner des Landkreises Thomas Meyer. Für Landrätin Kirsten Fründt war der Beuch des Fachausschusses ein willkommenes „direktes Feedback von ausgewiesenen Experten, von dem wir nur profitieren können und dass zudem der Gefahr einer gewissen Betriebsblindheit vorbeugt“. Die Mitglieder des Fachausschusses aus dem gesamten Bundesgebiet seien in vielen Bereichen, so etwa in Sachen Marketing, der Radverkehrsplanung oder der Erschließung und Pflege von touristischen Angeboten mit dem Radtourismus befasst. Genutzt hat Meyer das Angebot mit der Organisation einer insgesamt 44 Kilometer langen Tour durch das Marburger Land.
„Mir ging es darum, unseren Ansatz einer sinnvollen Verknüpfung des allgemeinen und touristischen Radverkehrs darzustellen aber auch mögliche Konflikte, etwa zwischen Radverkehr und Naturschutz oder zwischen Radverkehr und forstwirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Interessen möglichst konkret darzustellen und mit Experten von außerhalb zu diskutieren“, sagte Meyer.
Um zu wissen worüber sie reden traten die Teilnehmer also zunächst selbst in die Pedale. Dabei führte sie die Strecke entlang touristischer Glanzlichter, wie dem archäologischen Museum Zeiteninsel und dem Schloss Rauischholzhausen, über Teile des Lange-Hessen-Radwegs, Waldstücke, die alte Kreisbahntrasse, Waldwege und den Stadtverkehr. „Eben so, dass sich möglichst viele Eigenheiten des Radverkehrs in unserer Region exemplarisch vorstellen ließen“.
Eigenheiten, die auch über die Landkreisgrenzen hinweg von sich reden machen. „Wir arbeiten seit geraumer Zeit gemeinsam mit den Kommunen, den Bürgerinnen und Bürgern und verschiedenen Institutionen an der Entwicklung der Radverkehrsinfrastruktur in der Region. Das strukturierte Vorgehen und auch die Entstehung zahlreicher Freizeitrouten in den vergangenen Jahren, die von Menschen aus der Region und darüber hinaus gut angenommen werden wird auch außerhalb des Landkreises durchaus positiv zur Kenntnis genommen“, sagte Landrätin Fründt.
Das sahen die Expertinnen und Experten des ADFC offenbar nicht anders. Oliver Sollbach vom Leitungsteam des Fachausschuss hob die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger bei der Erarbeitung des Radverkehrskonzepts für den Landkreis und das dauerhafte Angebot des Radfahrforums hervor. Besonders freut er sich über den hohen Stellenwert des Themas Sicherheit. Für den ADFC ein zentrales Thema. „Nur wer sich sicher fühlt steigt auch im Alltagsverkehr öfter aufs Rad“, ist sich Louise Böhler von der ADFC Bundesgeschäftsstelle sicher. Das bedürfe neben einer objektiv sicheren Infrastruktur vor allem ein Miteinander von allen Teilnehmern im Straßenverkehr. Auf ein solches Bewusstsein gelte es weiter hinzuarbeiten. Auch mit Blick auf den Radtourismus sei Bewusstseinsbildung wichtig. So gelte es Gastronomen oder Betreiber von Ausflugszielen für die Perspektive von Radreisenden oder Ausflüglern zu sensibilisieren.
Für Frank Hofmann gehört dies zu den Hausaufgaben, die vom Landkreis noch zu erledigen seien. Er wies darauf hin, dass durch verhältnismäßig kleine Maßnahmen, wie etwa der Installation von sicheren und wetterfesten Stellplätze sowie Ablagen für das Reisegepäck vor Ort bereits bemerkbare Verbesserungen für den Radtourismus erzielen ließen. Grundsätzlich böten sich im Landkreis angesichts der bisher geleisteten Arbeit in Sachen Radfahrinfrastruktur, der landschaftlichen Vielfalt und dem touristischen Angebot aus touristischer Sicht „tolle Ansätze und viele Möglichkeiten für den Ferntourismus ebenso wie für die Naherholung“, sagt Hofmann im Anschluss an die gemeinsame Auswertung. (pm)