ROMROD. Märchenhaft, mystisch und monumental: Die Silhouette der Schlossstadt im herbstlichen Schleiernebel. Was für die Bayern das Märchenschloss Neuschwanstein von König Ludwig II. ist, das scheint für die Hessen bei solch einem Anblick das Jagdschloss Romrod von Landgraf Ludwig IV. zu sein.
Er ließ die einstige Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert zu einer prunkvollen Erscheinung gedeihen. Unter anderem der bedeutende Marburger Baumeister und Uhrmacher Ebert Baldewein wirkte in den Jahren nach 1578 daran mit und schuf durch den Herrenbau sowie den Küchenbau im Wesentlichen das heutige Aussehen. Der Stil des Historismus wurde dem mächtigen Gemäuer durch die Restaurierungen des Großherzogs Ludwig IV. im 19. Jahrhundert verliehen. Dessen Sohn Ernst Ludwig ließ zudem um 1895 ein fünftes Stockwerk auf dem markanten Kanzleiturm samt Ecktürmchen und Schlosspark errichten. Ernst Ludwig war der letzte hessische Großherzog und verstarb am 9. Oktober 1937.
Fast das gesamte hessische Fürstenhaus wurde wenig später bei einem Flugzeugunglück ausgelöscht. Die Gemahlin des verstorbenen Großherzogs Eleonore, der Erbgroßherzog Georg Donatus, dessen Gemahlin Prinzessin Cäcilie sowie die Kinder Prinz Ludwig und Prinz Alexander verloren ihr Leben, als ihr Flugzeug im herbstlichen Schleiernebel gegen einen Fabrikschornstein flog und explodierte. (pw)