DIE KOLUMNE: Zugereist und weggezogen

SCHWALMSTADT. Bayern wählt heute, Hessen in 14 Tagen. Es wird spannend und es gibt mehr entweder oder zu entscheiden… In Bayern droht ein schlechtes Wahlergebnis für die CSU und neben den gegenseitigen Schuldzuweisungen des Seehofer- und des Söder-Lagers, also der Bayern und der Franken, gibt es auch eine gemeinsame Lesart der Umfragewerte:

Die Zugereisten sind es! Bayern würde nie so wählen, wie jetzt prognostiziert. So hört man zwischen den Zeilen und so verbreitet es sich gerade schon mal auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken. Also wählen die eingewanderten Sachsen die AfD und die eingewanderten Schwaben, Pfälzer oder Hessen die Grünen? Kreuzdonnerwetter noch mal!

Es ist schon ein Kreuz mit den Zuwanderern. Nicht mal mehr vor den Deutschen ist man sicher! Da kommen die Syrer, die Afghanen, die Iraker, die Nordafrikaner und die ganze Welt zu uns, aber die fremden Deutschen zerstören die Wahlromantik. Zum Oktoberfest dürfen sie kommen, aber wohnen nur, wenn sie die kulturellen Werte Bayerns annehmen! Klar!

Das greift jetzt so um sich. In Baunatal wird den Wählern auch gerade erklärt, dass sie einen aus ihrer Mitte zum Bürgermeister wählen müssen, weil eine im Nordosten geborene Bürgermeisterin die Interessen der Baunataler nicht versteht. Aha! Und das in einer Stadt, in der jeder zweite Einwohner nicht dort geboren ist. Die sind alle keine Baunataler oder wie?

Nord/Süd, Ossi/Wessi? Es leben die Muster der Ausgrenzung! Es kommt der Tag, an dem ein Junge aus Fritzlar in Gudensberg oder einer aus Treysa in Ziegenhain auf der Kirmes verprügelt wird, wenn er um ein einheimisches Mädchen freit. Die sind bald wieder den einheimischen jungen Männern vorbehalten und müssen heiraten, wen das Dorf bestimmt hat? Oder wo hört das dann auf, wenn es so anfängt?

Ach so, schuld sind auch die Bayern, die nach NRW, Niedersachsen oder ein anderes Bundesland gezogen sind. Die können ja nicht mehr CSU wählen. Die feuern dann gerade auch den FC Bayern nicht mehr an oder wie? Ach, der Weg vom Patrioten zum Idioten ist manchmal kürzer als man denkt. Das gilt wohl auch für Lokalpatrioten.

Ihr

Rainer Sander