Here Come The Aliens in Schwalmstadt
TREYSA. Anders als bei Sweet, Status Quo oder Suzi Quatro, sah es in der Festhalle in Schwalmstadt-Treysa am Donnerstagabend nicht so aus, wie beim „Seniorennachmittag“. Wenn Stars aus dem vergangenen Jahrhundert in Schwalmstadt auftreten, haben sie meist eine lange Karriere hinter sich und fühlen sich zu jung, um gar nichts mehr zu machen.
Kim Wilde hat schon mit 20 die Bühnen und Fernsehkanäle erobert. Sie ist jetzt gerade mal 58. Und – nicht einmal mit dem Teleobjektiv – sieht man ihr das an! Manch einer dachte Huch! Kim Wilde!
Mit „Kids in America“ kam Kimberly Smith, wie sie bürgerlich heißt, 1980 über die damals einerseits Punk- und New Wave dominierte Rockszene und die andererseits funklastige Discoszene wie eine außerirdische gedonnert. Ein bisschen Wave, ein bisschen Pop, ein bisschen Rock, jede Menge Drive und eine außergewöhnliche Stimme. Nicht besonders voluminös, ein wenig kindlich schrill, kühl und geheimnisvoll. In Deutschland hielten die Erfolge in den frühen 80ern am längsten, aber irgendwann war von Kim nichts Innovatives mehr zu hören.
Kim zum Zweiten – You Keep Me Hangin‘ On
1986 war sie mit dem Supremes Klassiker aus den 60ern You Keep Me Hangin’ On wieder da, äußerlich wenig verändert. Auch das gab es gestern zu hören. Die Jugend fand sie damals toll und die allerersten Fans waren erstaunt: Huch! Kim Wilde! Dann war sie zum zweiten Mal weg. Zu Beginn dieses Jahrhunderts tauchte sie wieder auf, an der Seite von Nena und mit deren Hit Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann (Anyplace, Anywhere, Anytime) im Duett. Die Jugend fand sie abermals toll und die allerersten Fans waren wieder erstaunt: Huch! Kim Wilde! Dann war sie zum dritten Mal weg. Im zweiten Jahrzehnt des Jahrhunderts tauchte sie wieder auf. Mal mit DJ Bobo, sensationell in der Nokia Night of the Proms oder bei Rock meets Classic. Eine Rockerin war sie eigentlich nie. Die Jugend fand sie schon wieder toll und die allerersten Fans waren noch mehr erstaunt: Huch! Kim Wilde!
Ein prominenter Schwalmstädter verriet gestern, er habe ihr Poster von der Wand genommen, als er realisiert hat, dass sie acht Jahre älter ist als er. Kim Wilde ist ein Phänomen, altert nicht, macht was sie will – und wenn das zwischendurch ein Buch über Gartenbau ist (sie ist gelernte Landschaftsgärtnerin) – und geht gerade mit ihrer neuen CD Here Come The Aliens auf Tour.
Neues und Altes – rockig und druckvoll
Ok, über 1969, Kandy Crush, Rosetta oder Cyber Nation vom neuen Album kann man streiten. Auch gestern Abend. Sie kommt halt – wie zu Beginn ihrer Karriere – ein bisschen außerirdisch daher. Und die Stimme ist immer noch nicht voluminös. Umso charismatischer ist sie geworden. Kandy Crush klang so ein bisschen wie verlorene Jugend aber Cyber Nation war ein spacig angehauchter Ausflug in die Metal-Welt. Für Wacken reicht es noch nicht, aber Kim ist mit einer Rock Band auf Tour und dann klingen auch „View From A Bridge“ (mit ordentlich Druck und einer dreckigeren Gitarre) oder „Checkered Love“ (krachend, aber auch ein bisschen oberflächlich), neu und mächtig mitreißend! Huch! Kim Wilde!
Auch Cambodia kam energetisch saniert aus der PA. Das war zu Beginn der Karriere schon so einmal ein Huch-Moment! Kim Wilde kann auch politisch! Ein bisschen jedenfalls. In Treysa war’s einer der schönsten Titel. Gefühlvoll und zeitlos.
Gesundheitlich angeschlagen aber humorvoll
Veranstalter Torsten Laabs verrät, Kim ist eigentlich krank. Aber davon merkt niemand etwas. Und sie hält durch, zwei Stunden lang. Auch wenn die Kids von damals bis zur zweiten Zugabe auf DIE Kids warten mussten.
„This wonderfull hall“ lobt Kim die Festhalle und muss dann selbst lachen. Ein wenig Selbstironie und Humor gehören dazu, wenn die Europatournee über Treysa führt. Für die Treeser, Schwälmer und herbeigeeilten Nordhessen war es jedenfalls ein schöner Abend, eine schöne Erinnerung und sicher haben manche gedacht: Huch! Kim Wilde! (Rainer Sander)
7 Kommentare
Seit ca. 3 Monaten haben wir im Menü den Veranstaltungskalender der Grimmheimat Nordhessen eingebunden. Dort sind alle relevanten Veranstaltungen der Region eingebunden. Auch diese Veranstaltung wurde dort angekündigt. Im Übrigen hatten wir Fotografen genau drei Lieder Zeit um überhaupt Bilder zu machen.
@ Monika Zinnel. Achte mal auf Eure „Selfies“ auf facebook. Das sind „doofe Bilder“. Bilder vom Profi unterliegen anderen Voraussetzungen, die ich den „Selfie-Knipsern“ an dieser Stelle nicht näher erläutern möchte. Is alles gut. Mir gefällts. Text und Fotos. Normalerweise bin ich hier bekannt, dass ich ständig was zu meckern habe, in diesem Falle nicht
Äääähhhmmmmm…. @ Herrn Sander; Nicht nur Nordhessen sind herbeigeeilt.Osthessen (ehemals Nordhessen oder ehemalige „Treeser“) wären auch herbeigeeilt, wenn sie es gewusst hätten. Vielleicht einen Tipp an Herrn Wittke. Neue Rubrik auf der Webseite: Veranstaltungshinweise. Machen die „Mitbewerber“ (Konkurenz sagt man ja nicht mehr) auch. 😉
M.W. gab es schon weniger gut organisierte Konzertveranstalter in der Schwalm in den Achzigern !?.
Warum wusste ich das nicht vorher? Ich hätte mich tatsächlich mal wieder nach Treysa getraut. In der Hoffnung, daß unter den gegebenen Umständen ein kurzfristiges, vorläufiges Einreisevisum möglich gewesen wäre. Trotzdem Riesenrespekt für den Mut der Veranstalter. Bitte weiter so und Vorabinfo an mich. Danke.
Der die Bilder gemacht hat hat doofe Bilder gemacht
Ein klasse Konzert! Es hat riesig Spaß gemacht!
Dank an die Organisatoren!!
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