KOMPASS: Polizei + Stadt + Bürger = mehr Sicherheit
GUDENSBERG. Nordhessens Polizeipräsident Konrad Stelzenbach blickt auf 42 Dienstjahre bei der Polizei zurück und hat jede Menge Erfahrung. Es gibt eine objektive Sicherheitslage, die findet man in der Kriminalitätsstatistik, und es gibt eine subjektive Sicherheitslage, die findet in der Gefühlswelt der Menschen statt.
Vier von fünf Menschen fühlen sich in Deutschland sicher, auch das ist eine statistische Wahrheit, sogar begründet, denn die Deliktzahlen sinken, die Aufklärungsquote verbessert sich kontinuierlich, die Sorgen wachsen dennoch…
Da kommt KOMPASS (KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel) ins Spiel. So heißt ein Angebot des Hessischen Innenministeriums an die Städte und Gemeinden in Hessen und zielt auf eine nachhaltig ausgerichtete Verzahnung und noch engere Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Polizei und Kommune ab. Die Polizei Hessen bietet an, gemeinsam mit den Kommunen und den Bürgerinnen und Bürgern, die spezifischen kommunalen Sicherheitsbedürfnisse, also auch die Sorgen und Ängste der Bevölkerung zu erheben, zu analysieren und gemeinsam ein passgenaues Lösungsangebot zu entwickeln.
Prävention und Maßnahmen zu Sicherheit
Zum einen soll die Sicherheit tatsächlich verbessert werden, denn es gibt nichts, was man nicht noch besser machen könnte, zum anderen sollen sich die Bürger auch sicherer fühlen. Da heißt es, in die Ecken zu schauen und zu ergründen, ob es den einen oder anderen dunklen und Weg in Gudensberg gibt. Selbst wenn dort noch nie messbar etwas passiert ist, lässt sich vielleicht die Sicherheitslage objektiv verbessern, weil „Ede“ das Licht scheut und subjektiv sowieso, weil „Oma Erna“ und „Tante Charlotte“ sich dann sicherer fühlen.
Das ist Prävention und dafür gibt es bereits Programme, wie der „Wachsame Nachbar“ in der Chattengau-Stadt, berichtet Bürgermeister Frank Börner und seit jüngstem auch den Freiwilligen Polizeidienst. Wenn Einbrüche nicht stattfinden, ist es am besten. Wenn sie scheitern – und das tut inzwischen ziemlich genau die Hälfte aller Einbrüche (die statistisch dennoch gezählt werden) – dann ist das ein Erfolg vieler vorbeugender Maßnahmen.
Auch Vertrauen und Respekt schaffen Sicherheit
Frank Börner weiß aus zahlreichen Gesprächen mit Gudensberger Bürgern, dass sie sich am sichersten fühlen, wenn sie einen uniformierten Beamten sehen und ansprechen können. Es muss auch jemand da sein, der die Sprache von Jugendlichen spricht. Jugendliche suchen Respektspersonen, sie wollen oft nur Grenzen austesten und das sei nicht gleich kriminell, weiß der Verwaltungschef. Ganz nach dem alten Polizeimotto: „Dein Freund und Helfer“.
Die Gemeinde wird sich engagieren, Jugendpfleger Martin Storm ist bereits ausgebildet im Bereich Gewaltprävention. Die Integrationsbeauftragten Sofyen Gharbi und Biser Ivanov haben die kulturellen Unterschiede von Migranten und EU-2 Bürgern im Fokus.
Individuelle Programme und Lösungen für jede Kommune
Gudensberg wird mit dem heutigen Tag Kompass-Kommune und nimmt damit an einem Programm teil, das ergebnisoffen die Situation in der Stadt zusammen mit den Bürgern analysiert und dann zu ganz individuellen Lösungen führen soll. Jede Stadt ist anders und braucht andere Maßnahmen.
Die Gudensberger Bürgerinnen und Bürger werden die Möglichkeit bekommen, ihre Sicherheitsbedürfnisse in lokale Maßnahmen einfließen zu lassen, versprechen Polizei und Stadtverwaltung. „Besonders von der Beteiligung unserer Bürgerinnen und Bürger versprechen wir uns wichtige Hinweise und Anregungen für Sicherheitsmaßnahmen“, so Börner. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet, um auch die Ergebnisse evaluieren zu können.
Polizeipräsident überreicht KOMPASS-Starter-Set
Herr Stelzenbach beglückwünschte Herrn Bürgermeister Börner als neue KOMPASS-Kommune und überreichte dem Stadtoberhaupt das KOMPASS-Starter-Set. Darunter auch die KOMPASS-Plakette, die für den Start der Zusammenarbeit mit dem Land Hessen steht und dokumentiert, dass Gudensberg Teil der hessischen Sicherheitsinitiative ist.
„Die Stadt Gudensberg darf sich ab sofort KOMPASS-Kommune nennen und steht nun dafür, dass in Kooperation mit der Polizei gemeinsam weiter an der Stärkung der Sicherheit gearbeitet wird“, so Polizeipräsident Stelzenbach bei der Übergabe des KOMPASS-Starter-Sets. Mit dabei war der – seit heute – neue Präventionsbeauftragte des Polizeipräsidiums Nordhessen, Bodo Briewig, der Leiter der Polizeidirektion Schwalm-Eder, Hubertus Hannappel, Dieter Rost, Leiter der Polizeistation Fritzlar, Öffentlichkeitsreferent Markus Bretschneider und Jan Selchow, der das Projekt betreut. Von der Stadt sind Sabine Iffert und Burcin Demircapi eingebunden. (rs)
Foto oben: Das neue Schild fürs Rathaus: Nordhessens Polizeipräsident Konrad Stelzenbach überreicht die Plakette an Frank Börner ©Foto: Rainer Sander | nh24
1 Kommentar
Soweit die Theorie, soviel zur Wahlwerbung der CDU. In der Praxis sieht das dann doch meist etwas anders aus. Wenn Polizeistationen im Schwalm-Eder-Kreis im Schichtdienst nut 2 Streifenwagen, sprich 4 Beamte einsetzen können und man die Größe der jeweiligen Zuständigkeitsbezirke kennt, dann ahnt man schon, dass da etwas nicht zusammenpasst. Manchmal steht nur 1 Streifenwagen zur Verfügung, wenn die Krankheitsrate eben mal kurzfristg gestiegen ist. Aufgrund der Vielzahl von älteren Kollegen Ü50 nicht selten. Schichtdienst mit 12-Stundenschichten fordert halt auch ihren Tribut. Mit 30 steckt man das noch besser weg. Freiwilliger Polizeidienst ist nicht annähernd tauglich, „echte“ Polizisten auch nur ansatzweise zu ersetzen. Es gibt genug Erfahrungen und man ist überwiegend wieder davon abgekommen. Für die Beamten waren sie oft mehr Be-, als Entlastung (dürfen nichts und können nichts). Die auf dem Papier so positive Kriminalstatistik habe ich in der Praxis noch nicht verspürt. Die Arbeit ist nicht weniger geworden, im Gegenteil. Aber, die Landesregierung sollte das nur immer wieder erzählen, vielleicht glaube ich es dann auch. Lt. CDU soll es auch so viele Polizisten geben, wie noch nie in Hessen. Also, auf meiner Dienststelle garantiert nicht. Die Einstellungszahlen sind angehoben worden, aber die, die die Ausbildung nicht beenden, auch. Überhaupt beginnen alsbald, die geburtenstarken Jahrgänge in Pension zu gehen. Diese erschreckend hohe Zahl wird man nicht deckungsgleich ersetzt bekommen. Wenn dann auch noch geprahlt wird, die hessische Polizei sei hervorragend ausgerüstet, dann kommt mir so langsam die Galle hoch. Stimmungskiller seit Jahren ist aber die Tatsache, dass die hessische Besoldung bundesweit ganz hinten rangiert. Frühere Nullrunden oder 1 %-Erhöhungen in Hessen widersprechen der Lobhudelei der Landesregierung auf ihre Polizei. Lohnkürzung durch Anhebung auf die 42-Stundenwoche ohne Lohnausgleich war der tatsächliche Dank. Weihnachtsgeld gekürzt, Urlaubsgeld und Zulagen gestrichen. Was von der SPD und den Grünen in den Neunzigern mit der Einführung der zweigeteilten Laufbahn so hoffnungsvoll und motivierend begann, wurde schließlich von der CDU torpediert, weil man das nicht wollte, aber notgedrungen zu Ende führen musste. Heute bedeutet das vor allem für junge Beamte, dass man in Hessen kaum Perspektiven und Aufstiegschancen hat. Wie es besser geht, zeigen der Bund und die allermeisten anderen Länder. Wir haben junge fähige Kollegen und für die allermeisten gibt es jahrzehntelang nach dem Oberkommissar keine Beförderung mehr. Das darf nicht sein. Leistungsanreize braucht man, sonst läuft der Laden nicht. Nächsten Monat ist Wahl in Hessen. Raten sie mal, welche Partei der hessische Polizist in seiner überwiegenden Mehrzahl wohl nicht wählen wird.
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