GROß-EICHEN. Die Herausforderungen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im ländlichen Raum beschäftigten die Mitglieder des Arbeitskreises Verkehr der SPD-Fraktion im Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV) bei einem gemeinsamen Austausch mit dem Busunternehmen Philippi vor Ort in Mücke Groß-Eichen.
„Unser Ziel ist bezahlbare Mobilität. Nachhaltig, leicht nutzbar und in der Fläche verfügbar. Dazu bedarf es erheblicher Anstrengungen von allen Beteiligten“, sagte der Vorsitzende des SPD-Verkehrsarbeitskreises Swen Bastian. Verkehrsangebote im ländlichen Raum müssten attraktiver gemacht werden. Bei dieser herausfordernden Aufgabe dürfe das Land seine Kommunen aber nicht allein lassen oder sich auf wenige Modellprojekte beschränken, wie dies aktuell der Fall sei, so Bastian.
Im Vorfeld der Neufassung des Nahverkehrsplans wolle sich die SPD Fraktion im ZOV ein umfassendes Bild über die Erfahrungen von Nutzern und Leistungserbringern verschaffen, um fachlich fundierte Entscheidungen treffen zu können. Mit dem Busunternehmen Philippi habe man im Vogelsbergkreis einen Partner, der seit Jahrzehnten die Region kenne und wichtige Impulse aus der Praxis liefern könne. Firmeninhaber Mark Philippi und Volker Tuchan, Geschäftsführer des Landesverbandes Hessischer Omnibusunternehmer, schilderten die Sicht der privaten Unternehmer auf die aktuelle Situation im hessischen ÖPNV. „Für die mittelständischen Unternehmen ist es in den letzten Jahren nicht einfacher geworden. Immer mehr Auflagen, Vorschriften und Vorgaben bedeuten letztendlich für uns höhere Kosten, die wir an die Kunden weitergeben müssen.“, so Tuchan und Philippi.
Im ländlich geprägten Vogelsberg habe der ÖPNV neben der Schülerbeförderung die Aufgabe, die zentralen Orte zu verbinden und Pendler an die Bahn zu bringen, so Mark Philippi. Ein wichtiger Baustein ist hierbei das Anruf-Linien Taxi (ALT). Mit ihm ist es momentan möglich, in jedem Ort mehrmals am Tag Verbindungen in die zentralen Punkte in einer Gemeinde zu schaffen. „Eine Stunde vor der geplanten Abfahrtszeit anrufen, und der ALT kommt. Eigentlich eine einfache Sache für den Nutzer.“, betont Mark Philippi. Trotz steigender Nutzungszahlen ist nach wie vor noch eine gewisse Zurückhaltung zu spüren, viele Kunden würden sich vor dem Anruf scheuen. Von daher sei es angebracht das jetzige Verkehrsangebot auf Verbesserungspotential hin zu überprüfen: „Denkbar sind für mich etwa Modelle mit veränderten Bus-Umläufen, die am Ende trotz einer Verbesserung des Angebots für die Nutzer in den Dörfern nicht unbedingt teurer werden müssen.“, sagte Philippi.
Die momentan vom grünen Verkehrsminister favorisierten „Bürgerbusse“ könnten bestenfalls ein begrenztes Zusatzangebot leisten und kein Ersatz für einen attraktiver zu gestaltenden ÖPNV sein, waren sich die Gesprächsteilnehmer einig. „Ein ÖPNV-Angebot kann nicht dauerhaft und verlässlich im Ehrenamt organisiert werden. Hessen braucht ein integriertes Verkehrskonzept, das die verschiedenen Verkehrsmittel besser vernetzt und zusammenbringt. Dazu muss das Land planbar mehr eigene Mittel in den ÖPNV geben. Kein Ort in Hessen darf abgehängt werden. Mobilität ist für die SPD keine Frage des privaten Geldbeutels, sondern eine Aufgabe öffentlicher Daseinsvorsorge.“, unterstrich Bastian. In besseren Verbindungen zwischen Stadt und Land liege die Lösung für viele Probleme der ländlichen Regionen sowie des Rhein-Main-Gebietes. Deshalb sei das Land gefordert, neue Ansätze in der Verkehrspolitik zu unterstützen und den Ausbau der Verkehrsleistung besonders auch im ländlichen Raum zu forcieren. Durch eine nahtlose Vernetzung von Bus, Bahn, Taxi, Auto und Fahrrad zu einer Mobilitätskette könne es gelingen, die Region besser anzubinden und Verkehrsangebote intelligent auszuweiten. (pm)