ULRICHSTEIN. Gemeinsam mit Dr. Jens Zimmermann, dem digitalpolitischen Sprecher der SPD Bundestagsfraktion, sprach der heimische Landtags-Direktkandidat Swen Bastian über die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung in unserer Region mit Leopold Bach, Bürgermeister der Gemeinde Feldatal, und Thorsten Dampf, dem Inhaber der dampf.it GmbH in Ulrichstein.
„Die rasante Entwicklung bei der digitalen Kommunikation führt auf dem Land wie in der Stadt zu gesellschaftlichen Veränderungen, die politisch klug gestaltet werden müssen. An erster Stelle steht für mich dabei der Breitband- und Mobilfunkausbau sowie die flächendeckende Versorgung mit schnellen Netzen. Gerade für unsere Region ist der umfassende Breitbandausbau zwingende Notwendigkeit und entscheidender Standortfaktor.“, so Bastian.
Beim Besuch der Gemeinde Feldatal unterstrich Bürgermeister Bach, welche Bedeutung eine gute Breitbandversorgung für seine Gemeinde hat. „Wir können nur neue Bürger gewinnen und junge Leute bei uns halten, wenn es in jedem Dorf schnelles Internet gibt.“, so Bürgermeister Bach. Insofern ist er erfreut, dass die Ausbauplanung der Telekom für Feldatal läuft und ein zeitnaher Ausbau erfolgen solle. „Als nächstes möchte ich gerne ein Besucher WLAN in der Gemeindeverwaltung einrichten“, berichtet Leopold Bach. Wenn verbreitete Systeme wie IPSTER verwendet würden, könne über die gegebene Vernetzung auch in der Rhein-Main-Region für Feldatal geworben werden. Feldatal beschäftigt sich derzeit mit dem Förderprogramm „Digitale Dorflinde“, um öffentliche Hot-Spots in den Ortsteilen anbieten zu können. „Die Förderung deckt aber leider nicht die kompletten Einrichtungskosten ab. Und die Folgekosten bleiben wieder einmal komplett bei den Kommunen hängen.“, bedauerte Bach. Während der FTTC-Breitbandausbau im Vogelsberg inzwischen auf einem guten Weg sei, vermisst Dr. Jens Zimmermann in Hessen ein Gesamtkonzept. „Die Digitalisierung verändert die Art, wie wir Leben und Lernen. Die Landesregierung hat kein Konzept, wie dem etwa in den Schulen Rechnung tragen will.“, so Dr. Zimmermann. Der Einsatz von digitalen Lehrmitteln und Apps in den Schulen sei nicht geregelt, hier gebe es in Hessen großen Nachhofbedarf.
Bei der bevorstehenden Versteigerung der neuen 5G Mobilfunklizenzen wolle die SPD andere Wege gehen. „Wir schauen nicht in erster Linie auf möglichst hohe Erlöse, sondern wollen die Auflagen für den Netzausbau erhöhen, um im gesamten Land schnell einen guten Ausbaustandard zu erreichen.“, erläutert Dr. Jens Zimmermann. „Für mich hat absolute Priorität, dass die ländlichen Räume nicht vernachlässigt werden. Mich irritieren die jüngsten Aussagen von CDU-Kanzleramtsminister Helge Braun, wonach das Versprechen eines flächendeckenden Ausbaus weder bedarfsgerecht sei noch zu finanzieren. Ein engagierter Einsatz für den Ausbau in unserer Region klingt anders. Helge Braun ist gut beraten die Forderung einer flächendeckenden Ausbauverpflichtung ernst zu nehmen und auch umzusetzen“, sagte Landtags-Direktkandidat Swen Bastian. „Breitband und Mobilfunk zählt für mich zur Daseinsvorsorge, egal ob hier im Vogelsberg oder in Frankfurt. Daher sehe ich die neue Bundesförderrichtlinie aus Berlin kritisch. Sie sieht zwar eine Erhöhung des Fördervolumens auf 30 Mio. vor, doch bleibt es bei einer fünfzigprozentigen Förderquote. Für finanzschwache Kommunen gerade im ländlichen Raum, ist dies eine enorme Herausforderung, die durch eine Nachbesserung bei den Förderquoten korrigiert werden sollte“, so Bastian.
Im Anschluss besuchten Bastian und Dr. Zimmermann die dampf.it GmbH in Ulrichstein. Geschäftsführer Thorsten Dampf erläuterte die Struktur seiner Firma, die mittlerweile rund 15 Mitarbeiter beschäftigt: „Neben Firmenkunden ist einer unserer Schwerpunkte die Unterstützung von Kommunen im IT Bereich. Von der kompletten IT-Betreuung, Systemaufbau, Remote-Support bis zur Fragen der Digitalisierung stehen wir unseren Kunden zur Verfügung.“, so Dampf. Dabei setze man auf Mitarbeiter, die mit Leidenschaft und Spaß bei der Sache sind. „Bisher sind wir in der Region noch gut fündig geworden. Allerdings merken wir, dass es schwieriger wird, Nachwuchs zu gewinnen.“, betonte Thorsten Dampf. Im laufenden Jahr nehme die Einführung der neuen Datenschutzgrundverordnung einen großen Arbeitsschwerpunkt ein. „Seit Anfang 2018 merken wir bereits, dass unsere Beratungsangeboten enorm gefragt sind. Wir bieten unseren Kunden Hilfe bis hin zu einem externen Datenschutzbeauftragten“, so Dampf.
Gerade für mittelständische Unternehmen im ländlichen Raum sei eine schnelle Breitbandanbindung von enormer Bedeutung. „Tut sich hier nichts, ist der Standort auf Dauer nicht mehr gesichert“, machte Thorsten Dampf deutlich. „Die SPD und Landrat Manfred Görig legen allergrößten Wert auf eine zukunftsfähige Breitbandinfrastruktur gerade auch für unsere Unternehmen und Betriebe. Derzeit laufen die Ausschreibungsverfahren für den Infrastrukturausbau in der gewachsenen Besiedlung mit direkten Glasfaserzugängen für Gewerbestandorte und umliegende Haushalte, sowie die Ausschreibungsverfahren für die Gewerbegebiete.“, erläuterte Bastian. Der SPD-Direktkandidat bemängelte, dass die Ausschreibungsverfahren, die infolge der EU-Binnenmarktsharmonisierung aus wettbewerblichen Gründen unumgänglich seien, bis zu 8 Monaten dauern und den Ausbau im zeitlichen Ablauf damit leider erheblich hinderten. Nach Abschluss der Verfahren werde es im Vogelsbergkreis aber möglich sein für Betriebe wie die dampf.it GmbH Anschlüsse mit bis zu 1 GBit/s bereitzustellen, wenn entsprechende Bandbreiten benötigt würden. (pm)