Landesausländerbeirat hatte nach Baunatal eingeladen
BAUNATAL | WIESBADEN. Europaweit wachsen rechtspopulistische Bewegungen. Ziel ihrer Propaganda sind dabei insbesondere sogenannte ‚Ausländer‘, Juden, Muslime, jedoch auch andere ‚sichtbare‘ Minderheiten.
Mit dieser Feststellung hatte der Landesausländerbeirat (Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessen – agah) nach Baunatal eingeladen. Es geht um nicht weniger, als eine neue Herausforderung für Demokratien in ganz Europa. Auch für Hessen, wie die agah festellt. Schon jetzt ist dies verbunden mit der Zunahme verbaler Angriffe, beispielsweise auf Repräsentanten der Ausländerbeiräte.
Wenn der Holländer Tim van Slobbe als Vorsitzender im Gießener Kreis-Ausländerbeirat von der AfD angegangen wird, wenn der Moslem Enis Gülegen in Frankfurt, der deutsche Tugenden wie die Pünktlichkeit mehr verinnerlicht hat als viele Deutschen und sprachlich mit jedem deutschen Universitätsprofessor mithalten kann, als Gefahr für die kulturelle Einheit gesehen wird, dann sind das Zeichen, dass sich die Verhältnisse für ausländische Mitbürger in der Bundesrepublik verändert haben. Und zwar auch für diejenigen, die schon seit Jahrzehnten hier leben oder aus EU-Staaten kommen, die wir als Urlauber gerne besuchen.
Baunatal ist Einwanderungsstadt seit den 60er Jahren
Die Erste Stadträtin Silke Engler begrüßte, dass die Veranstaltung in ihrer Heimatstadt Baunatal stattfindet, eine klassische Einwanderungsstadt. Hier haben die Gastarbeiter der ersten Generation am Aufbau der Stadt und seiner Industrie mitgewirkt erklärt sie und sie alle sind bestens integriert. Die meisten dürfte man nur noch am Namen als Migranten erkennen. Rassismus beginne in der Nachbarschaft, in den alltäglichen Äußerungen, oft unbedacht, sagte sie.
Christopher Vogel ist im Beratungsnetzwerk für Rechtsextremismus tätig und weiß, dass man mit Rechtspopulisten nicht reden kann. Sie kennen nur noch ein Thema, nach wenigen Gesprächsminuten ist man bei Flüchtlingen angelangt, egal, was das ursprüngliche Thema war. Die Mutter aller Probleme, wie es Seehofer sagte, dominiert inzwischen die politische Realität und überlagert alle anderen – viel wichtigeren – Themen. 88 Prozent wählen in Hessen voraussichtlich nicht die AfD. Wo sind deren Themen, fragt er? (rs)