BAUNATAL-GUNTERSHAUSEN. Es kommt schon mal vor, dass Feuerwehrmänner und -frauen eine Mauer einreißen müssen, um bei einem Einsatz voranzukommen. Nicht so oft geschieht das innerhalb der eigenen Wände.
In Baunatal durfte die Freiwillige Feuerwehr Guntershausen jetzt Hand anlegen, um Platz für etwas Neues zu schaffen. Neben der 1979 erbauten Fahrzeughalle steht ein Funktionsgebäude aus dem Jahr 1998, das inzwischen nicht mehr den Anforderungen entspricht: Zu klein, nicht allen Vorschriften entsprechend und zu wenig Platz für die Aktivitäten einer modernen Feuerwehr.
Für die Erste Stadträtin Silke Engler war es ein Arbeits-Termin in gewohntem Terrain. Neun Jahre lang war sie selbst aktive Feuerwehrfrau in einer Einsatzabteilung der Baunataler Feuerwehr. Entsprechend anders als bei normalen Baustellenterminen als Verwaltungschefin, ist der Tonfall untereinander vor Ort, wenn die Feuerwehrfrau, die alle auch mit Ruß im Gesicht und Asche in Haaren und Klamotten kennen, zum Vorschlaghammer greift.
Mauerfall, um Neues zu schaffen
Zur Sicherheit noch mal nachgefragt, ob sie wirklich richtig vorschlagen darf, ging es gemeinsam mit dem Stadtbrandinspektor und dem Wehrführer, dem 20 Jahre alten Gebäude an den Kragen, beziehungsweise die Substanz. Die schlechten Bodenverhältnisse und die minimal dimensionierte Gründung des bestehenden Gebäudes lassen aus statischen Gründen eine Aufstockung und Erweiterung des Hauses nicht zu, jedenfalls nicht in einem vertretbaren finanziellen Aufwand. Entfernt wird durch die Edermünder Firma Mandt neben dem Anbau auch ein Wandwinkel, der in die Fahrzeughalle hineinragt.
Durch die Veränderung und den Neubau entstehen ein größerer Stellplatz in der Fahrzeughalle, ein getrennter Umkleidebereich für aktuell 24 Männer und fünf Frauen in der Einsatzabteilung, ein rollstuhlgerechtes WC, ein eigener Raum für die Jugendfeuerwehr und das Wehrführerbüro im Erdgeschoss, sowie ein Schulungsraum mit Küche und Ausgabe, außerdem geschlechtergetrennte WCs im neuen Obergeschoss. In der Fahrzeughalle entsteht ein neuer Zugang hinter den Fahrzeugen, aktuell ein Löschgruppen- und ein Mannschafts-Transportfahrzeug. Auch die vorgeschriebene Schwarz-Weiß-Trennung von verschmutzter und gereinigter Einsatzkleidung ist zukünftig gewährleistet.
Unser aller Haus
Silke Engler, für die Baunataler Feuerwehrleute „eine von uns“, betonte, dass ein Feuerwehrhaus weder ein Haus der Stadt, noch eines der Feuerwehr allein ist, sondern wegen seiner wichtigen Funktion im Dorf immer „unser aller Haus“. Nach den großen Sommereinsätzen in Rengershausen und Guntershausen sei es schön, „mal nicht in Einsatzklamotten vor Euch zu stehen“, freute sich die Erste Stadträtin, die es als positiv für die Wehr sieht, dass zunehmend Frauen dabei sind. Es ist jetzt ein fröhlicher Anlass, aber im Ernstfall muss alles gut funktionieren, unterstich Engler die Bedeutung des Neubaus.
Auch dass die Kinder und Jugendlichen mit einem eigenen Raum an die Arbeit der Feuerwehr herangeführt werden können, sei eine zukunftsweisende Entscheidung.
800.000 Euro für die Sicherheit
750.000 Euro investiert die Stadt in den Neubau, zusätzlich kommen 50.000 Euro aus der Bauunterhaltung hinzu. Im Herbst 2019 soll das neue Objekt stehen und funktionieren. Bis dahin, so Kreisbrandinspektor Sebastian Mazassek, wird der Um- und Neubau bei laufendem Betrieb und im Bestand einige Herausforderungen und Überraschungen bescheren. Der geplante Jugendraum sei ein begrüßenswertes Novum für eine kleinere Stadtteil-Wehr.
Stadtbrandinspektor Ralf Seitz erklärte, dass man gut auf die vorübergehenden Einschränkungen vorbereitet sei. Für Guntershausens Wehrführer Jan Norwig war es wichtig, dass die Feuerwehr von Anfang an in die Planung einbezogen wurde. Silke Engler sprach aus, was für die Menschen in Baunatal wichtig ist: „Wir können ruhiger schlafen, weil es Euch gibt!“
Und schließlich hieß es, symbolisch mit dem Abbruch zu beginnen. Bewaffnet mit Vorschlaghammer, Presslufthammer und Brecheisen, hieß es: „Angriff auf das alte Mauerwerk!“ Der eigentliche Abriss erfolgt fachmännisch in der kommenden Woche.
15 Mal Feuerwehrleistungsabzeichen
Bei den Prüfungen zum Feuerwehrleistungsabzeichen auf Kreisebene waren die Baunataler in diesem Jahr erfolgreich und verpassten in Grebenstein nur knapp die Qualifikation für den Bezirksentscheid. Stadtjugendfeuerwehrwart Klaus Ullrich und Norbert Faust hatten die Nachwuchskräfte in gemeinsamen Lerneinheiten auf die Fragebögen vorbereitet. Folgende Abzeichen wurden von Klaus Ulrich und Sebastian Mazassek übergeben:
- Eisern: Fabian Hempel, Tim Röbert und Raphel Geisler
- Bronze: Alexander Ratiner, Florian Schmidt, Alexander Holzapfel, Steven Forster, Etienne Aderhold, Johann Appel und Jannik Böttcher
- Silber: Anne Herdt
- Gold: Marcel Ulrich, Jonas Bahr, Timo Scheiter und Carsten Schmelzer
Klaus Ulrich betonte, dass für das Abzeichen immer auch die ganze Gruppe insgesamt die Leistungsreife nachweisen muss. Der nächste Termin auf Kreisebene ist am 5. Mai 2019. (rs)