MALSFELD. Im ersten Halbjahr 2018 starben bei Verkehrsunfällen in Deutschland 1.474* Menschen. Damit verloren statistisch gesehen zwischen Januar und Juni jeden Tag etwa acht Verkehrsteilnehmer ihr Leben. Innerhalb der Europäischen Union starben im letzten Jahr 25.300* Kinder, Frauen und Männer an den Folgen von Verkehrsunfällen – etwa 70 täglich.
Am Mittwoch war der TISPOL (siehe Hintergrund) Tag ohne Verkehrstote in der EU. So kam es nicht: Bereits auf der ersten Seite der deutschen Polizeimeldungen findet man zwei getötete Motorrad- und einen getöteten Fahrradfahrer. Dies unterstreicht aber nur das Anliegen von TISPOL. Durch einen Tag der Aufklärung soll die Zahl der Unfälle, und damit auch der verletzten und getöteten Verkehrsteilnehmer, nachhaltig verringert werden.
Am Aktionstag „EDWARD“ (European Day Without A Road Death) wurden am Mittwoch auch Verkehrsteilnehmer im Schwalm-Eder-Kreis von Polizisten gestoppt. Am „Elfershäuser Kreuz“ (siehe Hintergrund) stellten Polizisten einen Unfall nach. Ein Fahrzeug lag im Kreuzungsbereich auf der Seite. Die Feuerwehr war noch da, die „Unfallstelle“ weithin sichtbar und von allen Seiten abgesichert. Vor dem Unfallwrack hatten Beamte des Verkehrsdienstes der Polizeidirektion Schwalm-Eder sowie je zwei Beamte der Polizeistationen Melsungen und Fritzlar „Auffangpunkte“ für Verkehrsteilnehmer aufgebaut. Die angehaltenen Verkehrsteilnehmer zeigten durchweg großes Verständnis für das Anliegen der Beamten. Telefonieren oder während der Fahrt auf dem Smartphone Nachrichten schreiben, Drogen und Alkohol am Steuer, riskantes Überholen und überhöhte Geschwindigkeit waren unter anderem die Themen. Dazu kam auch immer der Hinweis, sich im Straßenverkehr defensiv zu verhalten. Dies alles geschah ohne den erhobenen Zeigefinger. Vielmehr zeigte die Beamten Fingerspitzengefühl, waren locker und ließen auch mal fünf gerade sein. Dabei kam es am Mittwochnachmittag auch durchaus zu außergewöhnlichen Situationen. Als beispielsweise ein Fahrschüler auf einem Motorrad unter den Augen der Beamten ein Stoppschild missachtete. Einen „Anschiss“ erhielt der junge Mann erst vom folgenden Fahrlehrer über Funk und dann musste er sich auch noch von einem Beamten anhalten lassen.
Insgesamt stoppten die Polizisten am Mittwoch 126 Pkw-Fahrer.
Hintergrund „Elfershäuser Kreuz“
Einen nach Definition „echten“ Unfallschwerpunkt gibt es im ganzen Schwalm-Eder-Kreis nicht. Dafür aber einige gefährliche Kreuzungen. Das „Elfershäuser Kreuz“ zwischen Ostheim und Elfershausen gehört zu diesen Kreuzungen. Bei einem Unfall (Foto) im März 2015 wurde ein 80 Jahre alter Autofahrer so schwer verletzt, dass er zwei Wochen später in einer Klinik verstarb. Der unfallverursachende Lkw-Fahrer (damals 51) konnte sich nicht erklären, warum er das dortige Stoppschild übersehen und ungebremst gegen den Pkw des Mannes geprallt war. Ein Gericht verurteilte ihn wegen fahrlässiger Tötung zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. In den vergangenen dreieinhalb Jahren ereigneten sich am „Elfershäuser Kreuz“ insgesamt 13 Unfälle mit einer getöteten Person, einer schwer- und 15 leicht verletzten Personen sowie einem Gesamtschaden von gut 750.000 Euro.
Hintergrund Tispol
TISPOL ist ein europaweites Polizeinetzwerk, das die Zahl der Verkehrsunfallopfer senken will. TISPOL steht für „Traffic Information System Police“. Hervorgegangen aus einem Zusammenschluss von Verkehrspolizeien der Mitgliedsländer der Europäischen Union, handelt es sich um eine Nicht-Regierungsorganisation mit Hauptsitz in London. Dieses europäische Verkehrspolizei-Netzwerk hat die Aufgabe, europaweit nationale Aktionen zur Durchsetzung der Vorschriften im Verkehrssektor zu koordinieren. Hauptziel ist die Reduzierung der auf Europas Straßen Getöteten und Schwerverletzten. (Quelle: Polizei)
*Quelle der Unfalltoten: Statistisches Bundesamt (https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2018/08/PD18_310_46241.html) und Europäische Kommission – Vertretung in Deutschland (https://ec.europa.eu/germany/news/20180410-strassensicherheit_de)
Die Aktion der Polizeidirektion Schwalm-Eder unterstützen die DLRG Fritzlar, von der das Unfallauto stammt, und die Landesfeuerwehrschule in Kassel, die das Feuerwehrauto stellte. (wal)
1 Kommentar
Ständig bekommt die Polizei solche Alibiveranstaltungen aufgedrückt, dabei haben wir gar nicht ausreichend Personal und Zeit, für diesen von oben verordneten Quatsch. Mehr Schein als Sein. Für ordentlich gemachte und vor allem regelmäßige Verkehrskontrollen fehlt es überall an Personal, besonders beim Verkehrsdienst.
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