Blühstreifen gegen das Artensterben in Baunatal
BAUNATAL. Zum deutschlandweiten Tag der Nachhaltigkeit, traf man sich in Baunatal am 6. September an einem der nachhaltigsten Orte der Stadt, in der Waldstation. Viele Gäste nutzten die Gelegenheit gleich vier Vorträge zum Thema Blühstreifen und Artenschutz zu hören.
Alle Kinder, so Silke Engler, Erste Stadträtin, sind im Laufe ihres Kindergartenlebens hier zu Gast und erfahren dann vom Achim Käse und dem Team der Station am Waldrand des Baunsberges, alles über die heimischen Pflanzen- Tier- und Insektenarten. Aber eigentlich ist die ganze Stadt nachhaltiger geworden, wenn man den Erfolg der Baunataler Blühmischung dafür zugrunde legt. Die stand dieses Jahr im Mittelpunkt des besonderen Tages.
Dass ein Artensterben stattfindet, konnte Regina Braunewell, Landschaftsplanerin der Stadt Baunatal in einem Vortrag erklären. Untersuchungen bei der Vogelpopulation belegen einen Rückgang über 24 Jahre, seit Beginn dieser Aufzeichnungen. Eine Folge des Insektensterbens. Ein unmittelbarer Zusammenhang wird bei Vogelarten offensichtlich, die von einer einzigen Insektenart leben. Verschwindet das Insekt, verschwinden auch die Vögel. Die bestäubenden Insekten haben sich um 30 Prozent verringert, im Bereich der Landwirtschaft sogar um 50 Prozent. Das bestätigte im Schlussvortrag auch der Vorsitzende des Imkervereins Kassel, Lucas Pfannkuche. Die Honigbiene, so der 23-jährige Theologiestudent aus Habichtswald mit Bienenvölkern im Kasseler Stadtgebiet, habe ihre Lobby, aber die Wildbienen seien oft viel wichtiger. Die nicht unbedingt staatenbildenden Insekten, sind auch bei niedrigen Temperaturen aktiv und das dort, wo es die Imker nicht sind. Wenn von 560 Arten, die auch der Fachmann nur bei genauer Untersuchung unterscheiden kann, eine fehlt, fällt das zunächst nicht überall auf.
Baunataler Blühmischung – Gemeinschaftsidee von Stadt, Landwirten und bdks
Die Baunataler Blühmischung, so Silke Engler, ist von der Stadt Baunatal zusammen mit der Baunataler Diakonie (bdks), den Baunataler Landwirten und dem Landesbetrieb Landwirtschaft zum Erhalt der Artenvielfalt entstanden. 5.000 Tüten wurden verteilt und die meisten davon ausgesät. Auch die Stadt hat die Blühmischung gepflanzt und erst nach zwei Bränden und dem Zwang zum Wassersparen das Gießen öffentlicher Anlagen eingeschränkt. Aber die Fachleute waren sich einig, dass die Blühmischung auch in einem trockenen Sommer etwas bewirkt.
Martina Behrens vom Landesbetrieb Landwirtschaft und Roland Luckhardt, Ortslandwirt aus Hertingshausen schilderten die Maßnahmen der Landwirtschaft, um Blühstreifen anzulegen. Sie verwiesen aber auch auf den hohen bürokratischen Aufwand, den ein Bauer dafür betreiben muss. Er könnte noch mehr tun, wäre es leichter, verriet Luckhardt schmunzelnd, der dennoch, wie seine Kollegen, die Aktivitäten ausweiten will, um den Artenschutz zu unterstützen.
Drei Preisträger bekamen Insektenhotel
Auf dem Programm stand auch die Preisübergabe an die drei Gewinner des Fotowettbewerbs, bei dem es darum ging, die Baunataler Blühmischung bildlich in Szene zu setzen. Silke Engler überreichte, Silke Krug und Dennis Blum als Sieger jeweils ein Insektenhotel aus der Produktion der bdks-Werkstätten und ihr Siegerbild gerahmt zur Erinnerung. Und zum Abschluss gab es verschiedene Honigsorten zum Probieren auf heimischem Bäckerbrot. (rs)