ALSFELD. Zum traditionellen Sommerinterview hat die Kreisbereitschaftsleitung des Deutschen Roten Kreuzes am Dienstag eingeladen. Im halbjährlichen Resümee zogen Ulf Immo Bovensmann, Andreas Fischer und Thorsten Ellrich schon jetzt eine beindruckende Bilanz für die Ehrenamtlichen in den neun Bereitschaften und dreizehn Ortsvereinen.
Mehr als 54.000 Stunden wurden von den rund 450 Helfern in diesem Jahr schon geleistet, doch die Zahl der Aktiven im DRK nimmt weiter ab. „Ehrenamtliches Engagement ist nicht mehr selbstverständlich“, so Kreisbereitschaftsleiter Ulf Immo Bovensmann. Flexiblere Arbeitszeiten und mehr Freizeitangebote nannte er unter anderen als mögliche Gründe. Dennoch zeigten sich die Kreisbereitschaftsleiter Bovensmann und Fischer sowie der Kreisgeschäftsführer Ellrich für die Attraktivität des Ehrenamtes im DRK überzeugt. „Für jeden der sich einbringen möchte, haben wir ein Angebot für die Hilfe am Nächsten“, warb Ellrich. Derzeit reicht das Alter der Helfer im Kreisverband von 6 bis 95 Jahren, beispielsweise im Jugendrotkreuz oder im Blutspendedienst. Die Ehrenamtlichen im DRK erfahren Unterstützung durch insgesamt 5.700 Fördermitglieder im Verbandsgebiet, doch die Zahl der Förderer ist seit Jahren sinkend.
Bei gut einem Dutzend Einsätzen waren die Bereitschaften des DRKs gefragt, meistens im Zusammenhang mit Vegetationsbränden oder Unwettern. So wurden bei dem großen Waldbrand zwischen Kirtorf und Homberg mehr als 80 Feuerwehrleute für 18 Stunden verpflegt und sanitätsdienstlich abgesichert. Dazu waren zwanzig Rotkreuzhelfer aus Alsfeld, Atzenhain, Homberg, Kirtorf und Mücke im Einsatz. Ähnlich zeigte sich die Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes bei einer Schlammlawine in Maulbach, bei einem Großbrand in Ober-Ofleiden und bei einem Gasaustritt in Ober-Seibertenrod. Im Juni wurde das DRK durch ein Unglück selbst getroffen, ein Unwetter mit Starkregen setzte die Unterkunft des Kreisverbandes, des Ortsverbandes und der Rettungswache in Alsfeld unter Wasser. „Die Schäden für den Orts- und Kreisverband waren glücklicherweise gering, stark betroffen war jedoch die Rettungswache“, so der DRK-Kreisgeschäftsführer. Laut seinen Angaben wurden mehrere Medizingeräte sowie ein Sanitätsmittelbevorratungssatz für Katastrophenlagen unbrauchbar.
Für den Blutspendedienst wurden von den Ehrenamtlichen insgesamt 4.380 Stunden geleistet, rund 2.700 Menschen konnten bei 32 Terminen in nahezu jeder Gemeinde zum Aderlass motiviert werden. Für schnelle Erste Hilfe sorgten die Bereitschaften bei mehr als 60 Sanitätsdiensten, nicht nur im Kreisgebiet. So halfen die Rotkreuzhelfer auch bei dem Marathonlauf Ironman in Frankfurt oder dem Musikfestival Nature One in Pydna.
Für den Bereich der Ausbildung hoben Bovensmann und Fischer die Ausbildung von insgesamt 500 Teilnehmern im Bereich des Katastrophenschutzes hervor. Bei mehreren Übungen trainierten die DRK-Einsatzkräfte ihre Schlagkraft, besonders hervorgehoben wurden die Waldbrandgroßübungen der Gemeinde Mücke und des Vogelsbergkreises. Alle verfügbaren Einheiten des DRK-Kreisverbandes waren jeweils vor Ort. „Das DRK hat bei diesen Übungen seine Verpflegungsstärke gezeigt, wir sind für solche Einsätze gewappnet“, machte Vize-Kreisbereitschaftsleiter Fischer deutlich. Besonders die DRK-Bereitschaft aus Atzenhain sei unter der Leitung von Frank Schäffer für solche Einsätze prädestiniert. Die Ausrüstung und Ausbildung dieser Einheit ermögliche binnen kürzester Zeit die Verpflegung von bis zu 250 Menschen. „Und das unter der Beachtung der Ansprüche der heutigen Zeit“, hob Kreisbereitschaftsleiter Bovensmann hervor. Aktuelle Hygienevorschriften würden beispielsweise durch moderne Technik mit Laserthermometern eingehalten.
Aus Sicht der Kreisbereitschaftsleitung ist es ein werdender Trend, dass sich die Ehrenamtlichen verschiedener Behörden und Organisationen annähern. Dahingehend zeigten sich die Kreisbereitschaftsleiter erfreut, dass nun alle Helfer im Katastrophenschutz die Möglichkeit für die Gewährung von Anerkennungsprämien zugesprochen wurde. Wie bei den freiwilligen Feuerwehrleuten will das Land Hessen nun auch an DRK-Helfer Prämien für 10- bis 40-jährigen aktiven Dienst im Katastrophenschutz verleihen. Zur Einführung sollen auch Helfer berücksichtigt werden, die bereits mehr als vierzig Jahre aktiv sind. „Wir freuen uns über die Wertschätzung und das nun alle Helfer auf die gleiche Stufe gebracht werden“, so Bovensmann und Fischer. Die ersten Prämien sollen im Winter diesen Jahres ausgesprochen werden.
Zur technischen Ausstattung teilte die Kreisbereitschaftsleitung mit, dass bei dem Betreuungszug im September ein neues Einsatzfahrzeug stationiert wird. Zudem wurden bereits im Alsfelder Katastrophenschutzlager weitere Hilfsmittel auf Rollwagen stationiert. Insbesondere die Kapazitäten für Feldbetten, Decken und Zelte wurden unter der Leitung von Zugführer Jürgen Geißler erweitert. „Im Vogelsbergkreis werden aber auch Feldbetten, Zelte und Nahrungsmittel dezentral gelagert, um im Notfall über einen längeren Zeitraum zu helfen“, so die Kreisbereitschaftsleiter. Ihr Fazit nach mehrstündigem Interview: „Eine Sommerpause hat sich für die Kreisbereitschaftsleitung wie in den Jahren zuvor nicht ergeben“. (pw)