Vortrag des Autors von „Rettet das Spiel!“ Dr. Chr. Quarch in der Kulturhalle in Ziegenhain
ZIEGENHAIN. Der Mensch spielt öfter, als er denkt. Bevor der erwachsene Mensch handelt, überlegt er zunächst wie das, was er vorhat, verwirklicht werden kann.
Er spielt gedanklich verschiedene Möglichkeiten zur Lösung eines Problems, zur Realisierung einer Absicht durch. Als Kind tat der Mensch genau dasselbe. Nur werden, aufgrund noch nicht soweit entwickelter Vorstellungskraft, die Möglichkeiten weniger gedacht, dafür jedoch praktisch erprobt. Ganz gleich ob beim Ausräumen der Kochutensilien aus dem Küchenschrank oder dem Spielen mit anderen Kindern.
Lediglich die Spielweise vom Kind zum Erwachsenen hat sich verändert.
Homo ludens – der spielende Mensch. Das spielerische Erproben dessen, was alles geht, ob praktisch oder gedanklich in der Vorstellung, ist die entscheidende Voraussetzung dafür, dass der Mensch sich selbst als denkendes Wesen erlebt. Die Lernpsychologen nennen das „selbstorganisiertes, intrinsisch gesteuertes Lernen“. Und diese Art des Lernens, sagen sie, ist entscheidend dafür, wie gut sich ein Menschenkind später in der Welt zurechtfindet. Ein Kind, das ständig unterrichtet und „frühgefördert“ wird, kann nicht mehr selbst lernen, weil ihm keine Zeit zum Spielen, zum Erproben und Ausprobieren, zum selbstorganisierten Lernen, mehr bleibt.
Der Homo ludens steht heute in der Gefahr vom Homo oeconomicus, dem wirtschaftenden Menschen, verdrängt zu werden. Auch das Spiel kann für bestimmte Zwecke missbraucht und bestimmte Absichten verdorben werden.
Wenn sich der Mensch, trotz aller Effektivität, Funktionalität, Produktivität und Profitabilität, einsam, unglücklich und ausgebrannt fühlt, wenn Unrast und psychische Krankheiten sich breitmachen, merkt er, dass etwas fehlt oder verloren gegangen ist.
Überlagern ökonomische Interessen unsere Spielwelten geht es nicht mehr ums Gewinnen und Verlieren, sondern um Gewinn und Verlust, siehe Sportveranstaltungen oder wenn Spiel zum Konsumartikel verkommt.
Der Hirnforscher Prof. Gerald Hüther und der Philosoph Dr. Christoph Quarch haben das Buch „Rettet das Spiel!“ geschrieben, weil sie, nach eigenen Aussagen, um den Fortbestand unserer Kultur besorgt sind und der Funktionalisierung und Ökonomisierung unseres Lebens Einhalt gebieten wollen.
Dr. Christoph Quarch referiert am Freitag, den 14. September 2018, auf Einladung der Fachschule für Sozialpädagogik des BerufsschulCampus Ziegenhain, in einem öffentlichen Vortrag in der Kulturhalle Ziegenhain zum Thema „Rettet das Spiel!“.
Beginn 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Unterstützt und mitgetragen wird die Veranstaltung u.a. vom Förderkreis Kinder in Schwalmstadt e.V und vom Lions-Club Schwalmstadt. (pm)