MELSUNGEN. 30 Minuten lang tat sich die MT Melsungen in der ersten Runde des DHB-Pokals gegen den HC Rhein Vikings schwer, setzte sich aber nach zwei grundverschiedenen Halbzeiten schließlich ganz klar mit 33:22 (14:14) durch. Dabei wäre der Zweitligist um ein Haar mit einer überraschenden Führung in die Pause gegangen.
Nach dem Seitenwechsel spielte Melsungen seine Qualitäten aus und schaffte schnell klare Verhältnisse. Immer wieder aus einer stabilen Abwehr kommend und mit vielen Toren aus dem schnellen Umschaltspiel. Profiteur war Tobias Reichmann, der sein persönliches Torkonto in zweistellige Höhen schraubte. Julius Kühn war sieben Mal erfolgreich. Für die Vikings trafen Ivan Milas sechsmal und Philipp Pöter fünfmal ins Netz. In der zweiten Runde, die am Sonntag ab 16 Uhr ebenfalls in der Melsunger Stadtsporthalle ausgetragen wird, heißt der Gegener ThSV Eisenach. Die Thüringer setzten sich mit 33:25 (19:13) gegen den Longericher SC durch.
Der Favorit aus Nordhessen tat sich schwer in den Anfangsminuten. Gegen die sehr offensiv stehende 6:0-Deckung der Rheinländer fiel das Durchkommen nicht leicht, auch wenn Julius Kühn der erste Treffer der Partie aus der zweiten Reihe gelang. Danach war aber minutenlang erst einmal laute. Zweimal scheiterte Yves Kunkel über Linksaußen an Torhüter Vladimir Bosic, einmal traf Michael Müller das Gebälk. Besser machte es der Zweitligist und ging durch Neuzugang Ivan Milas sowie Rechtsaußen Nils Artmann mit 2:1 in Führung (8.).
Erst nach elf Spielminuten gelang wiederum Julius Kühn mit dem 4:3 die nächste Führung für die MT. Fortan legte der Favorit vor, auch wenn jeder Erfolg viel Vorbereitung brauchte. Viel ging über Marino Maric am Kreis, der aber seine Mühe hatte, eine Lücke gegen den HC-Innenblock mit Mladin Kozina und Ivan Milas zu reißen. Einen Siebenmeter holte er zuvor bereits heraus, ein Tor gelang ihm und einmal scheiterte er hart bedrängt im Fallen an Bozic. Nutznießer war zweimal Tobias Reichmann, der erst den fälligen Siebenmeter verwandelt hatte und danach dann mit dem reaktionsschnell gesicherten Abpraller erfolgreich war. Das 7:6 machte Maric schließlich wieder selbst (15.).
Wer dachte, die Partie nähme ihren eigentlich zu erwartenden Verlauf, der irrte. Im Gegenteil holte sich der Zweitligist den Vorteil zum 8:7 durch Ivan Milas zurück (17.). Nicht nur, dass dieser Vorsprung gehalten wurde, wiederum Milas erhöhte nach 23 Minuten gar auf 12:10 und sorgte für ungläubiges Kopfschütteln auf den Rängen. Auf 13:14 kamen die Melsunger, die zwischenzeitlich schon Johan Sjöstrand an Stelle des unglücklich agierenden Nebojsa Simic gebracht hatten, durch Tobias Reichmanns Siebenmeter wieder heran. Drohten jedoch zehn Sekunden vor Ende der ersten Hälfte wieder zurückzufallen. Timm Schneider luchste aber Nils Artmann das Leder ab, passte sofort zu Michael Müller in die Mitte, der mit einem langen Ball den nach vorn geeilten Finn Lemke fand. Statt mit zwei Toren Rückstand ging der Favorit etwas glücklich mit einem Remis in die Kabine.
Nach dem Seitenwechsel lief es dann ganz schnell andersherum. Die MT machte Tempo und plötzlich ernst. Der erste gewonnene Ball in der Abwehr führte zum gemeinsam gelaufenen Gegenstoß von Finn Lemke mit Tobias Reichmann, den der Kapitän auf Zuspiel seines Stellvertreters im Kasten versenkte. Danach zeigte der ins Tor zurückgekehrte Simic sein Können und bediente zentimetergenau Reichmann. Das 17:14 entsprang einem Lattentreffer der Vikings und einem weiteren schnell nach vorn getragenen Ball. Julius Kühn sah den völlig freien Felix Danner am Kreis, der keine Mühe mehr hatte (33.).
Die 5:1-Deckung der Nordhessen funktionierte um Klassen besser als noch vor der Halbzeitpause. Auch mit Marino Maric auf der Spitze gelangen reichlich Ballgewinne gegen nachlassende Rheinländer. Die zweite Welle funktionierte und brachte Erfolge durch Julius Kühn sowie Michael Müller, das Gegenstoßspiel klappte nicht minder, bescherte Finn Lemke und Tobias Reichmann Erfolgserlebnisse. Bis auf 22:17 schraubten die Rot-Weißen das Ergebnis hoch, ehe eine Auszeit von Ceven Klatt ihren Lauf zumindest kurzzeitig bremste (42.).
Aus dem Tritt bringen ließ sich der Favorit dadurch jedoch nicht mehr. Im Gegenteil blieb das Konzentrationslevel trotz der Unterbrechung oben, Nebojsa Simic stach seinen sicher ebenfalls nicht schlecht agierenden Gegenüber Mikkel Moldrup, der den angeschlagen ausgeschiedenen Bozic gut vertrat, klar aus und die Tore aus dem schnellen Umschaltspiel fielen zuverlässig fast im Minutentakt. Nach Tobias Reichmanns 27:19 (50.) nahmen die Vikings ihre letzte Auszeit, nach Reichmanns neuntem Treffer zum 30:20 (55.) waren auch die zehn Tore Differenz geschafft. Der Rest war Formsache gegen den eine Halbzeit sehr gut mithaltenden Zweitligisten, der sich am Ende sicher ein wenig zu deutlich geschlagen geben musste.
Am Sonntag, ab 16:00 Uhr, entscheidet sich, wer ins Achtelfinale des DHB-Pokals einzieht: Bundesligist MT Melsungen oder Zweitliga-Absteiger ThSV Eisenach. Es gibt noch ausreichend Tickets an der ab 14:30 Uhr geöffneten Kasse der Melsunger Stadtsporthalle.
Stimmen zum Spiel
Heiko Grimm: Kompliment an die Vikings, sie haben uns extrem gefordert. Sie haben lange einen echten Pokalfight geliefert, wir nicht. Aber das lag natürlich auch daran, dass wir in der ersten Halbzeit sehr viele Bälle liegen gelassen haben. Morgen geht es mit Eisenach gegen einen untypischen Drittligisten. Sie sind stärker als es scheint. Deshalb hoffe ich, dass wir morgen von der ersten Minute an hellwach sein werden.
Ceven Klatt: Ich bin sehr zufrieden damit, wie wir uns hier präsentiert haben. Wir haben Melsungen in der ersten Hälfte gefordert und uns dabei insgesamt mehr als eine Halbzeit sehr gut verkauft. Über weite Strecken haben wir diszipliniert gespielt, so dass ich trotz unserem Ausscheiden, das man ja erwarten konnte, mit unserem Auftritt zufrieden bin.
Statistik
MT Melsungen: Simic (11 Paraden / 16 Gegentore), Sjöstrand (2 P. / 6 G.); Maric 4, Kühn 7, Lemke 4, Reichmann 10/2, Ignatow, Kunkel, Mikkelsen, Danner 2, P. Müller, Schneider, Birkefeldt 3, M. Müller 2, Pavlovic 1. – Trainer Heiko Grimm.
HC Rhein Vikings: Bozic (7 P. / 12 G.), Moldrup (6 P. / 21 G.); Hoße 3/2, Artmann 1, Pöter 5, Kozlina, Weis 2, Johnen 1, Coric 2, Milas 6/1, Bahn 1, Predragovic, Oelze, Görgen, Middell 1. – Trainer Ceven Klatt.
Schiedsrichter: Colin Hartmann / Stefan Schneider (Magdeburg / Irxleben)
Zeitstrafen: 0 – 10 Minuten (Bahn 2:29, Milas 16:20, Kozlina 22:30, Middell 27:13, Coric 46:09)
Strafwürfe: 2/2 – 4/3 (Hoße scheitert an Simic 50:56)
Zuschauer: 370 in der Stadtsporthalle, Melsungen