BAUNATAL. Bei subtropischen Verhältnissen in der Baunataler Rundsporthalle kam Handball-Bundesligist MT Melsungen zu einem klaren 39:23 (16:12)-Erfolg gegen den GSV Eintracht Baunatal. Das Vorbereitungsspiel war der Höhepunkt beim „Tag des Handballs“, den die Gastgeber erstmals ausrichteten und damit die seit einem Jahr offiziell bestehende Kooperation beider Clubs im Jugendbereich würdigten. Im Vorfeld hatten sich in zwei Spielen bereits Jugendmannschaften aus Baunatal und Melsungen gegenüber gestanden, zum Teil unter interessierter Beobachtung der Profis. Nach je einem Erfolg beider Seiten musste schließlich das Hauptspiel den kleinen Vergleich der Kooperationspartner entscheiden.
Mit der gleich Aufstellung wie zwei Tage zuvor beim Maxi-Lückert-Pokal in Eschwege fehlten auch zum Kräftemessen mit dem GSV Eintracht Baunatal anlässlich des ersten Tages des Handballs in Baunatal in Michael Allendorf, Tobias Reichmann, Lasse Mikkelsen und Dimitri Ignatow vier Akteure im Aufgebot des Bundesligisten. Co-Trainer Arjan Haenen, der erneut die verwaiste Rechtsaußenposition besetzte, gesellte sich nach einem unglücklichen Sturz auf die Hüfte bei seinem Tempogegenstoß zur 2:1-Führung (5.) einstweilen dazu und nur Augenblicke später rutsche Timm Schneider spektakulär in den Zeitnehmertisch, konnte aber nach kurzer Schrecksekunde weitermachen.
Wie schon gegen Elbflorenz Dresden hatten die Melsunger Mühe, in die Partie hineinzukommen. Baunatal spielte frech auf, zeigte keinerlei Respekt und erspielte sich trotz eines gut aufgelegten Johan Sjöstrand nach erfolgreich abgeschlossenen Tempogegenstößen durch Sven Vogel und Felix Geßner eine 4:2-Führung (8.). Die allerdings nicht lange hielt, weil Michael Müller als neuer Rechtsaußen glänzte, aus spitzem Winkel den Anschluss und gleich darauf via Tempogegenstoß den Ausgleich zum 5:5 erzielte (12.). Nur einmal noch vermochte Baunatal in Führung zu gehen, dann machte die MT ernst. Je zweimal Simon Birkefeldt und Yves Kunkel sowie einmal Finn Lemke stellten auf 10:6 (17.).
Danach schaltete der Erstligist erst einmal wieder kräftig zurück. Baunatals Linksaußen Felix Geßner präsentierte sich stark und leitete mit zwei Toren die kleine Aufholjagd der Gastgeber ein. Die schlossen durch Kevin Trogisch sogar zum 12:13 auf (25.), hatten damit ihr Pulver aber verschossen. Noch zweimal Michael Müller und Felix Danner warfen recht locker den Pausenstand heraus.
Nach dem Seitenwechsel herrschten alsbald klare Verhältnisse. Zu verdanken war das vor allem Marino Maric, der am Kreis überhaupt nicht unter Kontrolle zu bringen war. Fünfmal in nur elf Minuten landeten Würfe von ihm im mittlerweile von Marian Mügge gehüteten Baunataler Gehäuse. Weil sich als Torschützen noch Domagoj Pavlovic, Yves Kunkel und Julius Kühn dazu gesellten, prangte von der Anzeigetafel ein deutliches 24:13 (41.). Denn nicht nur vorn war mächtig Zug drin, sondern auch die Deckung der Rot-Weißen mit Nebojsa Simic dahinter hielt dicht.
Ein weiteres kurzes Durchschnaufen der Profis nutzten die Volkswagenstädter, um auf 27:20 zu verkürzen (48.). Aktivposten dabei waren immer wieder Linksaußen Felix Geßner und Rückraumschütze Kevin Trogisch, die gemeinsam am Ende weit mehr als die Hälfte aller Baunataler Tore auf sich vereinigen konnten. Florian Weiß, ehemals Stütze der Melsunger Bundesliga-A-Jugend, setzte auf seinen raffinierten Heber aus der Hälfte eins noch ein Tor vom Kreis drauf, ehe er bei der Landung nach einem Sprungwurf umknickte und mit einer Außenbandverletzung das Spielfeld verlassen musste.
Die letzten zwölf Minuten gehörten dem Bundesligisten, der mit Macht auf eine klare Distanzierung des zwei Spielklassen tiefer beheimateten Gegners drängte. Mit Hintergrund, wie Trainer Heiko Grimm nach dem Schlusspfiff verriet: durch die deutliche Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit verdienten sich die Profis einen freien Tag. Doch auch die Art und Weise, wie die Treffer zum Teil herausgespielt wurden, sorgte für Raunen auf der Tribüne. Ob vom eigenen Kreis ins verlassene Gegnertor wie Yves Kunkel oder per Kempa-Trick in die Maschen wie Michael Müller – es wurden noch einige Kabinettstücke präsentiert. So dass am Ende nicht nur ein freier Tag für die Profis heraussprang, sondern auch eine mehr als gelungene zweite Hälfte, die die Fehler der ersten fast vergessen machte. Allein der 40. Treffer wollte nicht mehr gelingen. Simon Birkefeldt startete drei Sekunden vor Schluss noch einen Versuch, setzte das Leder aber am langen Pfosten vorbei.
Stimmen zum Spiel
Heiko Grimm: Die erste Hälfte war wieder durchwachsen. Ich glaube, die Mannschaft braucht jetzt auch mal eine Pause um wieder frisch zu werden. Der Anfang war nicht zufriedenstellend. Gefühlt nimmt sich jeder Spieler mal einen Fehler raus und das summiert sich dann schnell auf zehn hoch. Es war etwas undiszipliniert. Wir haben das in der Halbzeit ganz deutlich angesprochen und klargestellt, dass jeder seine gegebene Aufgabe zu 100% zu erfüllen hat. Außerdem habe ich gesagt, dass wenn jeder sein Ding macht, wir voll durchziehen und die zweite Hälfte mit mehr als zehn Toren gewinnen, gibt es morgen frei. Die Jungs haben sich ihren freien Tag also selbst verdient. Der anlass des Spiels hat für mich natürlich in Vorbereitung auf eine wichtige Saison nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Grundsätzlich ist die Kooperation zwischen Melsungen und Baunatal aber super. Ich habe das auch schon in der Schweiz gesagt. Von der guten Ausbildung der Spieler beim „größeren“ Verein profitieren die Herkunftsvereine, wenn sie ihre Spieler verbessert zurückbekommen. Der beste Fall ist natürlich, wenn es einer dieser Jungs schafft, sich nach oben durchzusetzen.
Finn Lemke: Das war für uns eine weitere wichtige Trainingseinheit. Wir hatten und vorgenommen, stark aufs Gaspedal zu drücken. Dann sind wir aber nicht gut reingekommen und haben Fehler produziert, was aber auch dem Tempo geschuldet war. In der zweiten Hälfte konnten wir gegen einen nachlassenden Gegner davonziehen. Vorher hatten wir uns auch das Spiel unserer C-Jugend schon gemeinsam angeschaut. Wir müssen uns bemühen zu zeigen, dass wir alle zusammengehören. Alle, die das entsprechende Trikot tragen, gehören dazu. Die Identifikation muss beidseitig sein. Also nicht nur die Jungs sollen zu uns aufsehen, sondern auch wir müssen uns mit der Jugend identifizieren. Und für solche Prozesse sind Veranstaltungen wie diese heute sehr gut.
Florian Weiß (Baunatal, ehemaliger MT-Jugendspieler): Es war heute ja nicht das erste Mal, dass ich gegen meinen alten Verein auflaufen durfte. Das hatten wir letzte Saison auch schon. Grundsätzlich macht es immer viel Spaß, gegen Bundesligisten zu spielen. Da ist viel mehr Dampf drin. Und wir haben in der ersten Hälfte gut dagegen gehalten und sowohl vorne als auch hinten einige schöne Aktionen gehabt. In der zweiten Halbzeit haben wir leider zu viele Bälle leichtfertig weggeworfen. Insgesamt fühlte es sich durch die bestehende Kooperation etwas enger an, gegeneinander anzutreten. Aber vorrangig muss man die Partie als Spieler natürlich als Vorbereitung auf die neue Saison sehen. (pm)