ESCHWEGE. Vor über 700 Zuschauern in der sehr gut gefüllten Sporthalle des Eschweger Oberstufengymnasiums feierte die MT Melsungen im ersten Vorbereitungsspiel in heimischen Gefilden einen 33:27 (16:18)-Erfolg gegen den Zweitligisten HC Elbflorenz Dresden.
Anlass der Begegnung war der „Maxi-Lückert-Pokal“. Eine Veranstaltung zum Gedenken an den 2010 im Alter von 23 Jahren während eines Trainingsspiels verstorbenen Handballer des TSV Eschwege.
Auch diesmal hatten die Initiatoren Christian Schröder und Matthias Eisenhuth, den viele Melsunger Handballfans als Sekretär am Zeitnehmertisch bei Bundesliga-Spielen der MT kennen, alles für ein echtes Handballfest getan. Bereits zum zweiten Mal suchten sie den Kontakt zu den Bartenwetzern als Zugpferd und stießen dort wieder auf offene Ohren. Vor allem, weil sämtliche Erlöse aus der Begegnung einem guten Zweck zufließen. In diesem Jahr gehen alle Einnahmen des Maxi-Lückert-Pokals an das Elternhaus krebskranker Kinder sowie das Kinderhospiz Eschwege. Ehrensache, dass beide beteiligten Handballteams auf jede Form von Gage für ihren Auftritt verzichteten.
Sportlich ging es trotz des zugrunde liegenden Wohltätigkeitsgedankens qualitativ hochwertig zu. Auch wenn MT-Trainer Heiko Grimm auf die angeschlagen aus dem Trainingslager in der Schweiz zurückgekehrten Tobias Reichmann, Michael Allendorf und Lasse Mikkelsen verzichten musste und die beiden Youngster Dimitri Ignatow und Fin Backs bei der U20-Weltmeisterschaft weilten. Dabei waren jedoch seine Neuzugänge Domagoj Pavlovic, Yves Kunkel und Simon Birkefeldt, die ihr Können damit erstmals den heimischen Fans präsentieren konnten.
Zwei davon, Kunkel und Birkefeldt, standen in der Anfangsformation. Der Däne war auch sofort im ersten Angriff der MT erfolgreich und egalisierte die Dresdener Anfangsführung durch Roman Becvar (2.). Der Zweitligist blieb auch in Vorlage, wenngleich zwischenzeitlich Timm Schneider das 3:2 für den Favoriten markierte (5.). Das korrigierten Gabriel de Santis und Robin Hoffmann umgehend zur 5:4-Führung für Elbflorenz (7.).
Tore fielen reichlich in der Anfangsphase, von strukturiertem Abwehrspiel war auf beiden Seiten nicht viel zu sehen. Weil auch die Torhüter nicht auf Touren kamen, rappelte es oft in den beiden Kästen. Zwar ging die MT innerhalb von nur 80 Sekunden nach zwei Toren von Yves Kunkel sowie Arjan Haenen, der in Abwesenheit beider etatmäßiger Rechtsaußen seinen Co-Trainerposten wieder mit der Rechtsaußenposition tauschte, mit 7:5 nach vorn (8.), verlor den gerade geknüpften Faden aber sofort wieder. Dresden egalisierte durch Tim-Philip Jurgeleit und holte sich den Vorteil gar zurück (8:10 Henning Quade, 15.).
Trainer Heiko Grimm bat zur Auszeit, wechselte den kompletten Rückraum mit Michael Müller, Domagoj Pavlovic und Philipp Müller, stellte Felix Danner an den Kreis. Was zunächst für Unordnung und ein Anwachsen des Rückstandes sorgte (9:12 Tim-Philip Jurgeleit, 19.), dann aber doch ein wenig mehr Stabilität brachte. Zweimal Michael, einmal Philipp Müller, dazu zweimal Felix Danner vom Kreis halfen, die Partie zum 15:15 wieder auszugleichen (28.). Ehe die Ostdeutschen bis zum Pausenpfiff noch einmal zulegten und einen knappen Vorsprung mit in die Kabine nahmen.
Nach dem Seitenwechsel kamen mit Johan Sjöstrand im Tor und Julius Kühn auch die letzten beiden bis dahin inaktiven Melsunger zum Einsatz. Kühn führte sich mit einem verwandelten Siebenmeter zum 17:18 ein, Sjöstrand mit einem gehaltenen Strafwurf gegen Jurgeleit. Was Timm Schneider, auf Linksaußen eingesetzt, im folgenden Angriff zum 18:18-Ausgleich nutzte (33.). Arjan Haenen im Gegenstoß und noch einmal Kühn in seiner unnachahmlichen Art im Sprungwurf in den Winkel (35.) drehten das Spiel, weil Sjöstrand schon nach fünf Einsatzminuten ebenso vier Paraden auf seinem Konto hatte wie Simic im gesamten ersten Durchgang.
Der Zug blieb drin im Spiel des Erstligisten, Elbflorenz war schlicht überfordert mit den teils überfallartig vorgetragenen Angriffen der Rot-Weißen. Die lebten von präzisem Passspiel und guten Ideen ihres neuen Spielmachers Domagoj Pavlovic. Sein geniales Anspiel auf Marino Maric führte zum 21:19 (37.), das 24:19 vier Minuten später besorgte er selbst – nach Körpertäuschung in Unterzahl. Da war der Zweitligist rein vom Ergebnis her zwar noch in Reichweite, dennoch aber längst geschlagen.
Melsungen spielte seine technischen und vor allem konditionellen Vorteile in der stickig heißen Halle aus, Dresden zerschellte regelrecht am nun praktisch undurchlässigen Abwehrriegen der Nordhessen. Julius Dierberg hatte drei Strafwürfe verwandelt, Henning Quade einen in Überzahl aus dem Feld gemacht, als Julius Kühn gerade eine Strafe absitzen musste. Das war alles bis zur 50. Minute, in der Arjan Haenen per Tempogegenstoß das 31:22 erzielte.
Die letzten zehn Minuten boten kaum noch Höhepunkte. Zu überlegen die MT, zu weit abgeschlagen der HC Elbflorenz. Was man den Sachsen hoch anrechnen musste: sie ließen sich nicht hängen. Als Melsungen im Gefühl des sicheren Sieges gleich zwei Gänge zurück schaltete, mobilisierten sie noch einmal alle Kräfte. Vier Treffer hintereinander ließen das Ergebnis auf 31:26 zusammenschmelzen (56.), ehe Simon Birkefeldt mit einer feinen Einzelleistung über Halbrechts auch die letzten Zweifel am deutlichen Sieg des Bundesligisten zerstreute (57.).
Stimmen zum Spiel
Heiko Grimm: Das war unser bisher stärkster Gegner in der Vorbereitung. Nur gegen solche Gegner kann man wirklich umsetzen, was man sich erarbeitet hat. Umso auffälliger ist es, dass alles nur an unserem eigenen Engagement lag. Es ist nicht unser Anspruch, gegen Elbflorenz Dresden zu gewinnen, sondern diese 20 Minuten nach der Pause sind der Maßstab, in denen wir klar dominiert haben. Wir haben also nur 20 Minuten gezeigt, was wir wirklich können, und das ärgert mich. Positiv nehme ich aus dieser Phase aber vor allem die gute, aggressive Abwehrarbeit mit. Wir haben die Bälle gewonnen und sind gemeinsam nach vorn gegangen. Das verlange ich über 60 Minuten, das ist unser Job. Als echte Härtetests haben wir jetzt nach dem Spiel am Freitag gegen Baunatal nur noch den Sparkassen-Cup, dann geht es schon los. Mit dem Trainingslager, das hinter uns liegt, war ich zufrieden. Jeder hat mitgezogen und man hat gesehen, dass wir die nötige Qualität besitzen. Jetzt verlange ich von uns zwei Dinge: dass wir alle, ohne Ausnahme, uns voll in den Dienst der Mannschaft stellen und dass wir bis Juni 2019 gemeinsam ein Ziel verfolgen, dass wir noch rechtzeitig vor Saisonstart intern definieren werden.
Michael Müller: Nach den zwei freien Tagen im Anschluss an das Trainingslager haben wir uns auf die vielen Vorbereitungsspiele in unserer Heimatregion gefreut. Es ist schön, uns hier zu Hause präsentieren zu können und nicht immer weit reisen zu müssen. Heute war ein Auftakt, in dem wir uns speziell in der Abwehr einige Dinge vorgenommen hatten, was aber nur phasenweise funktioniert hat. In der zweiten Halbzeit haben wir aber eine ordentliche Partie abgeliefert.
Yves Kunkel: Ich hatte einen guten Start nach meinem Wechsel nach Melsungen und bin sofort voll integriert worden. Als Musikwart habe ich auch gleich ein Amt übernommen, es wird einen guten Mix aus den deutschen Charts geben. So ein Vorbereitungsspiel wie heute ist sehr schwer einzuordnen. Wir sind noch ziemlich am Anfang. Aber auch wenn nicht alles glatt lief sind solche Begegnungen wichtig zu spielen, denn nur so kann man auch Schritte nach vorn machen. (pm)
Das nächste Testspiel:
Fr., 27.07.18, 19 Uhr, GSV Baunatal – MT, Rundsporthalle Baunatal
(anlässlich des Tags des Handballs in Baunatal)