MARBURG. Akustische Blinden-Ampel, abgesenkte Bordsteine und Sprach-Ansagen am Busbahnhof – der Marburger Bahnhof ist ein gutes Beispiel für eine Vielzahl an Maßnahmen, um dem Ziel der Barrierefreiheit näher zu kommen.
Aus diesem Grund lud die heimische Landtagsabgeordnete Handan Özgüven (SPD) am vergangenen Freitag zum Abschluss ihrer Sommertour Thorsten Schäfer-Gümbel, Vorsitzender und Spitzenkandidat der HessenSPD für die Landtagswahl im Oktober, sowie Vertreter des Behindertenbeirats und des Runden Tischs ‚Barrierefreies Bauen‘ sowie interessierte Bürger ein, um das Thema „Barrierefreie Stadt“ in den Fokus zu nehmen. Mit dabei waren auch der Bundestagsabgeordnete Sören Bartol (SPD), die Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk und der ehemalige Bauamtsleiter der Stadt Marburg Jürgen Rausch.
Ziel der Veranstaltung, die am Bahnhofsvorplatz in Marburg startete, war es, die Fortschritte Marburgs im Bereich der Barrierefreiheit vor Ort zu besichtigen, bestehende Probleme und Fehlkonstruktionen direkt in den Blick zu nehmen, um dann in einem anschließenden Gespräch Barrierefreiheit an sich und die Handlungsfelder und –bedarfe des Landes Hessen zu thematisieren.
Vor Ort am Marburger Bahnhof und auf dem Bahnhofsvorplatz wurden bereits umgesetzte Maßnahmen im Bereich Barrierefreiheit und Inklusion begutachtet, doch auch hier ist noch eine Vielzahl von Hindernissen zu bemängeln. Beispielsweise sind die Wasserrinnen teilweise zu steil gebaut, sodass Rollstuhlfahrer*innen hier leicht umkippen können, wenn sie die Straße überqueren möchten. Auch der Tastplan innerhalb des Bahnhofs ist häufig nicht nutzbar, da er verdreckt wird oder Flaschen und Becher darauf abgestellt werden. „Viele Mängel im Bereich der Barrierefreiheit könnten verhindert werden, wenn Betroffene direkt in die Planung einbezogen würden. Es ist teurer, die Dinge im Nachhinein zu verbessern, als von Vorneherein Expertise in den Planungsprozess fließen zu lassen“, merkt ein Teilnehmer an.
In Marburg lässt sich, im Gegensatz zu vielen anderen Städten, ein echtes Bemühen um Barrierefreiheit feststellen. Doch die Ortsbegehung am Bahnhof, gepaart mit den Erfahrungsberichten von Teilnehmern mit unterschiedlichen Krankheiten und Behinderungserfahrungen, zeigte die unterschiedlichen Bedürfnisse und Fehlkalkulationen recht eindeutig auf.
„Barrierefreiheit beschränkt sich nicht nur auf Gesetze und Vorgaben. Ebenso wichtig ist es, dass die Menschen, die diese Vorhaben und Gesetze umsetzen, ausreichend im Themenfeld der Inklusion geschult und sensibilisiert werden“, betonte Thorsten Schäfer-Gümbel.
Auch die gemeinsame Busfahrt zur Geschäftsstelle der SPD zeigte Hindernisse auf, die das alltägliche Leben erschweren. Im anschließenden Gespräch wurde das Themenfeld noch breiter: angefangen bei Normen für Bauvorhaben über inhaltliche Punkte des Bundesteilhabegesetzes, Denkmalschutz, Finanzierung von Ortsselbsthilfegruppen und Teilhabeberatungsstellen wurden die Anliegen der Betroffenen an die Politik deutlich.
„Marburg hat trotz der besonderen topographischen Lage schon viel im Bereich der Barrierefreiheit unternommen. Besonders durch die Gespräche mit den Betroffenen ist mir aber wieder einmal klar geworden, wie viele Baustellen wir hier noch haben. Mein Ziel ist, unseren Landkreis zu gestalten, dass niemand im Alltag behindert wird und von öffentlichen Räumen und Veranstaltungen ausgeschlossen wird. Ich werde mich dafür einsetzen, dass Barrieren abgebaut und der Dialog zwischen Menschen, die behindert werden, und der Politik nicht abreißt. Denn nur so können wir meiner Meinung nach Fortschritte erreichen. Alle profitieren von Barrierefreiheit!“, hob Handan Özgüven abschließend hervor. (pm)