ALSFELD. Ein Referat des SPD-Landtagskandidaten Swen Bastian stand am Samstagnachmittag im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung des Alsfelder Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Bastian stellte mit vier Themenbereichen einen Auszug seiner Ziele für den Landtag vor, zu denen Gesundheit, Bildung, Mobilität und Wohnen zählten.
Für den Themenbereich Gesundheit forderte Bastian neue Modelle der Landesregierung. Dazu nannte er mehr medizinische Versorgungszentren ergänzend zu Landarztpraxen und die Etablierung von mehr medizinischem Fachpersonal wie beispielsweise Gemeindeschwestern. Laut seinen Angaben spricht die Kassenärztliche Vereinigung im Vogelsbergkreis fälschlicherweise von einer Überversorgung mit Ärzten. Zum Thema Bildung forderte er eine vollständige Gebührenfreiheit der Kindergartenplätze sowie die generelle Einführung von unbefristeten Arbeitsverträgen für Lehrer. Beides werde derzeit von der Landesregierung nicht geboten, beispielsweise würden für Mädchen und Jungen unter drei Jahren noch Gebühren bei Kindergartenplätzen anfallen.
„Niemand will dorthin ziehen, wo es keine Einkaufsmöglichkeiten gibt“, so Bastian zum Themenbereich Mobilität. Aus seiner Sicht fehlt die Infrastruktur landesweit oder ist nicht mehr intakt. „Hessen hat viel nachzuholen“, stellte Bastian fest. Dazu merkte er die Reduzierung von 5.000 auf 3.200 Arbeitsplätze bei Hessen Mobil durch die CDU-Landesregierung in den vergangenen 20 Jahren an. Zum Themenbereich Wohnen sprach Bastian von einem Wohnraumproblem im Vogelsbergkreis, dass sich jedoch nicht auf die Mietpreise beziehe. „Es fehlt die passende Form des Wohnraumes“, so Bastian. Aus seiner Sicht stehen Gehöfte und große Wohnhäuser leer, es fehle aber beispielsweise an Dreizimmerwohnungen oder barrierefreien Wohneinheiten. Er forderte dahingehend Förderprogramme und Beratungsangebote für den Umbau.
Kritisch kommentierte Bastian den Unionsstreit zwischen Christdemokraten und Christsozialisten auf Bundesebene, der aus seiner Sicht das Land politisch lähmt. „Auch in Bayern steht demnächst eine Landtagswahl an“, so Bastian. Wie er interpretiert, versuche die Christlich-Soziale Union (CSU) die Alternative für Deutschland (AfD) im Auftreten und in ihren Inhalten zu kopieren. „Die Themen der AfD werden in den Mittelpunkt gestellt, man hofft davon politisch zu profitieren“, so Bastian. Wie er sagte, biete die AfD jedoch keine Lösungen an, sondern schüre nur Ängste. „Vom heutigen Tag bis zur Landtagswahl sind es noch 99 Tage, wir müssen mehr auf soziale Themen hinweisen“, warb Bastian. Dahingehend dankte er der AWO für das politische Engagement: „Die AWO kümmert sich seit Generationen um die Organisation des sozialen Zusammenhalts“.
Alsfelds AWO-Vorsitzender Heinz Heilbronn machte in der Versammlung deutlich, dass die Demokratisierung seit eh und je zu den Zielen des Wohlfahrtsverbandes gehört. Aus seiner Sicht sind die soziale Gerechtigkeit und der soziale Fortschritt durch den Wandel der Gesellschaft und politische Einflüsse bedroht. Wie er sagte, tritt der SPD-Landtagskandidat Bastian dagegen an. Im Jahresbericht resümierte Heilbronn die Aktivitäten des 55-köpfigen Ortsvereins, der im Vorjahr zwei neue Mitglieder begrüßen konnte. „Das Jahr hat nur zwölf Monate“, fasste er die zwölf AWO-Veranstaltungen zusammen. Dazu zählten ein japanischer Themennachmittag, ein Arztvortrag zur Patientenverfügung und eine Information zur Stadtgeschichte. Um die Weihnachtszeit wurden 80 Kilogramm Lebkuchen und Schokonikoläuse an Bedürftige gespendet. Heilbronn merkte zu den AWO-Veranstaltungen eine gute Gemeinsamkeit mit den SPD-Senioren an, zudem hob er die Verdienste von Gerhard Bonn als AWO-Vertreter im Seniorenbeirat der Stadt Alsfeld und die Fürsorge von Marlene Dietrich für Vereinsmitglieder an Geburtstagen und Jubiläen hervor. Dem Kassenbericht waren Spenden in Höhe von 570 Euro zu entnehmen. „Wir sind für unser Engagement auf Spenden angewiesen“, machte Heilbronn dazu deutlich.
Zur neuen Kassenprüferin wurde Doris Benz gewählt. Die Wahl der Jahresdelegierten entfiel auf Heinz Heilbronn, Bärbel Heinrich, Günther Bastian, Anna Merle, Doris Markowsky und Helmut Klaß. Einstimmig stimmten die Mitglieder für einen Zusammenschluss mit dem AWO-Ortsverein in Mücke. Eine besondere Ehrung wurde Doris Markowsky zuteil, sie engagiert sich seit mehr als 25 Jahren in der AWO. „Immer im Vorstand und auf Kreisebene engagiert“, so Heilbronn zur Ehrung. Markowsky selbst bezeichnete die Alsfelder AWO als ein Stück Heimat. „Ich bin seit vielen Jahren gerne dabei“, so Markowsky.
In Grußworten dankten Joachim Hannig von der Mücker AWO, Bernhard Bender vom AWO-Kreisverband, Dr. Christoph Stüber von der SPD-Stadtverordnetenfraktion und die SPD-Kreisbeigeordnete Magdalena Pitzer für das Engagement des Alsfelder Vereins und die gute Zusammenarbeit. Insbesondere Dr. Stüber reflektierte Themen, die unter der Beteiligung der AWO in Alsfeld angestoßen wurden. Dazu zählten Bürgerbus, Barrierefreiheit und Notfalldosen. Für die Liga der freien Wohlfahrtsverbände stellte Bender verschiedene Forderungen zur Landtagswahl vor, unter anderem den Abbau von sozialer Ungleichheit.
Zu den Ankündigungen nannte Heilbronn das 100-jährige Jubiläum der Arbeiterwohlfahrt im kommenden Jahr, dazu soll in Alsfeld eine Ausstellung stattfinden. Das Bienenstich-Essen findet am 14. August in der Hardtmühle bei Eifa statt. „Wir sind immer offen für Besucher, einfach einmal bei uns vorbeischauen“, warb Heilbronn dazu. (pw)