20 Jugendliche aus der Ukraine und 13 Jugendliche aus Gudensberg beim gemeinsamen Workshop im F 26 ©Foto: Rainer Sander| nh24
Workshop für Jugendliche aus Schtschyrez und Gudensberg
GUDENSBERG | SCHTSCHYREZ. Ein bisschen ist das wie unsere Ferienspiele, sagt Dr. Eberhard Kettlitz, Koordinator für die kommunale Entwicklungspolitik der Stadt Gudensberg, zur Workshop-Woche mit 20 Jugendlichen aus der Ukraine.
Unter dem Motto „Unser Europa – versteht sich!“ nehmen vom 7. bis 15. Juli 2018 neben den Jugendlichen aus Gudensbergs ukrainischer Partnerstadt Schtschyrez auch noch 13 Jugendliche aus dem Chattengau teil. Möglich wurde die Jugendbegegnung dank finanzieller Mittel aus einem Fonds der EU.
Die angereisten 17 Mädchen und drei Jungens aus der Westukraine mussten sich tatsächlich einer Auswahl unterziehen, denn die Nachfrage war größer als die Zahl der Plätze. Bevorzugt wurden diejenigen, die Deutsch lernen wollen und bisher noch nicht in Gudensberg gewesen sind. Die Verständigung scheint allerdings kein Problem zu sein, alle deutschen Teilnehmer lernen auch ein wenig ukrainisch, selbst Ahmet, der syrische Flüchtling auf Seiten der Gudensberger.
Freiheiten, Menschenrechte und Wahlen
Mit zwei Theaterpädagogen geht es richtig zur Sache. Etwas darstellen, Sprache, Bewegung und Ausdruck sind Themen, mit denen eine eigene Aufführung vorbereitet wird und sie passen in den pädagogischen Bildungsinhalt der Jugendbegegnung. Zu Beginn des Workshops wurden beispielsweise die wichtigsten und bedeutungsvollsten Wörter für die teilnehmenden Jugendlichen gesammelt. Ganz oben auf der Liste stehen: Freiheiten, Menschenrechte und Wahlen. Das passt auch zum Anspruch der offiziellen Begleiter.
Volodymyr Popovych und Andriy Nahirnyy sind beide stellvertretende Bürgermeister aus Schtschyrez, Frau Iryny Mykytka ist ehrenamtlich Stadträtin und als Professorin für Wirtschaft Deutsch zugleich Dolmetscherin. Zweite Dolmetscherin ist Frau Liudmyla Levytska. Sie erzählen, wie schwierig es ist, in der Ukraine die kommunale Selbstverwaltung zu verwirklichen. Ein wenig soll es wie in Deutschland werden, aber es gibt keine Erfahrung und wenig Know-how. So gehört zum Fachprogramm für die Erwachsenen der Aufbau einer Stadtverwaltung vom Auszubildenden bis zum Bürgermeister.
Von Flächennutzung bis zur Freiwilligen Feuerwehr
Vor dem F 26 in Gudensberg: Andriy Nahirnyy, Dr. Eberhardt Kettlitz, Iryny Mykytka, Maximilian Fröhlich (Stadt Gudensberg) und Volodymyr Popovych ©Foto: Rainer Sander| nh24
Das Interesse der Gruppe galt also auch Themen wie Flächennutzung, Bebauungsplänen und die Organisation einer Freiwilligen Feuerwehr. Alles Bereiche, die auch in Gudensberg die Menschen bewegen, aber für die junge Demokratie der ehemaligen Sowjetrepublik noch viel Neuland bedeuten. Wichtig, so Popovych und Nahirnyy, sei der Prozess der Dezentralisierung.
Zum Programm der Jugendlichen gehört neben Freizeitaktionen, wie dem Besuch des Movie Park in Bottrop oder des Naturkundemuseums in Kassel, auch ein Tag bei der Freiwilligen Feuerwehr Gudensberg. Drei alte Feuerwehrfahrzeuge aus dem Chattengau sind inzwischen in Schtschyrez im Einsatz. Neun freiwillige Feuerwehrleute gibt es dort jetzt, die vor Ort als Einsatzabteilung aktiv sind. Früher gab es ausschließlich eine Berufsfeuerwehr in der Kreisstadt, die im Brandfall nach Schtschyrez ausrücken musste. Jetzt sollen die Jugendlichen motiviert werden, eine eigene Jugendfeuerwehr nach deutschem Vorbild zu gründen.
Teambildung ist zentrales Thema
Nicht alle Kommunen sind bereits so weit, wie Schtschyrez und darauf sind die Gäste stolz. Die Verteilung der Steuern klappt zwar noch nicht so wie gewünscht, eine Jugendpflege wie in Gudensberg gab es noch nie und auch keine Vereine in unserem Sinne. So ist es für alle Teilnehmer wichtig, während des Workshops viel über Teambildung zu lernen und damit den begonnenen Prozess in Schtschyrez weiter zu entwickeln. Die teilnehmenden Jugendlichen sollen und wollen ihre Erfahrungen in der Heimat zum Vorteil des Gemeinwesens einbringen können. Ehrenamtsstrukturen müssen in Schtschyrez erst aufgebaut werden. Die ukrainischen Jugendlichen sehen daher teilweise erstaunt, wie aktiv ihre Altersgenossen im Chattengau bereits sind.
Dass die Kontakte auch nach der Heimreise gepflegt werden, darin sind sich alle sicher. Das Internet und die sozialen Netzwerke erleichtern das.
Abschlussveranstaltung am Samstagabend um 18:00 Uhr
Die Ergebnisse des Theater Workshops werden am Samstagabend, den 14. Juli ab 18:00 Uhr auf einer Bühne im F 26 (Fritzlarer Straße 26 in Gudensberg) präsentiert. (rs)