Sportlicher Vergleich mit KSV Baunatal verlief eindeutig
WOLFSBURG | BAUNATAL Zum 60. Geburtstag kam überraschend die Bundesliga-Mannschaft des VfL Wolfsburg in die Volkswagenstadt Baunatal und stellte sich dem KSV Baunatal zum Kräftevergleich. Der endete am Dienstagabend standesgemäß mit 7:0 für die Wölfe.
Das Ergebnis war für die Sportler wichtig, die mit großer Ernsthaftigkeit an die Sache gingen, was wirklich zählte, war aber das Ereignis an sich und der Rahmen. Seit 60 Jahren prägt der Standort die Stadt und die Region, also hat ein Jubiläum auch besondere Strahlkraft.
Die Präsidentin des KSV, Annette Böhle, zeigte sich erfreut und überrascht zugleich: „Normal bekommen Geburtskinder etwas geschenkt, jetzt bekommt der KSV vom Geburtstagkind ein Topspiel geschenkt!“ Imelda Labbé, After Sales-Chefin im Volkswagen-Konzern und Leiterin des OTC, erklärte die Motivation von VW:
Höhepunkt und sichtbares Zeichen
„Es ist natürlich ein Höhepunkt, dass der VfL kommt und zugleich sichtbares Zeichen für die „Verhaftung“ des Werkes in Baunatal. Ein tolles Bekenntnis zu zwei großen Standorten, die heute sportlich aufeinandertreffen.“ Gleichzeitig, so die Managerin, ein gemeinsames Bekennen zur Marke.
So glich denn auch das ganze Drumherum einer großen Geburtstagsparty. Die Tanzgruppe des KSV und die Sportakrobaten boten Höchstleistungen vor dem Spiel und in der Pause, die Marke VW war im Stadion an allen sichtbaren Stellen präsent und die Geburtstagsgäste waren zahlreich. Die Huskies, die vom OTC unterstützt werden waren gekommen und hatten natürlich ihr Maskottchen mitgebracht. Aber die über 2.500 Zuschauer bekamen auch guten Fußball geboten.
Yunus Malli zurück in der Heimat
Erfreut waren die Zuschauer und Fußball-Verantwortlichen der Region, dass Yunus Malli mit seinem Team in die Heimat gereist war. Der türkische Nationalspieler mit Geburtsort Kassel und deutschem Pass verkündete am Rande des Spiels, dass er – trotz Offerten – in Wolfsburg bleibt und traf vor dem Stadionmikrofon auf seinen einstigen Förderer Bernd Bilsing, heute Funktionär beim KSV. Dieser hatte ihn als Jugendspieler bei den Sportfreunden Fasanenhof entdeckt und als damaliger Trainer für fünf Spielzeiten zum VfL Kassel geholt. Trotz schneller Erfolge, erzählten die beiden beim Interview mit Annette Böhle, hielt sich Junus mit dem ersten Profi-Vertrag zurück. Mit 15 ging es dann ins Internat nach Gladbach, später zu Mainz 05 und von dort zu den Wölfen.
Das Trainingslager erzählte Malli, fordert die Mannschaft gerade und ein bisschen stolz ist Entdecker Bilsing auch: Yunus Malli ist ein Fußball-Idol der Region Nordhessen!“ In der 60 Minute schoss der Nordhesse dann auch das 3:0 gegen den KSV Baunatal.
Überlegene Bundesliga-Profis zur Pause 2 : 0
Vor dem Anpfiff begrüßten sich die Trainer Brunao Labbadia (Wolfsburg) – als gebürtiger Darmstädter in Heimatnähe – und Tobias Nebe freundschaftlich. Auf dem Platz gab es dann keine Geschenke mehr.
Wie am Abend Frankreich und Belgien, traten die Teams in Rot und Blau an und das mit vollem Einsatz. Die Profis taten das, was man von ihnen erwartet: Sie spielten druckvoll, kombinationssicher und nach vorne orientiert. 20 Minuten hielten die Hessenliga-Amateure mit und zeigten über 90 Minuten, dass mit ihnen in der Saison zu rechnen sein wird. Ohne Angst vorm Gegner, aber respektvoll und manchmal zeigten sie sich mutig vor dem Wolfsburger Tor. Gleich in der Anfangsphase traf Felix Schäfer das Außennetz. Dann begann die große Stunde für Daniel Ginczek, der sich – vom VfB Stuttgart an den Mittellandkanal gewechselt – in Torlaune präsentierte. Er überwand innerhalb weniger Minuten gleich zwei Mal KSV-Keeper Pascal Bielert, der bis dahin schon mehrmals gut pariert hatte. Das 2 : 0 war zugleich der Pausenstand.
Sportdirektor Marcel Schäfer: Relegation soll kein Thema mehr sein!
In der Pause stand Marcel Schäfer, der neue Sportdirektor des VfL, Rede und Antwort. Seit einer Woche ist die Mannschaft in der Vorbereitung und will unbedingt den Begriff Relegation aus dem Sprachgebrauch verbannen. Ein einstelliger Tabellenplatz ist das Ziel der Wolfsburger und der einstige Spielerstar der Wölfe, zuletzt in Florida aktiv, setzt auf die Dreierkonstellation aus Werk, Stadt und Verein, um wieder erfolgreich zu sein. Am 4. April 2009 stand er in dem Team, dass die Bayern aus München geschlagen hat und Meister geworden ist. Warum sie dann nicht länger oben geblieben sind? Damals hat man sich vielleicht in der Situation überschätzt, gibt Schäfer zu verstehen.
Standesgemäßes 7 : 0
Nach der Pause wurde der Regen heftiger und der VfL zeigte sich auch konditionell stärker. 7:0 hieß es am Ende standesgemäß. Der Ehrentreffer blieb den Baunatalern versagt. Die müssen sich aber nicht verstecken. (rs)