ZIERENBERG. Zwei Lkw-Fahrer haben am Montagabend auf dem Rastplatz Bühleck Nord die Flucht eines Tankbetrügers verhindert.
Kurz vor Mitternacht fuhr ein 23-Jähriger aus Wuppertal mit seinem Audi A3 an die Tanksäule der Rastanlage und tankte. Da dem Tankwart die aufgesetzte Kapuze und das fehlende vordere Kennzeichen verdächtig vorkamen, behielt er den jungen Mann besonders im Auge. Als dieser schließlich ohne zu bezahlen in seinen Wagen einstieg, eilte der Tankwart hinaus zur Ausfahrt des Tankstellengeländes. Der Audi A 3, besetzt mit dem 23-Jährigen aus Wuppertal und seinem ebenfalls in Wuppertal wohnenden 22-jährigen Mitfahrer, verließ die Tankstelle und musste an der Nebenfahrbahn zunächst einen Schwertransport passieren lassen. Diesen Zeitverzug nutzte der Tankwart und stellte sich vor den Fluchtwagen. Ein zweiter Lkw-Fahrer, der ebenfalls mit seinem Schwertransport an der Einmündung wartete, beobachtete die Szenerie. Der Fahrer des Audi A3 gab ungeachtet des Tankwarts Gas und preschte los. Der Tankwart konnte sich nur mit einem Sprung zur Seite vor dem Überfahren retten. Geistesgegenwärtig sprach der wartende Lkw-Fahrer den Vorausfahrenden über Funk an und wies ihn an, die Ausfahrt zu blockieren. Zeitgleich fuhr der wartende Lkw-Fahrer an, schloss auf den Audi A3 auf nahmen den Fluchtwagen in die Zange.
Festnahme der Täter
Der unverletzte Tankwart trat schließlich an die Flüchtenden heran und stellte sie zur Rede. Während der Beifahrer ausstieg und das hintere Kasseler Kennzeichen abmontierte und mit diesem in die Büsche neben dem Rastplatz verschwand, stieg der Fahrer ebenfalls aus, griff seine X-Box aus dem Gepäck und bot sie Rastenden an. Tatsächlich erzielte er innerhalb kürzester Zeit einen Erlös von 30 Euro, mit dem er schließlich seine Schulden bezahlen wollte. Die Reue kam allerdings zu spät. Die zwischenzeitlich alarmierte Funkstreife der Polizeiautobahnstation Baunatal traf ein und nahm den 23-Jährigen fest. Auch sein 22 Jahre alter Mitfahrer kehrte an den Tatort zurück. Wie sich dann herausstellte, hatte er sich des Kennzeichens entledigt, das sie in Kassel gestohlen hatten. Die ursprünglichen Wuppertaler Kennzeichen lagen im Fahrzeug.
Die Erklärung
Das von den Polizisten erfragte Motiv beantworteten die beiden jungen Männer plausibel: Sie hatten Verwandte in Polen besucht und waren auf der Rückreise nach Wuppertal. Da sie ihre gesamte Barschaft bereits im Urlaub verprasst hatten, konnten sie keinen Sprit mehr für den Wagen kaufen. Um dennoch nach Hause zu kommen, entwendeten sie im Dornländerweg in Kassel das hintere amtliche Kennzeichen eines VW Polos und machten sich weiter auf den Heimweg. Einige Kilometer vor dem Rastplatz Bühleck stoppten sie, entfernten die Wuppertaler Kennzeichen und montierten hinten das Kasseler Kennzeichen. Anschließend fuhren sie an die Tankstelle und betankten ihren A 3, bis das gesamte Vorhaben platzte.
Die weiteren Ermittlungen führen nun die Beamten der Polizeiautobahnstation Baunatal. Der 23-Jährige muss sich wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, Tankbetrugs und Kennzeichenmissbrauchs verantworten. Gegen den 22-Jähriger wird als Mittäter ermittelt. (ots)