Christian Vonholdt schult um auf Dachdecker
FRIELENDORF. Für Christian Vonholdt aus Frielendorf schien schon alles geregelt zu sein. Als gelernter Bankkaufmann und Versicherungsfachmann, beides mit IHK-Abschluss und vier Jahren Außendienst bei der Versicherungsagentur einer regionalen Bank, lief alles in guten Bahnen.
Wäre nicht das Problem gewesen, dass Finanzdienstleistungen und möglichst geschickte Verkaufsstrategien nicht wirklich nicht sein Ding waren.
Plötzlich wurde stattdessen ein Handwerksberuf Thema. Am Ende eines Tages zu sehen, was man geleistet hat, ist für den 30-jährigen Umschüler zum Dachdecker heute viel wichtiger. Der Tag beginnt morgens vielleicht etwas früher, aber mit den Händen etwas zu erschaffen, das gibt einem Arbeitstag immer wieder Sinn. Anspruchsvoll ist die neue Tätigkeit kein bisschen weniger, als sein alter Job. Weil man immer mitdenken muss, jedes Dach anders aussieht, stets räumliches Vorstellungsvermögen gefragt ist, ist der Dachdecker-Beruf im Grunde sogar anspruchsvoller als immer das gleiche Produkt zu verkaufen.
Anspruchsvoll und abwechslungsreich
Über Abwechslung kann sich der Auszubildende jedenfalls nicht beklagen: mal wird bei einem Neubau das Dach gedeckt, mal wird eines repariert und ein anderes Mal umgedeckt. Bei Sturm Friederike wurde es zwischendurch auch mal hektisch, um Löcher schnell zu beseitigen und größere Schäden zu verhindern. Auch Angst vor der Digitalisierung müssen Dachdecker nicht haben, sagt er. Zumindest bei Sanierungen werden Roboter den Dachdeckern ihrer Arbeit so schnell nicht wegnehmen.
Gemeinsam mit Vater Ulrich Vonholdt, der als Gesellschafter im Ausbildungsbetrieb in Frielendorf-Verna seit 40 Jahren als Dachdecker tätig ist, ist er sich einig: durch den Fachkräftemangel sind die Berufs- und Karrierechancen sehr groß. Was er jungen Menschen rät? „Wer unzufrieden ist und gerne mit den Händen arbeitet, kann in einem Handwerksbetrieb nach Probearbeit fragen und die Agentur für Arbeit berät gerne, wenn es um Förderungen geht.
Die Dachdecker
Dachdecker stellen Holzkonstruktionen für Dachstühle her, decken und bekleiden Dach- sowie Wandflächen mit Dachplatten, -ziegeln, -steinen, Schindeln oder anderen Deckwerkstoffen. Sie dichten Dächer, Balkone und Terrassen ab, stellen Unterkonstruktionen für Außenwandbekleidungen her, gestalten Außenwände mit Fassadenbekleidungen. Sie bauen außerdem Blitzschutzanlagen, Schneefangsysteme, Dachrinnen, Fallrohre, Dachflächenfenster oder Lichtkuppeln ein. Sie installieren Solarthermie- und Fotovoltaikanlagen einschließlich elektrischer Komponenten und Anschlüssen auf Dächern und an Fassaden. Sie unterstützen Hauseigentümer bei der energetischen Gebäudesanierung und führen entsprechende Maßnahmen durch. Auch Dachbegrünungen können zu Aufgaben von Dachdeckern werden. (rs)
2 Kommentare
Spätestens wenn er über 50 ist, wird er es bereuen, wenn er mit den morschen Knochen nicht mehr im warmen Büro sitzt. Bis 67, bis dahin eher bis Renteneintrittsalter 70, körperlich hart malochen? Viel Spaß.
Lächerlich.
Christian ist ein Freund von mir. Ich kenne seine ganze Familie. Diese Entscheidung ist reiflich überlegt. Ich glaube kaum, dass sein Vater den Job nach all den Jahren bereut.
Wenn man sich übrigens in seinem Stuhl den ganzen Tag nicht bewegt, ist das genauso wenig förderlich für die Gesundheit.
Ich wünsche ihm alles Gute. Ich glaube, er wird glücklich damit. Und Vonholdts machen top Arbeit.
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