NEUENTAL. Der Bäckereiladen in Neuental, der gemeinsam von der Bäckerei Viehmeier und der Hephata Diakonie betrieben wird, schließt zum 15. Juni. Den Laden gab es in dem 1.500 Einwohner zählenden Ort seit 17 Jahren, die letzten sechs Jahre arbeiteten dort Klienten der Hephata-Behindertenhilfe mit.
„Wir haben den Laden als ein gutes Lernfeld und Sprungbrett gesehen. In dem Laden konnten sich Menschen mit Behinderungen auf so genannten Außenarbeitsplätzen der Hephata-Werkstätten (WfbM) für den Arbeitsmarkt qualifizieren. Auch wenn die Wirtschaftlichkeit dabei für uns an zweiter Stelle steht, müssen auch wir die Zahlen im Blick haben“, sagt Hans-Günter Kripko, Bereichsleiter der WfbM. „Für den weiteren Betrieb des Ladens wären erhebliche Investitionen und Umstrukturierungen notwendig gewesen. Deswegen haben die Kooperationspartner beschlossen, den Laden zu schließen“, ergänzt Jürgen Viehmeier, Geschäftsführer der Viehmeier GmbH & Co. KG aus Gilserberg.
Die Kooperation im Laden sei zu einer Zeit entstanden, als Außenarbeitsplätze noch eine Ausnahme gewesen seien. Bis heute hätten sieben Klientinnen im Wechsel und stundenweise im Laden gearbeitet und sich somit beruflich weiterentwickelt. „Die Vorgaben und Entwicklungen der WfbMs haben in den vergangenen Jahren aber immer mehr von den Außenarbeitsplätzen weg und hin zu Betriebsintegrierten Beschäftigungsplätzen (BiB) geführt“, so Kripko. Bei den so genannten BiBs arbeiten die Klienten komplett auf festen Plätzen in externen Firmen. „Wir gehen aktuell davon aus, dass wir bis zum Jahresende 50 BiB-Plätze haben werden. Es sind neue Kooperationen mit Firmen entstanden, vor allem aber ist auch die Kooperation mit der Bäckerei Viehmeier intensiviert worden. Mittlerweile gibt es in der Bäckerei sechs BiB-Plätze“, sagt Kripko. „Der Laden war für beide Seiten ein guter Versuch, Ausbildung, gesellschaftspolitisches Engagement und eine Förderung der kommunalen Infrastruktur Neuentals unter einen Hut zu bringen“, sagt Jürgen Viehmeier. (red)
Hintergrund
BiBs: Innerhalb der Hephata Diakonie gibt es BiBs über die Werkstätten für Menschen mit Behinderungen (WfbM) in der Behindertenhilfe. Einem BiB geht ein Praktikum voraus, in der Regel zwischen drei Wochen und drei Monaten, bei dem sich Betrieb und Beschäftigter kennenlernen. Ein BiB dauert dann mindestens ein Jahr. Innerhalb des BiBs qualifizieren sich die Beschäftigten weiter, um später eventuell eine Festanstellung zu erhalten oder auch längerfristig im Betrieb, im Rahmen eines BIB qualifiziert zu werden. Die Betreuung am Arbeitsplatz übernehmen die Fachkräfte für berufliche Integration und Jobcoaches der WfbM. Die WfbM zahlt die gesetzlichen Sozialabgaben und übernimmt die psycho-soziale Begleitung am Arbeitsplatz. Den Arbeitslohn zahlt das jeweilige Unternehmen. Im Schwalm-Eder-Kreis kooperieren aktuell 20 Betriebe mit der Behindertenhilfe. Dort arbeiten Menschen mit Behinderungen unter anderem in den Bereichen Alltagsbegleitung, Altenhilfe, Bau, Einzelhandel, Hauswirtschaft, Klinik, Lagerhaltung, Landwirtschaft und Produktion.
4 Kommentare
Die Gier steht über allem!
Dies sind aber auch billige Arbeitskräfte für die Firmen. Und das sollte es so nicht geben. Jeder sollte von seinem Lohn eine Familie ernähren können.
Deswegen ist es ja auch gut so, dass der Laden zugemacht hat. Endlich keine „billigen“ Arbeitskräfte mehr.
Die dörfer sterben
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