Björn Spanknebel im Interview
SCHWALMSTADT. Vor etwa 6 Monaten hat sich der Verein für Gewerbe und Tourismus in der Schwalm neu aufgestellt. Ein ganz neuer Vorstand hat die Aufgabe übernommen, die Interessen des Einzelhandels, des Handwerks, der Tourismusbetriebe und der Dienstleister in der größten Stadt des Schwalm-Eder-Kreises wahrzunehmen. Der nh24- und Treffpunkt Schwalm-Redakteur Rainer Sander hat dem Vorsitzenden von G.u.T. elf Fragen gestellt.
Beirat mit Handwerkspräsident Heinrich Gringel
nh24: Seit einem halben Jahr sind Sie der neue Vorsitzende von G.u.T. Mit welchen Vorstellungen sind Sie in die Aufgabe gegangen?
Björn Spanknebel: Der G.u.T. bündelt die Interessen von Wirtschaft, Gewerbe und Tourismus in Schwalmstadt – und natürlich auch über die Stadt in der Schwalm hinaus. Wir sind zum einen die Interessenvertretung der Wirtschaft, zum anderen bündeln wir auch die Kompetenzen in den Firmen, Betrieben, Einzelhandelsgeschäften und der Dienstleister in unserer Region. Deswegen haben wir auch mit der Schaffung des neu gebildeten Beirates ein Gremium ins Leben gerufen, das die Kompetenzen von vielen Persönlichkeiten vor Ort, wie zum Beispiel des Präsidenten der Handwerkskammer, Heinrich Gringel, des Unternehmers Michael Knoche oder der Vertreter der drei großen Banken, mit in unsere Arbeit einbindet. Wichtig ist mir persönlich, dass die sehr gute Zusammenarbeit mit meinen beiden Stellvertretern Ravit Kurnatz und Dr. Bernd Adam in der Außenvertretung unserer Vereinigung auch in Zukunft so gut weiter funktioniert. Wir planen zwei größere Veranstaltungen, zum einen zur Entwicklung des neu zu schaffenden Gewerbegebietes an der A49 und zum anderen zum Erhalt des Bahnhofs.
nh24: Haben sich die Erwartungen erfüllt?
Björn Spanknebel: In der kurzen Zeit sind die Erwartungen übertroffen worden: Die Arbeit in den Gremien ist nicht nur sehr arbeitsintensiv, sondern vor allem auch sehr angenehm und vertrauensvoll. Neben vielen Terminen, die wahrgenommen wurden, haben wir vor allem die Verwaltungsstrukturen in der G.u.T. unter Leitung des Schatzmeisters, Herrn Gerhard Brauroth, und des Schriftführers, Herrn Harald Manz, zusammen mit unserer Mitarbeiterin Frau Gurini zu einem guten Teil modernisiert. Die G.u.T. ist so stark wie ihre Mitglieder und wir sind im Vorstand überrascht, dass wir so viele positive Rückmeldungen von den Mitgliedern zum Neustart erhalten haben. Damit hat der neue Vorstand nicht gerechnet, aber wir freuen uns natürlich darüber.
Stadtmanager sollte Strukturen vor Ort kennen
nh24: Wie ist das Verhältnis zu den städtischen Gremien?
Björn Spanknebel: Wir haben einen gemeinsamen Termin im Rathaus mit allen Fraktionsvertretern der im Stadtparlament vertretenden Parteien und Bürgermeister Pinhard gehabt. Das Gespräch war angenehm und die Diskussion sehr intensiv. Wir haben deutlich gemacht, dass wir zu Vorgängen in der Vergangenheit nichts sagen können und für uns ausschließlich die weiteren Entwicklungen hier in der Region von Interesse sind. Deswegen sind wir an einem offenen Diskussionsprozess mit den politisch Verantwortlichen hier in der Region natürlich interessiert.
nh24: Welche Erwartungen haben Sie an den zukünftigen Stadtmanager und braucht die Stadt eine solche Position?
Björn Spanknebel: Die Stadt braucht zukünftig einen eigenen Stadtmanager, welcher sich um die Bereiche Wirtschaftsförderung, Gewerbe und Tourismus sowie Marketing hauptamtlich kümmert. Diese Bereiche müssen eng miteinander verzahnt werden und können der wirtschaftlichen Entwicklung der Region einen neuen Schub geben. Wichtig ist, dass der Stadtmanager die Menschen und Strukturen hier vor Ort gut kennt.
Intelligente Ansiedlungspolitik für Gewerbegebiet
nh24: Bei Ihrem Amtsantritt haben Sie die Anbindung Schwalmstadts an die A49 als Chance genannt. Gibt es schon eine Strategie, wie der Gewerbe- und Tourismusverein dies Chance nutzen will?
Björn Spanknebel: Wichtig ist vor allem, dass wir eine intelligente Ansiedlungspolitik für ein neues Gewerbegebiet für die Region entwickeln. Heißt: Neue anzusiedelnde Betriebe müssen die Firmen und Geschäftsstruktur vor Ort ergänzen. Wir sind aber auch darüber hinaus offen, ob man nicht etwa ein besonderes eigenständiges Merkmal, wie beispielsweise eine eigene kommunale Energieversorgung mit alternativen und regionalen Anbietern in diesem Bereich zukünftig entwickelt. Wir werden zu diesem Thema jedoch noch eine eigenständige Position nach einer Veranstaltung – wozu wir alle Bürgerinnen und Bürger einladen werden – in den nächsten Wochen erarbeiten.
nh24: Gibt es eine G.u.T.-Position zur Bebauung des Alit-Werk-Grundstückes in Ziegenhain?
Björn Spanknebel: Grundsätzlich ist es aus städteplanerischer Sicht zu begrüßen, dass hier eine Industriebrache – die auch optisch nicht schön ist – verschwindet und nicht weiter leer steht. Dadurch gewinnt auch der Stadtteil Ziegenhain. Ob allerdings die Ansiedlung eines weiteren Lebensmittelmarktes bei einer Überversorgung in der Stadt der „Weisheit letzter Schluss“ ist, erscheint zumindest fraglich.
Online und Offline verbinden
nh24: In 2017 hat G.u.T. an einem Konzept zur Neuausrichtung des Stadtmarketings gearbeitet und Agenturen zur Präsentation eingeladen. A: Wie intensiv wird an diesem Konzept weitergearbeitet? B: Ein Kernthema in dem genannten Konzept war die zunehmende Online-Konkurrenz. Wie sehr macht sie dem Schwalmstädter Einzelhandel zu schaffen?
Björn Spanknebel: Natürlich macht die Online-Konkurrenz auch dem Schwalmstädter Einzelhandel – sowie überall in ganz Deutschland – Konkurrenz.
nh24: Kann der Einzelhandel den Internet-Händlern Paroli bieten?
Björn Spanknebel: Der Einzelhandel kann dann den Internethändlern Paroli bieten, wenn er Online und Offline miteinander verbindet. Die Verbraucher sind immer noch an einer guten Beratung interessiert. In Schwalmstadt gibt es zum Teil Einzelhändler, die ihre Geschäfte mittlerweile in der vierten oder fünften Generation führen.
nh24: Wenn Sie Schwalmstadt mit den Mittelzentren Fritzlar, Homberg, Alsfeld und Stadtallendorf vergleichen, welche Vorteile kann Schwalmstadt dabei ausspielen?
Alles da von Hochschule bis Autobahn und Intercity
Björn Spanknebel: Die Stadt hat tolle Voraussetzungen, um eines der führenden Mittelzentren in der Region Nordhessen zu werden: Neben einer guten verkehrstechnischen Anbindung durch die A 49, dem Bahnhof und mit dem Krankenhaus mit einem umfassenden Gesundheitsangebot, bestehen Voraussetzungen, die die oben genannten Standorte so nicht mitbringen. Wir bieten darüber hinaus alteingesessene Gewerbetriebe, inhabergeführte Einzelhandelsunternehmen und weitere Dienstleister, die eine hohe Qualität in ihrer Arbeit mitbringen. Die Stadt hat einen eigenen Universitätsstandort und besitzt sämtliche Schultypen sowie ein breites Kindergartenangebot. Nicht zuletzt gibt es ein vielfältiges kulturelles Angebot in Vereinen und Verbänden und die Menschen in unserer Region sind freundlich und zuverlässig.
nh24: Vor ein paar Wochen war das Frühlingsfest. Wird an den bewährten Festen und Veranstaltungen festgehalten oder haben Sie Veränderungen im Blick?
Björn Spanknebel: Wir werden in diesem Jahr wieder die bewährten Feste und Veranstaltungen durchführen. Allein das Frühlingsfest 2018 war eines der am bestbesuchten Veranstaltungen seit es diese Institution gibt. Die bewährten Feste und Veranstaltungen werden mittlerweile als selbstverständlicher Teil des Lebens hier in der Region wahrgenommen.
Stadtmanager muss Tourismus-Kompetenz bündeln
nh24: Das Thema Tourismus war das bisher vernachlässigte Zukunftsthema für G.u.T. Wie will der Verein die touristische Vermarktung angehen?
Björn Spanknebel: Nachdem Schwalmstadt jetzt auch Konfirmationsstadt ist und auch die verkehrstechnische Anbindung in den nächsten Jahren noch einmal eine deutliche Verbesserung durch die Fertigstellung der A49 erhält, bietet der Bereich Tourismus eine einmalige Chance zu einer besseren wirtschaftlichen Entwicklung. Die touristische Vermarktung muss generell mit den einzelnen, jeweiligen Trägern weiterentwickelt werden. Hierfür ist es wichtig, dass der neue Stadtmanager alle Kompetenzen bei den einzelnen Akteuren einvernehmlich bündelt.
nh24: Herr Spanknebel, vielen Dank für das ausführliche Gespräch!
Das Interview gibt es in gedruckter Form im Treffpunkt Schwalm, der am 30. Mai haushaltsdeckend verteilt wird oder hier zu finden ist: https://archiv.wittich.de/epapers/1380/2018/22/html5forpc.html.
4 Kommentare
Mal ganz ehrlich, wer würde als Tourist Treysa besuchen und was wäre dort zu besichtigen? Der Zug ist für die Stadt vor 20 Jahren abgefahren, einzig in Ziegenhain gibt es noch Kleinode zu sehen. Zudem hat die Stadt ein weiteres, großes Problem, Hephata, soziale Einrichtungen sind gut und wichtig, ohne Frage, aber überwiegend als gGmbH organisiert, expandieren sie unaufhörlich, sie beschäftigen viele Mitarbeiter/innen aber sie zahlen keine Steuern und erlangen dadurch auch ein politisches Gewicht das schwer zu ignorieren ist und die dortige „Uni“ produziert nur Nachwuchs für ihre Bedürfnisse und die Kirchen, hier von Universitätsstadt zu reden, mutig. Wie Industriepolitik geht, kann man in Stadtallendorf besichtigen, wie Tourismus geht, in Alsfeld, wie Stadtentwicklung unter schweren Bedingungen in Kirtorf, aber Treysa ?
Naja, wir haben doch ein schönes Parkhaus.
Lieber wär´s mir, wenn Stellen nach Kompetenz und Können besetzt würden. Klan-Denken und Amigo-Wirtschaft bringen weder die Stadt noch das Land voran. Bunter wird´s so vielleicht, aber hinter allerlei Kunterbuntem am Ende doch recht einfarbig.
Schön dass Türkisch stämmiger in führungsposition ist. diese Stadt gehört uns allen egal welcher herkunft oder religion Schwalmstadt ist bunt.
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