…desto schöner Atmosphäre und Musik
BAUNATAL. Eingeladen hatte der Musikzug des GSV Eintracht Baunatal, gekommen waren fünf befreundete Musikzüge und machten nicht nur den Baunataler Marktplatz zur riesigen Open Air Bühne.
Etwa Tausend Menschen ließen sich von den Choreografien der fast 200 Musiker begeistern, vor allem aber von der Musik fesseln. Vielleicht das größte Orchester, das in Nordhessen je gemeinsam gespielt hat.
Aber der Reihe nach: Bei zunehmender Dunkelheit stieg die Stimmung mit jeder Minute und mit jedem Takt der Musik. Die Marktplatzbeleuchtung und die aufgestellten Fackeln tauchten den Platz in ein romantisches Licht, verstärkt durch über Hundert LED-Lämpchen an den Notenhaltern der Musiker. Wenn die Snare-Drums den Takt vorgaben, Trompeten und Posaunen von sanft bis bombastisch Melodien von Pop über Rock bis Marschmusik schmetterten, versank so mancher Zuschauer ganz in der besonderen Atmosphäre und der Musik. Fast alle Musikgruppen hatten an der Ostseite des Marktplatzes Schlagzeug und Percussion positioniert, was den rhythmischen Arrangements besonderen Druck verlieh.
Schauenburger Fusion zum Auftakt
Zum Auftakt marschierten die beiden Schauenburger Musikzüge vom Musikverein 1905 Elgershausen und der Musikzug Breitenbach überhaupt zum ersten Mal gemeinsam und das so locker und entspannt, als würden sie das jeden Tag tun. In knalligem Rot sorgten sie auch optisch für einen „Hingucker“. „In Harmonie vereint“, wie die beiden Moderatoren Roger Lutzi und Magalie Kiepe betonten, gab es unter anderem Titel von Udo Jürgens zu hören.
Es folgte zwar nicht die Sahne auf dem Kuchen, dafür erste musikalische Sahne mit dem Musikzug des KSV Baunatal. Die Musiker spannten die Brücke vom Schlager zu Peter Maffay. Bei Nessaja gab es zum ersten Mal richtig Gänsehaut. Dass man einen Amboss als Musikinstrument einsetzen kann, wurde optisch und akustisch eindrucksvoll bewiesen.
Die Nachfahren von Troubadix mit Bombarde und Dudelsack
Herausstechender Höhepunkt war an diesem Abend der Auftritt des bretonischen Dudelsackensembles „Bagad de Vire Saint-Lô“, das mit Fahne, Dudelsäcken und Bombarden einmarschierte. Anlässlich des Jubiläums für 35 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Baunatal und Vire, waren die Musiker aktuell nach Baunatal gereist und der deutsch-französische Serenadenabend war denn auch Abschluss und Höhepunkt der Europawoche in Baunatal.
1000 Kilometer liegen zwischen Baunatal und Vire und diese Distanz offenbart auch kulturelle Unterschiede. Ganz in der Nähe des gallischen Dorfes von Asterix und Obelix gelegen, lebt in Vire ein Stück keltische Tradition, die unter anderem in der Musik mit den keltischen Instrumenten Audruck findet. Trubadix hätte seine Freude gehabt. Auch die gallisch-keltische Symbolik im Wappen zeigt, wie nah man der vorrömischen Tradition noch ist. Wenn Dudelsack und Bombarde für unsere Ohren fast schrill erklingen, dann kommt fast unweigerlich Gänsehaut auf.
Funky Rhythmen aus Scherfede
Nach Bagad de Vire Saint-Lô marschierte das große Orchester des Musikvereins Scherfede in Ostwestfalen ein und beeindruckte mit der funky Rhythmus-Fraktion. Beeindruckend die Musik von Earth, Wind & Fire (September), den Beatles oder Massachusetts von den Bee Gees. Der Leiter Dominik Segel arbeitet beim Heeresmusikkorps und wohnt in Baunatal. So reihte sich Highlight an Highlight.
Als letzter Musikzug aufzumarschieren, blieb dem Gastgeber und Initiator GSV Eintracht Baunatal vorbehalten. Mit einem Lächeln marschierten Peter Cloos und seine Musiker auf den Platz und überraschten mit einer eigenen, ausgefeilten und anspruchsvollen Choreografie sowie einer riesigen musikalischen Bandbreite von Marsch bis Andreas Gabalier.
Schaub: „jede Begegnung dieser Art bringt Frieden“
Nach einer erneuten Ansprache von Manfred Schaub, der in Begleitung seines französischen Amtskollegen Marc Andreu Sabater gekommen war, gab es schließlich das große Finale, für das Schaub betonte: „jede Begegnung dieser Art bringt Frieden!“ Und weiter: „Vielleicht wäre es für Washington auch gut, würde man dort ein Schlagzeug aufstellen und Musik machen…“ Respekt und Toleranz seien die Schlüssel und nur mit einem vereinten Europa gibt es eine Chance für die Zukunft!
Romantisch und bombastisch
Was dann folgte war an Romantik und Bombastik kaum zu überbieten, als alle 6 Musikgruppen gemeinsam unter der Leitung von Peter Cloos gemeinsam auftraten. Bei Titeln wie Amazing Grace und dem schottischen – also auch keltischen – Highland Cathedral standen die Instrumente der französischen Gäste erneut im Vordergrund. Amazing Grace hat übrigens ein früherer Sklavenschiff-Kapitän geschrieben, als er begann, sich für die Beendigung des Sklavenhandels zu engagieren und Highland Cathedral wurde sogar bei der Übergabe Hong Kongs an China gespielt. Immerhin erstreckte sich der keltische Einfluss einst fast deckungsgleich mit der heutigen EU – sogar bis in die heutige Türkei.
Zum Schluss gab es ein Geschenk aus Frankreich, Eine Tafel mit Bombarde, Schlagzeugstöcken und Dudelsack. Wer weiß, mit welchen Instrumenten man Peter Cloos zukünftig auftreten sieht… (rs)