Naturschutzjugendgruppe sucht nach tierischen Schätzen und freut sich auf neue Mitglieder
SCHWALMSTADT-TREYSA. Wenn Waschbären auf die Suche nach Fledermäusen, Fröschen und Blindschleichen gehen, bedeutet das für die kleinen Wirbeltiere meist nichts Gutes.
Anders bei der Waschbärbande, der Naturschutzjugendgruppe, die BUND und NABU Schwalm-Eder ins Leben gerufen haben. Denn hier sind die Kinder und Jugendlichen daran interessiert, diese Tiere besser kennen und schützen zu lernen.
Das Thema der Waschbärbande dieses Frühjahrs und Sommers sind die Schätze des Naturlehrgebiets im Treysaer Wiegelsweg. Hier trifft sich die Gruppe alle drei Wochen bereits seit 2008, die vorhergehende Jugendgruppe war ab 2004 hier zuhause.
Tierische Schätze
Dass die Kinder das Gelände als Schatz begreifen, wird sich jedem erschließen, der mit Klassenfeier, Kindergartengruppe oder privater Feier schon einmal dort war. Aber die Waschbärbande geht noch einem Schritt weiter: sie möchte mit wissenschaftlichen Methoden und fachkundiger Unterstützung die besonders interessante Fauna des Gebiets besser kennen lernen. Bereits im Herbst gab es die erste Erkundung an den Teichen, die neben viele Kleintieren auch Molchslarven zu tage brachte. Im Frühjahr waren bereits drei Tiergruppen und Lebensräume im Blick:
Bei regnerischem Wetter zogen die Kinder mit GPS-Gerät, Teleskopkamera und Katierungsmaterial los, um nach Bäumen zu suchen, die Fledermäuse interessant finden könnten. Den Blick dafür schulte Kirsten Mitlacher, Biologin mit Arbeitsschwerpunkt Fledermauskartierung. Sie half auch bei der Einordnung der Bäume und schnell waren 9 Bäume ausgemacht, deren Rindentaschen, Astlöcher oder Spechthöhlen für Fledermäuse als Schlafplatz oder sogar Wochenstube interessant sein könnten.
Die Suche nach Kleintiere und Amphibien an den Teichen des Naturlehrgebiets erforderten weniger Technik, aber etwas mehr Umsicht und Geschick. „Wir achten auf uns und auf andere“ – dies ist die wichtigste Gruppenregel der Waschbärbande. Und diese wird selbstverständlich beim Spielen, Werkeln, Toben miteinander genauso eingeübt, wie beim Erkunden von Lebensräumen und Tieren.
Wir achten auf uns und auf andere
„Die Kinder und Jugendlichen lernen einen achtsamen Umgang mit Lebewesen“, so die Diplom-Biologin und Umweltpädagogin Sara Engelbrecht, die die Gruppe zusammen mit Pädagogin Claudia Stehl im Auftrag und mit Unterstützung des BUND betreut. „wenn ich einen Molch fangen und bestimmen möchte, muss ich gezielt und fest genug zugreifen ohne ihn zu verletzen.“
Diese Gefahr bestand für die zahlreichen Teich- und Bergmolche ebensowenig wie für die Libellenlarven und Wasserschnecken, die sich schnell in den Käschern und Wasserwannen fanden. Der Umgang mit Bestimmungsliteratur und der sichere Blick für besondere Kennzeichen der Tiere ging den Kindern umgehend in Fleisch und Blut über – nicht die Betreuerinnen, sondern die Kinder untereinander zeigten und erklärten, was im Käscher saß. Das Highlight am Wasser für die Kinder war der junge Grasfrosch, der nicht wie die großen Frösche den Kindern entwischte.
Am vergangenen Samstag waren die Teilnehmer der Waschbärbande freiwillig bereits um acht Uhr morgens auf den Beinen. Es galt an Trockenmauern, Heckenrändern und Totholzbereichen nach Schlangen und Eidechsen Ausschau zu halten. Hierzu waren nach dem letzten Treffen Reptilienbleche ausgelegt worden, die für die Tiere ein attraktives, weil warmes Versteck darstellt.
Wo sich Eidechsen am liebsten aufhalten, da es dort besonders früh sehr warm wird, konnte die Waschbärbande mit feinen Thermometern erkunden. Während es in der Luft im Schatten noch frische 11 Grad hatte, war sie in der Sonne bereits 22 Grad warm und auf sonnenbeschienenem Holz maßen die Kinder sogar 44 Grad.
Die speziellen Fangtechnicken für Eidechsen konnten die Teilnehmer trotz umsichtigem Verhalten und Sonne nicht umsetzen – keines der Tiere ließ sich erhaschen. Aber die Gruppe hat sich die Möglichkeit offen gehalten, den einen oder anderen frühen Samstag im Sommer nach den Reptilien zu schauen. Hierzu brachte Celia Nitardy, Biologin aus Marburg, anschauliche Bestimmungstipps mit und gab Infos zu bevorzugten Plätzen der Tiere. „Eigentlich ist das Gelände ideal für Schlingnattern“, so Nitardy, „und nachgewiesen sind sie auch in Treysa bereits an mehreren Stellen.“ Das sind gute Voraussetzungen, dass die Waschbärbande auch diese Schätze im Naturlehrgebiet findet.
Da im Sommer viele andere Gruppen das Naturlehrgebiet nutzen, weichen die Waschbären nun, bis auf kurzfristige Treffen zur Reptiliensuche, bis zu den Ferien ins Katzbachtal aus. Am 10. August ist das erste Treffen nach den Ferien wieder im Naturlehrgebiet. Dann werden auch wieder die Fledermausbäume unter die Lupe genommen. Die Gruppe ist offen für neue Teilnehmer und Interessierte können sich an Sara Engelbrecht unter 0160-979 456 33 wenden. (pm)