Fernsehsendung zum Thema Leerstand
HOMBERG | FRANKFURT. Sind unsere Kleinstädte zukunftsfähig oder nicht? Wie leben und wie konsumieren wir? Warum stehen Geschäfte leer? Wird das schlimmer oder kann man ihnen wieder Leben einhauchen? Wie ist das im Allgemeinen und wie ist das speziell in Homberg/Efze.
Antworten darauf hat der Hessische Rundfunk in der Kreisstadt des Schwalm-Eder-Kreises gesucht und war am Dienstag mit seinem neuen Fernseh-Sendeformat „Wilde Camper“ auf dem Marktplatz der Reformationsstadt. Bleibt noch eine Frage übrig: Kann man diese Fragen in 45 Minuten klären?
Mit dem Wohnwagen auf den Marktplatz
Das Sendeformat: Die Moderatoren Julia Tzschätzsch und Daniel Mauke kommen mit ihrem Wohnwagen in eine Stadt und diskutieren mit Politikern, Bürgern, Vereinen über brennende Fragen, aktuelle Themen und vor allem regionale Sorgen. Das Team vom „hr“ hatte sich in Homberg gut umgesehen. Viele Geschäfte stehen leer, aber auf so richtig gute Ideen sind sie bei ihrer Recherche, die in Einspielern im Fernsehen zu sehen sein wird, nicht gestoßen. Bernd Park versuchte als „Einpeitscher“ das – mit Verzögerung – noch zahlreich erschienene Publikum in Homberg auf das Thema einzustimmen.
Wer geht denn noch in Homberg Einkaufen? Fast alle, aber es ist auch zu hören, dass es nicht alles gibt. O. k., das ist ein alter Hut, das war auch vor 50 Jahren nicht anders. Wie laufen die Geschäfte? „Besser geht immer, wird’s aber nicht!“ Lautet eine Antwort. Lieblingsthema in Homberg sind die Parkplätze. So vehement wie in Schwalmstadt eine Fußgängerzone gefordert und so intensiv sie in Fritzlar gelebt wird, so riesig ist der Widerspruch in Homberg. Eines wird deutlich, ärgern kann man sich gut in Homberg, andererseits bringt es eine Bürgerin auf den Punkt: „Als der Wochenmarkt wiederbelebt wurde, wussten alle, was sie an frischen Produkten in der Stadt vermissen. Aber kaufen tun sie es jetzt trotzdem nicht auf dem Markt. Bernd Park resümiert mit einer weiteren Frage: „Ja wie denn nun, die Menschen kaufen nicht weil‘s tot ist und es ist tot, weil niemand etwas kauft?
Deformation statt Reformation
Die Probleme sind „Standard“ in den nordhessischen Fachwerkstätten. Kunden erwarten in Supermärkten Sortimente, die über 1000 Quadratmeter Fläche notwendig machen, aber mitten in einer jahrhundertealten Bausubstanz ist das nicht möglich. Kunden wollen alles ganz schnell, ganz billig, große Auswahl und dabei nicht viel laufen. Die Folge: Läden und Einkaufszentren entstehen auf der grünen Wiese, Bestellungen erfolgen im Internet und große Einkäufe in Kassel oder Bad Hersfeld.
Martin Bickel vom Modehaus Griesel sitzt bei den Campern am Tisch und überlegt, ob er das Geschäft übernehmen soll. Sigrid Koch und ihr Mann betreiben das letzte Schuhgeschäft in Homberg. Würden sie zu einer Übernahme raten? Der würde ein leerstehendes Geschäft – und davon gibt es einige in Homberg – mit neuen Ideen beleben? Ohne Bankdarlehen funktioniert eine Existenzgründung häufig nicht, aber selbst die Banken vertrauen dem örtlichen Einzelhandel nicht mehr, weiß nicht nur Martin Bickel zu berichten.
Die Seele der Stadt?
Mit den Worten, „die Seele einer Stadt liegt hinter der Fassade“, beginnt der zweite Einspieler. Am Ende steht die Frage: „Wie will man ohne Gewerbe und Geld die Fachwerkhäuser erhalten?“ Reicht die Phantasie noch aus, um sich die Zukunft vorzustellen? An Bürgermeister Dr. Nico Ritz geht die Frage: „Wer hat sich den Quatsch ausgedacht, dass man nur 30 Minuten parken kann?“ Ritz antwortet gelassen: „Die Mutter aller Probleme sind überall die Parkplätze“. Er hat in seiner Stadt auch durchgezählt und mit anderen verglichen: „Homberg hat überdurchschnittlich viele Einzelhändler. Die Supermärkte sind aber außerhalb und das wären die Frequenzbringer“
Ist es ein qualitatives Problem? Zu viele Einzelhandelsflächen für die aktuellen Markterfordernisse und deshalb der Leerstand? Auch wenn es nicht alle aussprechen wollen, es scheint wirklich nicht realistisch zu sein, dass es wieder wie früher wird, wenn bei Textil und Unterhaltungselektronik der Online-Handel bundesweit 20 Prozent Marktanteil hat und immer weniger Menschen in der Region leben.
Städte werden sich anpassen müssen. Warum nicht mal ein paar alte Häuser abreißen, deren Sanierung in den nächsten Jahren zu schwierig oder zu teuer wird? Bürgermeister Dr. Nico Ritz und der Stadtplaner Folckert Lüken-Isberner aus Kassel sind sich über den Weg nicht ganz einig, aber beide wissen, dass es Sinn macht, Einzelhandelsflächen auf bestimmte Stadtbereiche zu konzentrieren und einige Flächen dann umzuwandeln in Wohnraum oder andere Gewerbeflächen.
So, wie es früher war, wird es nie wieder sein
Auch Delf Schnappauf, Hombergs berühmtester Stadtkritiker, hat vor Mikrofon und Kamera keine bessere Idee: „Der alte Traum wird so nicht mehr sein“, weiß er. Einzelhändler haben etwas nicht verstanden, kritisiert Folckert Lüken-Isberner: „Eine schöne Stadt und viele Parkplätze sind nicht vereinbar!“ Die Lösung heißt: Integratives Stadtentwicklungskonzept.
„Ich ‚Sch…‘ auf den Leerstand, ich kann das nicht mehr hören“, schimpft Simone Bressan. Er und die „Jungen Wilden“ engagieren sich im Stadtmarketing. Homberg müsse ein Platz werden zum Verweilen. Der Einzelhandel muss sich mit dem Onlinehandel verknüpfen. Wenn alte Menschen die Sachen vom Wochenmarkt nicht nach Hause bekommen, müssen wir sie bringen. Wie der Online-Handel auch. „Wir sollten“, so Bressan, „unsere Probleme nicht auf andere projizieren…“
Weniger meckern und mehr konstruktiv handeln
Also weniger schimpfen und mehr Ideen entwickeln? Auch wenn Fritzlar vom Fernsehen als besseres Beispiel genannt wird, wer die Kritiken bei nh24, in Sozialen Netzwerken und in den Zeitungen liest, die Sorgen sind in allen vergleichbaren Städten zu ähnlich, als dass es eine Lösung für verändertes Einkaufsverhalten gäbe.
Die Probleme sind real, die Superlösung wird es nicht geben, auch wenn, wie der Bürgermeister erwartet, in wenigen Tagen Baurecht für das Ulrich-Grundstück kommen wird und endlich große Lebensmittel-Flächen in der Innenstadt geschaffen werden können. Auch dazu gibt es wieder unterschiedliche Sichtweisen über die Zukunft unter den Gesprächsteilnehmern.
Freie Energie für die Stadt einsetzen
Es geht jetzt darum, freie Energie für die Stadt einzusetzen und um ein Zusammenspiel gut durchdachter Maßnahmen. Meckern über den fehlenden Parkplatz? Es haben alle Geld zum Parken in Kassel, sagt eine Besucherin.
Mehr miteinander reden müssen wir, sagt Frau Koch, respektvoll miteinander umgehen, ergänzt Bressan. Neue Umgangsformen in einer Stadt, in der gerne und leidenschaftlich gestritten wird. (rs)
Ausgestrahlt wird die Sendung voraussichtlich am 23. Mai um 21 Uhr.
1 Kommentar
Das Homberg sich kreisstadt schimpft ist ein Witz Fritzlar Melsungen wären besser geeignet. Unsere Familie hat mehrere Häuser und die Mieten sind im Eimer keiner will hier mehr wohnen ständige Übergriffe in den efze wiesen auf kleine Mädchen sind normal und die Polizei tut nix lärmbelästigung durch Fahrzeuge aller Art die nicht kontrolliert werden und viel zu laut sind. Ich finde würde sich die Polizei von Homberg mehr bemühen das man wieder sicher und beschützt leben kann wäre ne Menge gewonnen aber die alten Herren der Polizei kommen ja nicht mal wenn man sagt das eigene Kind wurde angefasst oder sonst irgendwas. Nix wird getan hier damit es besser wird alle streiten nur und schieben die Schuld von da nach dort. Ich fordere mehr Polizei zum schutze ehrlicher Bürger und mehr Kontrollen von Fahrzeugen. Die Stadt oberen sollten sich schämen diese alten Männer die nix ändern wollen Hauptsache ihnen geht es gut. Zum kotzen anstand die Bahn line wieder zu aktivieren das mann ohne auto wieder Anbindung hat. Buslinien sind für jobs nicht gut gestaffelt oder mann ist stunden zu früh oder zu spät an der arbeit. Sowas sollte nicht kreisstadt sein. Gruß Herr König
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