Wilde Wege – nicht zum nachahmen
STADTALLENDORF | BAUNATAL. Nicht alles nachahmen, bat Willi seine vorwiegend jungen Zuschauer, als er Bilder von der Flucht vor einem Wildschwein in einem oberhessischen Maisfeld zeigte. Alles „Willi will‘s wissen“ – Fans. Ausnahme: „Außer, Ihr seid Abenteurer und tragt karierte Hemden…“
Gestern war Willi, ja, der von Willi will’s wissen mit den karierten Hemden, in der Baunataler Stadthalle. Er hat aber nicht – wie im Fernsehen – erkundet, wie Nudeln hergestellt werden oder Schokoriegel gemacht werden. Willi war auf Abenteuer aus. „Willis Wilde Wege“.
Sechs berühmte deutsche Helden kommen aus Stadtallendorf. Eike Immel (Nationaltorhüter), Margot Käßmann (Bischöfin) Theo Gutberlet (tegut), Wigbert Wicker (Derrick-Regie), Nutella (Ferrero) und Willi Weitzel. Den kennen die Kinder von heute, außerdem die Erwachsenen von heute, die gestern Kinder waren und zudem die Großeltern, die gestern mit ihren Kindern ferngesehen haben.
Vom Sternsinger zu Tierfotograf
Will kommt also aus der Mon-Chérie-Stadt Stadtallendorf, war dort mal Sternsinger und als Jugendlicher lieber in Kassel als in Frankfurt. In der Kurhessentherme hat er zum ersten Mal in Salzwasser gebadet und überhaupt fühlt er sich rund um Kassel und Baunatal ganz wohl. Am Sonntag schilderte der Held aller Kinder seine größten Abenteuer. Und die sind ganz anders gewesen, als die Geschichten von MacGyver, Crocodile Dundee oder Indiana Jones. Sehr Sympathisch berichtet Willi von den ersten Fehlversuchen und schließlich von bedrohlichen Erlebnissen für Kinder in Afrika.
Nach den ersten eigenen Versuchen wilde Tiere zu fotografieren, hat Willi den Konrad Wothe besucht. Sofort kommt eine interessierte Nachfrage der Kinder aus dem Publikum: Hat der Konrad für die BBC gearbeitet? Wow! „Auch! Aber er war der Haupt-Kameramann für Heinz Sielmanns Expeditionen ins Tierreich.“ „Ahhh!“
Frei und eingeschüchtert in Alaska, erschöpft in Afrika
„Ich suche Bären und hoffe, dass ich keine sehe“, witzelte Willi Witzel über seinen Besuch in der Wildnis von Alaska. Frei und zugleich eingeschüchtert hat er sich gefühlt in Alaska. Immerhin laufen ein Elch und ein Rothörnchen vor die Linse. Nach einer halben Stunde entsteht das erste Bärenfoto. Bären strahlen übrigens tatsächlich Ruhe und Gemütlichkeit aus. Aber sie bleiben wilde Raubtiere, die man besser nicht streicheln sollte.
Danach geht es 5, 4, 3, 2, 1, 0 nach Afrika… Willis wilder Weg durch die Dürre. Was soll das geben, wenn der Pilot schon vor dem Start betet? In Afrika, in der Turkana erlebt er bewaffnete Kinder, die ihre Felder verteidigen. Kinder, die mit bloßen Händen metertief nach Wasser graben, weil es dank Klimawandel gar nicht mehr regnet und Ziegen, die so wertvoll sind, wie bei uns ein volles Bankkonto. Ziegen sind alles
Brunnenbau gegen das Verdursten
Mit dem Geld, das die Sternsinger, denen er immer noch verbunden ist, hat er Brunnen gebaut. Nach zwei Jahren ganz ohne Regen, für viele Kinder die Grundlage fürs Überleben. Wer schon in jungen Jahren erfährt, wie es Menschen in anderen Kontinenten mit den Folgen des Klimawandels geht, wird als Erwachsener die Welt vielleicht ein wenig besser verstehen.
Was Willi Weitzel immer auszeichnet, ist der Verzicht auf den erhobenen Zeigefinger. Und nie kommt der Humor zu kurz. Schließlich haben auch die Kinder in Afrika viel zu lachen, selbst wenn ihr Leben – nach unseren Maßstäben – schwerer ist als unseres. (rs)