Viertelfinale in Baunatal
BAUNATAL. Nur wenig Interesse außerhalb, aber viel Ehrgeiz auf dem Platz, kennzeichneten das Viertelfinalspiel zur Deutschen Meisterschaft im Gehörlosen-Fußball in Baunatal. Die Mitte Deutschlands hat die Platzwahl beeinflusst und der Kunstrasenplatz neben dem Parkstadion war der ideale Ort.
Bürgermeister Manfred Schaub ließ es sich nicht nehmen, die beiden Mannschaften vom Hamburger GSV und dem GSV Karlsruhe persönlich zu begrüßen.
„Wir freuen uns immer über Spitzensport“ in der Stadt, so Schaub und der gelernte Fußballehrer mit der höchsten Trainer-Lizenz (Profibereich), zugleich Vorsitzender der DFB-Trainervereinigung, bot auch gerne das Endspiel im Parkstadion an, falls der Gehörlosen-Sportverband noch einen Austragungsort sucht.
Bis in den Profisport
Auf den ersten Blick ist ein Fußballspiel von Gehörlosen kein bisschen anders, als jedes andere Fußballspiel. Es wird allerdings deutlich weniger geschrien und das Pfeifen des Schiedsrichters wird durch Heben einer Fahne unterstützt. Viele Spieler in Gehörlosen-Sportvereinen sind auch in anderen Fußballmannschaften aktiv, wie Frank Hay vom Verband erklärt.
Namen wie Siemon Ollert (FC Ingolstadt) oder vor allem Stefan Markolf aus dem nordhessischen Witzenhausen, der für den KSV Baunatal und den KSV Hessen spielte und 2007 von Jürgen Klopp zu Mainz 05 geholt wurde, belegen, dass man ohne Gehör auch im Profisport bestehen kann. Da allerdings müssen sie auf das Verständnis der Schiris hoffen, wenn sie nach einem Pfiff doch weiterspielen.
International erfolgreich
Der Verband spielt jedes Jahr Deutsche Meisterschaften im KO-System aus, die Spiele finden immer auf neutralem Boden statt. Auch international stehen die Deutschen gut da. Im Jahr 2016 in Salerno/Italien wurde die deutsche Nationalmannschaft Vize-Weltmeister. 2008 wurde sie Weltmeister. Vor drei Wochen gewann sie im EM-Qualifikationsspiel in Alba bei Turin gegen Italien mit 4:2. Im Juni wird sie gegen Serbien in der EM-Qualifikationsrunde in Bochum spielen. Ein Unentschieden reicht für die Qualifikation zur EM 2019 auf Kreta in Griechenland.
Karlsruhe siegt mit vier Nationalspielern 1:0
In Baunatal waren die Karlsruher schon deshalb Favorit, weil sie mit David Seiberlich (Torwart), Markus Seeburger (Abwehr), Kevin Bayer (Mittelfeld) und Robin Bayer (Angriff), vier aktuelle Nationalspieler aufbieten. Für Hamburg spielt der Nationalspieler Nick Barik Bicakoglu.
Robin Bayer mit der symbolträchtigen Rückennummer 10 war es dann auch, der nach gut 20 Minuten das einzige Tor der Partie schoss und die optisch stets überlegenen Karlsruher damit ins Halbfinale führte. Die faire und hochklassige Partie war eine gute Werbung für die hohe Qualität des Handicap-Sports.
Alle Ergebnisse im Viertelfinale:
GTSV Essen gegen GSC Nürnberg 7 : 1 (2:0)
Hamburger GSV gegen GSV Karlsruhe 0 : 1 (0:1)
Berliner SC Comet gegen GSG Stuttgart 1 : 3 (0:1)
GSF Wuppertal gegen GSV Augsburg 6 : 3 (1:0)
Im Halbfinale am 26. Mai 2018 gibt es folgende Paarungen:
GTSV Essen gegen GSV Karlsruhe
GSG Stuttgart gegen GSF Wuppertal
Die beiden Sieger kämpfen dann um die Deutsche Meisterschaft (rs)