SCHWALMSTADT. In kaum vier Wochen beginnt gerade ein neues Datenschutz-Zeitalter. Ab dem 25. Mai 2018 kehrt sich nämlich ein Grundsatz um: es ist grundsätzlich nicht mehr erlaubt personenbezogene Daten zu speichern, es sei denn, das Gesetz erlaubt es, diese zu speichern. Das klingt total einfach und schrecklich kompliziert zugleich.
Da platzt ein Gesetz mitten hinein in die Diskussion um die Sicherheit von Daten bei sozialen Netzwerken und Geheimdiensten, das aber schon seit zwei Jahren verabschiedet ist und jetzt endgültig Rechtskraft erlangt. Mit der Feststellung, dass erst mal gar nichts gespeichert werden darf, ist die Grundlage klar. Wer Kunden betreuen muss, wer mit Daten arbeiten muss, weil er zum Beispiel Arzt ist oder als Dienstleister einen Service garantieren muss oder wer als Unternehmer Daten speichern muss, weil der Buchführungsunterlagen und andere Unterlagen aufzubewahren hat, der muss zwangsläufig auch personenbezogene Daten speichern. Aber jeder muss erklären können, warum er oder sie das tut und wie das geschieht. So ist es dann doch nicht so ganz einfach, vor allem deshalb nicht, weil Sollbruchstellen schon sichtbar werden.
Viele Datenbankprogramme zur Verarbeitung von Kunden-Daten laufen online und Daten werden oft auf Cloud-Servern, wie Google-Drive, One-Drive, iCloud, Amazon Drive, Hi-Drive, Dropbox oder wie sie alle heißen gespeichert. Beides könnte „Mist“ sein, denn für jeden Speicherort muss das europäische Datenschutzrecht gelten und danach muss garantiert sein, dass kein Dritter auf die Daten zugreifen kann. In Amerika haben Geheimdienste grundsätzlich Zugriff auf alle Daten und schon scheiden diese praktisch allesamt aus. Natürlich darf sich auch niemand darauf herausreden, dass seine Kunden bei Facebook sowieso alle Daten auf einem amerikanischen Server speichern und der Hälfte aller Deutschen genau das, scheinbar völlig schnuppe ist.
Auch wer Facebook und anderen Handy-Apps bereitwillig jeden Aufenthaltsort, alle Kontaktdaten, alle Freunde und alle persönlichen Vorlieben vom Besuch einer Porno-Seite über die Geliebte, bis zu Frau und Kind daheim zur Auswertung und zu Werbezwecken völlig freiwillig ausliefert, wird, wenn er Schadensersatzansprüche geltend machen kann, gegen jeden Handwerker, Dienstleister, Shop-Betreiber oder jedes Urlaubshotel gerichtlich vorgehen, wenn sich dadurch etwas Cash rausholen lässt. Wetten? Die lukrativste Geschäftsidee ist zukünftig ein Abmahnverein für Datenschutzverstöße.
Eigentlich wollte die Verordnung die großen Internet-Konzerne treffen, in der Praxis macht sie vor allem den kleinen Betrieben das Leben schwerer und den Betrieb teurer. Datenschutz kostet! Wenn Sie demnächst ihren Urlaub buchen und ein Hotel ansteuern, indem sie schon mehrmals waren, wundern Sie sich also nicht, dass man sie scheinbar vergessen hat und zum ersten Mal wieder nach Name und Adresse fragt. Da wurden wohl alle Daten vorsichtshalber schon mal gelöscht. Auch in Spanien, Italien oder Griechenland gilt die neue Datenschutz-Grundverordnung. Grundsätzlich gut, führt sie uns zugleich vor Augen, wie leichtfertig wir im Allgemeinen mit unseren Daten umgehen und sie wird so manch verblüffendes Ergebnis produzieren…
Ihr
Rainer Sander
6 Kommentare
Oho, auch die nh23-Edelfeder Sander weiß anscheinend nicht um den Unterschied zwischen »scheinbar« und »anscheinend«.
Oder meinte er tatsächlich, dass es der Hälfte aller Deutschen nur »scheinbar« völlig schnuppe ist, was mit ihren Facebook ihre Daten auf US-Servern speichert und sie in Wirklichkeit zutiefst besorgt darüber sind? – Der Anschein spricht dagegen.
Bei Gelegenheit würde mich auch interessieren, wie sich etwas anhört, das »total einfach und schrecklich kompliziert zugleich« klingt.
Vermutlich, ja anscheinend sogar, wollte Herr Sander sagen, das neue Gesetz klänge zugleich einfach und s e i doch schrecklich kompliziert, sein Klang also nur »scheinbar« einfach.
Keine Ursache, gern geschehen.
… tja, auch die nicht-ganz-so-edle Feder waldenmonk ist nicht unfehlbar.
Der Facebook-Satz sollte eigentlich so lauten: »Oder meinte er tatsächlich, dass es der Hälfte aller Deutschen nur »scheinbar« völlig schnuppe ist, dass Facebook ihre Daten auf US-Servern speichert und sie in Wirklichkeit zutiefst besorgt darüber sind?«
Im zweiten Satz ist doch sicher der 25. Mai gemeint? 😉
Natürlich, danke für den Hinweis. Das Datum ist geändert.
Zitat: „Die lukrativste Geschäftsidee ist zukünftig ein Abmahnverein für Datenschutzverstöße.“
Volltreffer, besser kann man es nicht formulieren.
Hinkünftig wird sich jeder Verkehrsrowdy, jeder Einbrecher, jeder Gewalttätiger, der von einer gesetzlich nicht ausdrücklich dazu autorisierten Privatpersonen mit einer Dashcam, einer Überwachungskamera, einer Smartphonkamera aufgenommen und seiner Tat überführt werden soll, zuallererst auf den, auf seinen Datenschutz berufen!
Wem wundern solche Gesetze noch in einem Land, indem der Leibwächter eines der schlimmsten Terroristen der Welt per Gesetz Sozialhilfe auf steuerzahlers Kosten bezieht!
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