WETZLAR | KASSEL. Acht Tage nach der Heimniederlage gegen Hüttenberg zieht die MT Melsungen in der DKB Handball-Bundesliga auch im Hessenderby bei der HSG Wetzlar den Kürzeren.
Die Nordhessen verloren am Sonntag vor 4.421 Zuschauern in der ausverkauften Wetzlarer Rittal-Arena mit 28:31 nach 12:18-Halbzeitrückstand. Beste Werfer waren Kristian Björnsen (7) für die Gastgeber und Lasse Mikkelsen (8/2) für die MT. Der nächste Bundesliga-Einsatz steht für die Rotweissen erst wieder in drei Wochen auf dem Plan, am 13. Mai kommt der HC Erlangen nach Kassel.
Bis auf den weiterhin verletzten Abwehrchef Finn Lemke konnte MT-Trainer Heiko Grimm in Wetzlar aus dem Vollen schöpfen. Zum Start schickte er Michael Allendorf, Julius Kühn, Timm Schneider Michael Müller, Arjan Haenen und Felix Danner auf die Platte, den Part zwischen Pfosten nahm Johan Sjöstrand ein.
Doch schon die ersten Minuten verhießen nichts Gutes. Ehe sich die Gäste versahen, lagen sie nach Treffern von Kreisläufer Jannik Kohlbacher, Halbrechts Joao Ferraz und Rechtsaußen Kristian Björnsen nach nicht einmal vier gespielten Minuten mit 0:3 im Rückstand. Nach einem Fehlversuch von Julius Kühn erhöhte erneut Björnsen per gefühlvollem Heber gar auf 4:0.
Den Knoten der Nordhessen brachte dann Regisseur Timm Schneider mit einem beherzten Schlagwurf zum Platzen (4:1, 7. Min.). Ab dem Zeitpunkt lief es deutlich besser. Johan Sjöstrand parierte zweimal spektakulär gegen Ferraz und Björnsen und Marino Maric brachte seine Farben mt einem Doppelschlag auf 5:4 heran (12.). Einen verwandelten Strafwurf von Maximilian Holst beantwortete Timm Schneider postwendend mit dem 6:5. Zwischenzeitlich war Jeffrey Boomhouwer für Michael Allendorf auf die Linksausssenposition gekommen.
Zwei weitere Holst-Strafwürfe und ein Rückraumtreffer von Stefan Cavor sorgten jedoch wieder für klarere Verhältnisse zugunsten der Hausherren. Das 9:5 war für Heiko Grimm der Anlass für eine erste Auszeit: “Wir müssen besser von Angriff auf Abwehr umschalten und uns schneller zurück orientieren”, fingen die SKY-Mikrofone die Anweisungen vom MT-Trainer ein. Um die Abwehrarbeit zu forcieren, verzichtete er fortan auch auf zwei Spezialistenwechsel, zudem kam Tobias Reichmann für Arjan Haenen und Philipp Müller für den glücklosen Julius Kühn.
Allein den Hebel umzulegen wollte nicht gelingen. Im Gegenteil: Weil vorne die Durchschlagskraft fehlte und es in der Abwehr an der nötigen Konsequenz magelte, fielen die Bemühungen der spielerisch besser agierenden Wetzlarer immer wieder auf fruchtbaren Boden. Mit dem Ergebnis, dass sie ihren Vorsprung teilweise auf bis zu sieben Tore ausbauten (16:9, 27., 17:10, 29.). Bis zum Pausenpfiff konnte die MT noch etwas Kosmetik dank der Treffer von Kühn und Mikkelsen zum 18:12 betreiben.
Diesen zarten Aufschwung setzten die Nordhessen auch zu Beginn der zweiten Halbzeit fort. Spielmacher Mikkelsen verkürzte einmal aus dem Rückraum und einmal per Strafwurf zum 18:14. Zwischendurch hatte Nebojsa Simic glänzend gegen Joao Ferraz pariert. War das die Wende zum Guten?
Mitnichten. Denn die MT verfiel schnell wieder an den Trott der ersten Halbzeit, bot hinten der HSG viel zu wenig Paroli – vor allem dem ideenreichen Regisseur Filip Mirkulovski – und fand auch vorne kaum Mittel, die hellwache Abwehr der Grünweissen in Verlegenheit zu bringen. Zu oft wurde der Erfolg über Einzelaktionen gesucht die dann misslangen. Als nach gut 40 Minuten von der Anzeigetafel der Rittal-Arena ein 23:16 aufleuchtete, war praktisch die Vorentscheidung gefallen.
Die Wetzlarer blieben konsequent, hielten die MT auch noch bis acht Minuten vor Schluss mit diesen sieben Toren auf einem beruhigenden Abstand (29:22, 52.). Kurz darauf ging dann aber doch nochmal ein Ruck durch das Team der Rotweissen. Mit einem 3:0-Lauf (Reichmann, Mikkelsen, Allendorf) waren die Gäste plötzlich wieder in Reichweite. Doch die Zeit war längst soweit fortgeschritten, als dass es noch zu einer Kehrtwende gereicht hätte. Mit dem 31:28 war die MT an diesem Tage noch glimpflich davon gekommen.
Das Ausscheiden von Philipp Müller, der über Herzrhythmusstörungen klagte und zur Beobachtung in eine Wetzlarer Klinik musste, sowie die Wadenverletzung von Nebojsa Simic drücken zusätzlich auf die ohnehin schon gedämpfte Stimmung.
Heiko Grimm zum Spiel:
Das war ein sehr ärgerliches Spiel. Wir hatten uns viel vorgenommen, aber umgesetzt wurde davon zu wenig. Man sieht, die Spieler sind mental nicht frisch genug, Entscheidungen dauern zu lange. Es ging phasenweise richtig lethargisch zu. Wir wollten Wetzlar die gefährlichen Gegenstöße wegnehmen und die Anspiele an den Kreis unterbinden. Stattdessen sind wir bereits in der Anfangsphase genau über diese Aktionen in Rückstand geraten. Im Rückzug waren wir zu behäbig, das Umschalten klappte kaum. Man kann eigentlich sagen, wir haben sowohl in der Abwehr wie auch im Angriff etwa nur 80 Prozent von dem gebracht, was nötig gewesen wäre, um heute gegen Wetzlar zu bestehen. Wir haben einige Baustellen und daran werden wir in den nächsten drei Wochen bis zum nächsten Spiel sehr intensiv arbeiten müssen.
Statistik
HSG Wetzlar – MT Melsungen 31:27 (18:12)
HSG Wetzlar: Buric (12 Paraden), Weber (0 P.), Klimpke (n. e.) – Hermann 2, Kneer (n.e.), Björnsen 7, Pöter 1, Ferraz 2, Mirkulovski 2, Volentics, Holst 8/6, Schefvert 1, Kvist, Lindskog, Cavor 5, Kohlbacher 3 – Trainer Kai Wandschneider.
MT Melsungen: Sjöstrand (8 Paraden), Simic (8 P.) – Maric 2, Kühn 1, Golla 3, Reichmann 4/1, Mikkelsen 8/2, Danner 1, P. Müller 1, Boomhouwer, Schneider 3, Allendorf 2, M. Müller 2, Haenen, Langhans (n.e.) – Trainer: Heiko Grimm.
Schiedsrichter: Ramesh Thiyagarajah / Suresh Thiyagarajah (beide Gummersbach)
Zeitstrafen: 8 – 10 Minuten (Ferraz, Holst Schefvert, , Lindskog – 1+1 Maric, Reichmann, P. Müller, Schneider)
Strafwürfe: 6/6 – 3/5 (Allendorf scheitert an Buric, Mikkelsen scheitert an Buric)
Zuschauer: 4.421, Rittal-Arena Wetzlar
Das nächste Spiel:
SO, 13.05.18, 12:30 Uhr, MT Melsungen – HC Erlangen, Rothenbach-Halle Kassel