NEUKIRCHEN (KNÜLL). Die neue CD ist raus und weltweit gibt es die ersten Reaktionen. Druckvoller Sound, der „Krieg“ zwischen zwei Gitarren, der „Rechtsstreit“ zwischen Bass und Stimme um den größten Tonumfang und Martin Winter, der die Band antreibt, sind die Markenzeichen.
Bei der CD-Release-Party für das Squealer-Album „Behind-Closed Doors“ im kleinen Neukirchner Sägewerk war’s kuschelig warm, schließlich war der Club, in dem die Hälfte der Grundfläche Bühne ist, einmal mehr ausverkauft. Die Veröffentlichung ist die erste der Band nach fast zehn Jahren.
Wer Michael Schiels Stil beim Weihnachtskonzert in der Ziegenhainer Schlosskirche gehört hat, möchte kaum glauben, dass der nette Junge von nebenan, den sich manche Mama als Schwiegersohn wünschen würde, so eine erbittert harte und schnelle Speed Metal Gitarre spielen kann. Irgendwie nett wirken sie außerhalb der Bühne übrigens alle fünf, fast wieder schüchtern, höflich und freundlich, aber auf der Bühne brennt die Luft. Sebastian Werner hat die Titel sichtbar verinnerlicht und wirkt nicht allein gelassen, wenn er zwischendurch als einziger für die Melodie verantwortlich ist.
Der Titelsong zeigt – zumindest für die Metal-Charts – Siegerqualitäten, mit Foolish Man’s Invasion tritt die Band an, um Geschwindigkeitswettbewerbe zu gewinnen. Into The Past kommt dagegen fast wie eine Schnecke daher. M:O:T:M ist eine perfekte Schlussnummer und die ganze CD darf in keiner Musiksammlung der Region fehlen.
34 Jahre Squealer
Squealer, gegründet von Sänger Andy ‚Henner‘ Allendörfer, Gitarrist Axel Fischer, und Bassist Bernd Adam, kurze Zeit ergänzt durch Schlagzeuger Frank Wolf, haben sich auch in der Vergangenheit nie darum gekümmert, in welche musikalische Schublade die Band passt. Auf jeden Fall hatten Band und Musiker immer ihren eigenen Kopf, ihren eigenen Stil und haben sich nie in etwas reinreden lassen. Auch Plattenlabels, die Interesse an der Band hatten, blitzten ab. Anstatt einen der angebotenen Verträge zu unterschreiben, gründeten Henner Allendörfer und Axel Fischer gemeinsam ihr eigenes Label mit dem Namen AFM Records, um darüber das Debütalbum Make Your Day zu veröffentlichen.
16 Musiker waren in der Band und haben sie wieder verlassen. Ein tragischer Einschnitt in der Bandgeschichte war der Unfalltod von Andy Allendörfer im Jahr 2004. Die Höhen und Tiefen sind im Musikstil der einzelnen Alben und der Erfolgskurve der abzulesen.
Wieder da!
Heute sind sie wie da und zwar abgeklärter und reifer denn je. So verschmelzen viele Metal-Elemente in der Musik von Squealer. Über 34 Jahre hinweg entwickelte sich ein einzigartiger, abwechslungsreicher und wiedererkennbarer Mix aus melodischem Thrash Metal, der erklärtermaßen die Basis für alle Squealer-Songs liefert, groovigem Rock und natürlich nach wie vor Heavy-, Speed- und Power Metal-Einflüssen.
Acht Studioalben, beispielsweise mit fünfstelligen Verkaufszahlen der CS „Under The Cross“, viele „Hochs“, wie den großen Sommerfestivals, Supportgigs mit Motörhead, Rage, Blind Guardian und vielen anderen, vor allem der Europa-Tour mit den Göttern den Heavy Metal, Judas Priest, standen einigen Tiefs gegenüber.
Jung und reif zugleich
Aktuell stehen mit Sebastian Werner (Gesang seit 2014), Lars Döring (Gitarre seit 1989), Michael Schiel (Gitarre seit 1995), Manuel Roth (Bass seit 2013) und Martin Winter (Schlagzeug seit 2014) fünf Musiker im Studio und auf der Bühne, die mit der Band-Gründung nichts mehr zu tun haben. Was sie eint ist die einzigartige Musik von Squealer und die kommt mit dem neuen Album erfrischend jung und gleichzeitig ausgereift und druckvoll daher. Mehr über Squealer und die Rockmusik aus Nordhessen gibt es in einem Buch von Rainer Sander ab September 2018 – „Zwischen Petards und Milky Chance“ (50 Jahre Rockmusik aus Nordhessen) im Geiger Verlag – eine Marke der Linus Wittich Medien KG Herbstein. (rs)