Experten aus Politik und Praxis diskutieren beim Hephata-Jahresempfang 2018 zum Thema „Inklusive Schule“
TREYSA. Mit einer klaren Botschaft an das Staatliche Schulamt in Fritzlar und einer Bitte um Unterstützung durch die Landes- und Kreispolitik endete die Podiumsdiskussion zum Thema „Inklusive Schule“ im Rahmen des Hephata-Jahresempfangs:
„Wir wollen unsere erfolgreiche Arbeit als regionales Beratungs- und Förderzentrum in der Ausgestaltung der inklusiven Schulbündnisse im Schwalm-Eder-Kreis fortsetzen“, sagte Rolf Muster, Leiter der Hephata-Förderschulen.
Rund 100 geladene Gäste aus Kirche, Diakonie, Politik, Gesellschaft und Vereinen waren der Einladung zum traditionellen Jahresempfang der Hephata Diakonie gefolgt. Während des Festakts in der Hephata Kirche diskutierten Experten aus Politik und Praxis auf dem Podium, im Anschluss waren die Gäste bei einem Imbiss und Getränken im Kirchsaal eingeladen, sich persönlich in die Debatte einzubringen. Den musikalischen Rahmen gestaltete Singer und Songwriter Maik Garthe.
Vorstandssprecher und Pfarrer Maik Dietrich-Gibhardt verwies in seiner Begrüßung auf den 117. „Geburtstag“ der Hephata Diakonie. Dabei betonte er, dass die Entwicklung Hephatas von den kleinen Anfängen bis hin zu einem modernen, vielgestaltigen diakonischen Unternehmen Ergebnis von Gottvertrauen und hoher sozialer Fachlichkeit sei: „Wir sind MitMenschen aktiv. Wir begleiten und fördern Menschen mit Unterstützungsbedarf und treten dabei mit aller Professionalität für Mitmenschlichkeit als zentralen Wert in unserer Gesellschaft ein.“ All das sei aber nicht möglich ohne die gute Zusammenarbeit mit den vielen Geschäftspartnern und Unterstützern aus den Bereichen der Kirche, Politik und Gesellschaft, fügte er hinzu und richtete seine Worte an das Publikum: „Sie alle sind wichtige Begleiterinnen und Begleiter unserer Arbeit und unseres Anliegens: schön, dass Sie heute da sind!“
In das Thema des Jahresempfangs führte Rolf Muster, Leiter der Hephata-Förderschulen, in einem Impulsvortag ein. Überschrift: „Exklusive Bildungsangebote für ein inklusives Leben“. Muster verwies auf viele positive Erfahrungen mit dem regionalen Beratungs-und Förderzentrum (BFZ), das seit 20 Jahren fester Bestandteil der Hephata-Förderschulen ist. In dieser Zeit habe das BFZ über 2000 Schülerinnen und Schüler mit emotionalem oder sozialem Unterstützungsbedarf so fördern können, dass die Verbleibquote in der Regelschule bei 95% liegt. Diese förderpädagogische Expertise will Rolf Muster auch künftig aktiv in die Ausgestaltung der inklusiven Schulbündnisse miteinbringen. „Exklusion darf nur letztes Mittel sein und wenn, dann muss sie stets Inklusion zum Ziel haben“, erklärte er und betonte: „Die Wahlfreiheit der Eltern darf nicht mangels fachlicher Angebote untergraben werden“.
Wie sich die Situation aktuell beim Thema „Inklusive Schule“ darstellt und was es zum Gelingen von Inklusion noch braucht – das diskutierten im Anschluss vier Experten aus Politik und Praxis. Auf dem Podium saßen neben Rolf Muster die CDU-Landtagsabgeordnete Claudia Ravensburg, Vorsitzende des Ausschuss für Soziales und Integration, Christoph Degen als bildungspolitischer Sprecher der SPD im Hessischen Landtag und der Erste Kreisbeigeordnete des Schwalm-Eder-Kreises Jürgen Kaufmann. Mehmet Aykan, Vertreter der Förderschulen im Landeselternbeirat, hatte seine Teilnahme kurz vor der Veranstaltung absagen müssen.
Hephata-Direktorin Judith Hoffmann erklärte in einem Zwischenruf am Rednerpult, dass Förderschulen keine Ausfallbürgschaft für ein womöglich nicht gelingendes Inklusives Schulsystem sein dürften. Es müsse immer berücksichtigt werden, dass viele Schülerinnen und Schüler zwar von der gemeinsamen Beschulung und Förderung profitieren könnten, aber nicht immer und nicht zu jeder Zeit. „Inklusion darf kein Dogma sein und kann nicht verordnet werden. Sie ist immer Leitbild. Im Mittelpunkt muss stets das Kind mit seinem individuellen Förderbedarf und dessen Wohlergehen stehen“, betonte Hoffmann.
Dieser anspruchsvollen Aufgabe will sich die Hephata Diakonie auch im 118. Jahr ihres Bestehens stellen. Förderschulleiter Muster formulierte deshalb den Wunsch, dass die Landes- und Kreispolitik sich für den Fortbestand des Beratungs- und Förderzentrums an den Hephata-Förderschulen einsetzen möge. Derzeit arbeite das Staatliche Schulamt zum Bedauern der Hephata Diakonie daran, ein neues, staatliches System zu entwickeln – ohne direkte Beteiligung der Hephata-Förderschulen. „Mit unserem Beratungs- und Förderzentrum gibt es allerdings ein erfolgreiches und fachlich breit aufgestelltes System, das man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen sollte.“ (pm)
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Diskutierten und musizierten zum Thema „Inklusive Schule“ beim Hephata-Jahrsempfang (von links): Singer und Songwriter Maik Garthe, Moderator Thomas Korte, Erster Kreisbeigeordneter Jürgen Kaufmann, SPD-Landtagsabgeordneter Christoph Degen, Hephata-Direktorin Judith Hoffmann, CDU-Landtagsabgeordnete Claudia Ravensburg, Hephata-Förderschulleiter Rolf Muster sowie die Hephata-Direktoren Klaus Dieter Horchem und Maik Dietrich-Gibhardt.