Ausstellungseröffnung im Museum der Schwalm in Ziegenhain
SCHWALMSTADT. Die Kunstsaison im Museum der Schwalm wurde am 08.April 2018 eingeläutet mit der Präsentation eines großartigen Querschnitts des Schaffens von Lutz Lesch, der in der Schwalm beachtenswerte Zeichen, vor allem mit seinen Märchenfiguren, gesetzt hat.
In seiner Laudatio, gewohnt kurzweilig bei kunsthistorischer Genauigkeit, ließ der Kunsthistoriker und Museumsleiter Konrad Nachtwey seine 90 Besucher und gespannten Zuhörer teilhaben an der Entwicklung Leschs vom Steinmetz zum „Bildhauer“, dem er großartiges Können bei unverwechselbarer Handschrift bescheinigte. Er nutzte die Gelegenheit, den Ursprung dieser „Berufsbezeichnung“ zu erläutern, indem er eine Enzyklopädie des 18.Jahrhunderts zitierte, wonach der Bildhauer „schnitzet, hauet, gräbt und schneidet“, weil eben ursprünglich Bilder aus dem Stein oder dem Holz „gehauen“ wurden. Und den Unterschied zwischen „Skulptur“ und „Plastik“ legte er auch offen: Während Skulptur durch Behauen (von Stein/Holz) entsteht, werden Plastiken aus unterschiedlichen Materialen (Ton, Lehm, Gips, Wachs) geformt und anschließend „gebrannt“ oder „gegossen“. Allerdings räumte er ein, dass es heute durchaus legitim sei, alles mit „Plastik“ oder „Skulptur“ zu bezeichnen, weil es auch Gebilde aus verschiedenen Materialien gibt oder aus Fertigteilen unterschiedlichster Art zusammengesetzt werden, ähnlich der „Collagen“ in der bildenden Kunst. Lutz Lesch, der beim legendären Prof. Harry Kramer in Kassel ( 70er, anfangs 80er Jahre) „freie Kunst“ studiert hatte, so Nachtwey weiter, hat in den Märchenfiguren der Brüder Grimm seine Bestimmung gefunden, die er vor allem für Kinder zum haptischen Erlebnis macht.
„Sie müssen auf ihnen rumkrabbeln können“, so hat er es einmal formuliert. Beachtenswert fand Nachtwey eine weitere Aussage Leschs, dass dieser „die Bildhauerei brauche, wie andere Leute die Luft zum Atmen“. Und so seien auch seine Werke, schloss der Museumsleiter, lebendig, realistisch und doch fantasiereich, zum Anfassen, zum Nachdenken und zur reinen Freude. Er ermunterte die Besucher, sich auf die Zeichnungen und Skulpturen einzulassen, den Künstler zu befragen und die „handfeste Kunst“ zu genießen, aber auch zu kaufen, weil es in der Tat echte Werte seien, außerdem die größte Wertschätzung , die man einem lebenden Künstler erweisen kann. Bis zum 15. Mai kann man die Kunstwerke zu den Öffnungszeiten des Museums der Schwalm bestaunen.(pm)
1 Kommentar
Kurze, dennoch umfassende Wiedergabe einer stimmungsvollen Ausstellungseröffnung im Museum der Schwalm. Hinzufügen ist noch, das auch die Kulturdezernentin aus Kassel – die frühere Chefin der „Grimmwelt Kassel“ , Susanne Völker – eingeladen war, die Lutz Lesch schon einma in seiner Werkstatt besucht hatte. Vielleicht gibt es für Kassel eines Tages doch noch eine Märchenfigur aus Lesch’s Werkstatt.
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