SCHWALMSTADT. Was ist Ostern passiert? Warum dürfen wir Montag eigentlich nicht arbeiten gehen? Sollten wir ein schlechtes Gewissen haben, weil wir heute früh nicht in der Kirche waren?
Wir gedenken eines jüdischen Wanderpredigers, der sich‘s in Palästina mit der Obrigkeit und der römischen Besatzung verschissen hat, ohne jemals eine Hassparole gesprochen, eine Waffe gezogen oder ein politisches Amt bekleidet zu haben. So ein rundum friedlicher Mann, für den alle Menschen gleich waren und der am Ende starb, damit alle anderen leben können und deren Sünden vergeben werden…
Soweit die Kurzfassung. Damit es auch den aktuellen Flüchtlingsfeinden und neuen Abendlandrettern klar ist, heute und morgen wird – wie sonst nur an Weihnachten – einiges deutlich: Wir glauben an einen Flüchtling, der jungfräulich, von dem Gott gezeugt wurde, der sogar Meere in der Mitte teilen, Wasser rot färben und andere Umweltkatastrophen – wie eine Sintflut – über die Erde schicken konnte. Dieser Mensch hatte die Fähigkeit über Wasser zu gehen, Gehbehinderte, Sehbehinderte und unheilbar Kranke gesund zu machen, Wasser in Wein zu verwandeln, Brot und Fisch unendlich zu vermehren und ist – am Ostermorgen vor 1987 Jahren – vom Tode auferstanden und anschließend, von Engeln getragen – ohne jeglichen Sauerstoff – in das Weltall verschwunden. Wir glauben an Wesen, die mit Flügeln durch den Himmel fliegen, einen Heiligen Geist, der uns beseelt und einen Teufel, der uns verführt und schon wieder Flüchtlinge schickt, die über das Wasser kommen…
Wir leben andererseits in einer Welt, die so ganz anders, nämlich wissenschaftlich logisch ist, die keine Abweichungen von der Norm zulässt. Wir glauben an die evidenzbasierte Medizin. Eine Krankheit ist dann eine Krankheit, wenn Werte vom statistischen Mittel abweichen. Wir glauben gerne an Fakten!
Und gerade dort, wo die Menschen am wenigsten an Gott glauben, wo nur 20 Prozent Christen und tatsächlich weniger als 1 Prozent Muslime registriert sind, wollen die meisten Menschen christlich-abendländische Werte gegen die drohende moslemische Übermacht verteidigen. Da, wo das christliche Abendland den geringsten Einfluss auf die Sozialisation ausübt, werden Werte am innbrünstigsten verteidigt. Und genau da glauben die Menschen am meisten an alles Mögliche.
Manche glauben heute sogar daran, dass die Bundesrepublik gar kein Land ist und immer noch Krieg herrscht, dass die Erde eine Scheibe ist, dass die Kondensstreifen von Flugzeugen in Wirklichkeit Chemikalien sind, die uns entweder vergiften oder psychisch beeinflussen sollen, an die neue Weltordnung, in der – vornehmlich jüdische – Reiche die Weltherrschaft planen und an eine Gleichschaltung aller Medien auf dieser Welt, selbst der britischen und der spanischen, der amerikanischen und der französischen, der deutschen und der griechischen, der polnischen und der belgischen. Angela Merkel ruft mich und alle anderen Journalisten jeden Morgen an und sagt, was unbedingt geschrieben werden muss und was keinesfalls veröffentlicht werden darf. Selbst diese Kolumne hier hat sie natürlich mit geschrieben.
Gegen jeden Glauben tauchen immer wieder solche Kim Jong Uns, Trumps, Dutertes, Erdogans oder Assads auf, die von dieser Weltherrschaft einfach nichts wissen, keine Ahnung vom Segen der Chemtrails haben, die Pressfreiheit verteidigen (!) und unbeirrbar ihr Ding machen…
Einer, der sich nicht beirren ließ war auch Jesus. Aber einer, der es nicht nötig hatte, den Teufel an die Wand zu malen, hasserfüllt Parolen zu brüllen, wütende Kommentare zu schreiben und strengere Gesetze zu fordern. Einer der dennoch die Einhaltung der Gebote forderte, aber allen Menschen offen gegenübertreten konnte, egal, was sie glaubten, wie sie aussahen und woher sie kamen. So ein Gutmensch, der heute schon wieder seinen „Rettern“ zum Opfer fallen würde…?
Frohe Ostern wünscht
Ihr
Rainer Sander
6 Kommentare
So ein Gutmensch, der heute schon wieder seinen „Rettern“ zum Opfer fallen würde…?
Nein, so ein Mensch wie Jesus wäre heutzutage nötiger denn je.
Allein schon um all die Kim Jong Uns, Trumps, Dutertes, Erdogans, Netanjahus oder Liebermans zum Besseren auf Erden zu bekehren oder dem Teufel in der Hölle zu übergeben!
Ich hoffe (und gehe auch davon aus), daß diese Kolumne keinesfalls als Aprilscherz gemeint war!
Wo Herr Sander recht hat, hat er recht! Er zeigt generell gesunden Menschenverstand und logisches, Konsequenzen aufzeigendes Denkvermögen, welches (offensichtlich) „n’büschn“ über den Horizont leider (viel zu vieler) Mitmenschen hinausgeht
Ich hoffe diese Kolumne ist ein Aprilscherz Herr Sander. Selten so was dämliches gelesen.
Schöne Ostern Herr Sander, ich hoffe, daß Sie die Protestbeiträge bekommen, auf die Ihre Kolummne abzielt. Sie lassen in Ihrem Artikel eine entscheidende Erklärung aus und das sind die politischen Dimensionen der Religionen. Jeder gläubige Jude wird Ihnen sagen und schriftlich zeigen können, daß Sie ein Ungläubiger sind und somit nicht auf ihrer Stufe stehen können. Jesus war ein jüdischer Gläubiger, der nie vorhatte, die katholische Kirche zu gründen, daß haben seine Jünger getan und sich sofort weltliche Machtpositionen zugelegt und noch heute spielen sie in der Politik kräftig mit. Der Islam ist heute im Stadium des katholischen Mittelalters, Sunniten gegen Schiiten, Selbsmordattentäter gegen Bombenbauer und umgekehrt, immer unter dem Banner, daß ihr Glaube der richtige ist und der Nichtgläubige weniger wert ist, man ihn also bedenkenlos in die Hölle sprengen kann. Oder nehmen Sie den Ditip, eine Religionsinstanz die von Erdogan gelenkt und kontrolliert wird. Solange ein Gläubiger sich als der Überlegene fühlt und der Andere weniger Wert ist, wird sich nichts ändern, es sei denn, man glaubt, wie ich, an keine Religion. Mein Beitrag ist sehr kurz gefasst, ich hätte gerne noch mehr geschrieben, muß aber jetzt mein Osterei kochen.
Das gefällt mir, so kann es alles sein und zusammen passen. Glaube ist eine gefährliche Eigenschaft, die einem, der sie ausführt ins Unglück führen kann, weil Andere das anders sehen und ersten für einen Ungläubigen halten. Dabei sollte Unglaube doch weniger gefährlich sein, weil man keinen Gläubigen vor den Kopf stößt. Trotzdem sind Gläubige oft erbost weil man die Frechheit besitzt, nicht zu glauben.
Wie gut, daß sie Eier gekocht haben, anstatt hier noch mehr zu schreiben. Ihr Kommentar hat nun mit dem was Herr Sander schreibt, nichts zu tun. So hat er nie behauptet, daß Jesus die katholische Kirche gründen wollte. Eigentlich hat er über Leute wie Sie oder die Ergdogans dieser Welt geschrieben, die alles mögliche glauben und fordern und das im Namen des Glaubens.
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