1. Gudensberger Kunstsalon eröffnet
GUDENSBERG. Der Gudensberger Kunstsalon soll in einem zweijährigen Turnus zum festen Bestandteil im Kulturkalender der Stadt Gudensberg werden, verkündeten die Begleitinformation und der ehrenamtliche Stadtrat Werner Pilgram, der sich überregionale Beachtung wünscht.
So ist der Plan und jetzt gilt es zu testen, wie gut diese Idee ankommt. Am Freitag wurde in der Stadt von Carin Grudda und im „Sichtbereich der documenta-Stadt Kassel, der 1. Kunstsalon Gudensberg festlich mit einer Vernissage im ehemaligen Schlecker-Drogeriemarkt eröffnet.
Bei der Premiere stellen Anne Willing, Barbara Schreiber, der Blaue Klaus, Klaus J. Borucki, Michaela T. Spellerberg, Peter Jakobi, Susanne Schnabel und Tanja S. Krystallidou ausgewählte und für ihre Arbeit beispielhafte Werke aus.
Persönliche Auseinandersetzung mit eigenen Gewohnheiten
Laudator Werner Seibel freute sich, dass er den Ersten Kunstsalon in seiner Entstehung und Entwicklung von Anfang an begleiten konnte. Kunst, so stellte er fest, sei meist eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit den eigenen Gewohnheiten. In einer sehr philosophischen und kunstwissenschaftlichen Würdigung, griff er die stets wiederkehrende Fragestellung auf, die immer im Raum steht, nämlich die der Interpretation und der Aussage von Kunstwerken. Die permanente Erklärung sei nicht Aufgabe des Künstlers, denn interpretativ Kunst zu gestalten ist schließlich nicht möglich. Jeder Betrachter findet seine eigene Erklärung für das, was er sieht.
Das kann man in einem Satz festhalten. Als wolle er den Beweis selbst liefern, wurden Werner Seibels Worte am Ende auch zu solch einem Kunstwerk, in deren Mitte sich der eine oder andere sorglose und „kunstnaive“ Besucher gefragt haben mochte, „was hat er jetzt damit gemeint?“ Eben das, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt und in dem gleichen Maß, in dem Surrealität steigt, die Interpretationsmöglichkeit sinkt.
Um der Kunst Willen…
Wer die Bilder und Plastiken der acht Künstler betrachtet, findet zwischen abbildbarer Realität und Surrealität eine Menge Zwischentöne und Spielarten künstlerischer Herausforderung an die Betrachter. Dass das Gudensberger KünstlerQuartier weder eine homogene Gruppe ist, noch ein Feierabendclub gelangweilter Frühpensionäre, wird schnell klar. Die handwerkliche Leistung ist erkennbar und wenn am Ende die mentale Ansprache und die emotionale Präsenz eines Kunstwerkes darüber entscheiden, ob die Betrachter es gelungen finden, dann lassen sich im alten Schlecker-Markt sehr viele Belege dafür entdecken.
Dass es so viele verschiedene Techniken und Ausdrucksformen sind, die sich hier vereinen und dass nicht alle Künstler die gleichen Ideen und Ideale pflegen, macht die Zusammenstellung des Kunstsalons so spannend und dynamisch. Man kommt um eine Ecke und entdeckt plötzlich wieder etwas Unerwartetes. Manche Künstler stecken drin in ihren Bildern, aber der Betrachter sieht Werke, die für sich sprechen.
Spannende Differenzen
Susanne Schnabel spannt den Bogen vom Makro- zum Mikrokosmos, Michaela Spellerberg setzt vergangenes und Gegenwärtiges in eine Relation. Alles ist Teil eines bildnerischen Vorgangs. Anne Willing experimentiert gerne und lässt den Betrachter mit Fantasie auf und in die Bilder schauen.
Peter Jacobi entwirft surreale Bilder. Barbara Schreiner stahlt künstlerische Leidenschaft aus, die ihr Inneres offenbart, sagt Seibel, der Blaue Klaus gibt Gegenständen eine neue Identität mit Botschaften, Klaus Borucki, auch Musiker, präsentiert Ausdrucksstarkes und Tanja S. Krystallidou zeigt sich intensiv verspielt.
Authentizität ist nur in einem freiheitlichen Rahmen möglich, so Seibel und den scheinen die acht gefunden zu haben.
Immer donnerstags um 14:30 Uhr
Die Hoffnung, diese Werkausstellung möge ein Ort der Begegnung, der Inspiration und des Austausches zwischen Künstlern und Besuchern werden, könnte etwas eingetrübt werden, denn vom 23. März bis zum 4. Mai 2018 ist der 1. Gudensberger Kunstsalon immer nur donnerstags von 14:30 Uhr bis 18:30 Uhr geöffnet. Dann sind allerdings die Künstler anwesend und laden nicht nur zum Betrachten, sondern auch zu Gesprächen ein. Das hat bereits bei der Vernissage am Freitagabend bestens funktioniert. Der Eintritt ist stes frei.
Die Musik zur Vernissage kam von Lavinia Schnabel am Piano. Weitere Informationen gibt es unter: www.künstlerquartier-gudensberg.de. (rs)