Wirtschaftsgemeinschaft Baunatal geht ins 50. Jahr
BAUNATAL. In einer – wie gewohnt – emotional gefärbten Rede hat der Präsident der Baunataler Wirtschaftsgemeinschaft, Peter Hammerschmidt, in der Jahreshauptversammlung in den Räumen der Baunataler Diakonie (bdks) auf das Jahr 2017 zurückgeblickt und die wichtigsten Eckpunkte der Arbeit für das Jahr 2018 vorgestellt.
Im Kontext der Konflikte in Europa und auf der Welt, der Wahl von Frank-Walter Steinmeier, des G20-Gipfels, der Ehe für alle oder der Air Berlin-Insolvenz, hat Deutschland 2,4 Prozent Wachstum geschafft und erlebt einen seiner längsten Aufstiege, den weder Donald Trump, noch der Brexit aus dem Takt bringen.
Womit die Menschen und auch die Wirtschaftsbetriebe leben müssen, sind plötzlich Wartezeiten, wenn man Handwerker braucht, Niedrigzinsen, die das Bankensystem gefährden, Dieselgate, das kein Ende findet oder die anhaltende Herausforderung der Flüchtlingsintegration. Viele globale Herausforderungen warten noch, in der Digitalisierung und Breitbandversorgung liegt Deutschland weltweit vorerst auf Rang 50.
Politik zeigt wenig Vertrauen in die Wirtschaft
Die Gesetzgebung verrät wenig Vertrauen in die deutsche Wirtschaft, das Arbeitsschutzgesetz verlangt jetzt sogar eine Dokumentation über psychische Gefährdung der Mitarbeiter und neue Anforderungen in Datenschutz sind angesichts der aktuellen Facebook Diskussion absurd. Es ist nicht einmal mehr zulässig, den Adress-Datensatz einer Einladung abzuspeichern. Politik feiert immer wieder die Reduzierung der Bürokratie und schafft dabei stets neue Regeln.
Im Jahr 2017 traf sich das Präsidium der Wirtschaftsgemeinschaft sechsmal, dazu kamen Sitzungen der Fachausschüsse, des Stadtmarketing Baunatal, die Vorstandssitzungen des City-Management und des Verkehrsvereins, die Mitarbeit in Lenkungsausschuss Innenstadt, der IHK-Gremien und andere Termine. Der Neujahrsempfang, eine Motorrad-Ausfahrt, Betriebsbesichtigungen und kulturelle Termine waren interne Veranstaltungen für alle Mitglieder, die gerade erfolgreich abgeschlossene Handwerksmesse in der Rundsporthalle hat vor allem der Öffentlichkeit bewiesen, welche Leistungsstärke die Baunataler Gewerbebetriebe haben.
Mitgliederzahl steigt auf über 300
Schatzmeister Thomas Rausch kann auf ein gutes finanzielles Polster setzen, im Jahr 2017 betrugen die Ausgaben 21.335 Euro, wobei bereits Zahlungen in Höhe von 6.378 für die Messe im Jahr 2018 enthalten waren die Einnahmen 18.024 Euro. Die Mitgliederzahl ist im Jahr 2017 durch 18 neue Mitglieder und drei Austritte von 274 auf 289 Mitglieder gestiegen. 2018 sind bereits 15 neue Mitglieder hinzugekommen, so dass aktuell 304 Mitglieder der Wirtschaftsgemeinschaft angehören. Rund 50 von ihnen waren zur Jahreshauptversammlung gekommen und erteilten dem Vorstand nach dem Bericht der Kassenprüfer Burkhard und Langguth einstimmig Entlastung. Gewählt werden musste turnusgemäß nur ein neuer Kassenprüfer: Christian Ulrich.
Nach einer einstimmigen Änderung der Beitragsordnung zahlen Existenzgründer in den ersten vier Jahren ihrer Mitgliedschaft ab sofort nur noch 35 statt 62 Euro. Wichtiges Highlight im Jahr 2018 ist das 50-jährige Bestehen der Wirtschaftsgemeinschaft. Am 15. September 2108 wird im Alten Kraftwerk des Volkswagenwerkes dazu eine Veranstaltung stattfinden. Am 13. April trifft sich der Unternehmer-Stammtisch und eine Woche später, am 21. April werden im Langenberg 50 Bäume für 50 Jahre Wirtschaftsgemeinschaft gepflanzt. Der Jahresabschluss wird am 22. November 2018 wie gewohnt in der Hütt-Brauerei begangen.
Spannendes Integrations-Projekt der Diakonie
Denise Nitsche und Oliver Pick stellten anschließend ein neues Projekt der Baunataler Diakonie Kassel (bdks) vor. Als eine der großen diakonischen Einrichtungen in Hessen für Menschen mit Behinderungen, bietet die bdks ab sofort Kooperationen mit Betrieben an. Etwa 1250 Menschen mit geistiger, seelischer und mehrfacher Behinderung werden neun Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) beschäftigt und qualifiziert. Insbesondere in den Bereichen Verpackung, Logistik, Küche, Schneiderei, Metallverarbeitung oder der Wäscherei werden sie qualifiziert. Jetzt werden Unternehmen gesucht, in denen möglichst viele von ihnen auch außerhalb der Werkstatt beschäftigt werden können.
Es werden Betriebe mit Bedarf akquiriert, die Mitarbeiter mit Handicap aber mit Arbeitswunsch und Kompetenz bekommen. Die Fachkompetenz des Betriebes wird durch Übernahme einfacher Arbeiten entlastet. Die bdks bleibt Arbeitgeber. 650 Euro zahlt der Betrieb nach einem dreimonatigen Praktikum. 300 Euro Zuschuss im Monat sind durch das Integrationsamt möglich. Das Ganze wird mit wenig Bürokratie und ohne Kündigungsfrist durchgeführt. Bei Verlängerung bleibt es bei den Kosten, lediglich der Zuschuss entfällt. Bei Übernahme eines Mitarbeiters kann der Landeswohlfahrtsverband 75 Prozent vom Arbeitgeber-Brutto übernehmen. Eine Rückkehr in die Werkstatt ist in allen Fällen möglich.
Manfred Schaub: auch Wirtschaftsgemeinschaft ist Ehrenamt
Für Bürgermeister Manfred Schaub ist die ehrenamtliche Arbeit der Wirtschaftsgemeinschaft ein wichtiger Beitrag zur Stadtentwicklung. Die Betriebe tragen mit ihrem Beitrag zur Infrastruktur und der Schaffung von Arbeitsplätzen – in Zeiten des Ausfalls des größten Gewerbesteuer-Zahlers (Rückstellungen wegen erwarteter Diesel-Strafen) – dazu bei, dass der Zustrom nach Baunatal ungebrochen ist. Obwohl inzwischen die bebaubaren Flächen ausgehen, gibt es Anfragen von mehr als 1000 Grundstückssuchenden. Schaub und Hammerschmidt betonten unabhängig voneinander den Wert der Baunataler Bildungskette, die am Abend zuvor im Rathaus Thema war und die Bedeutung der Digitalisierung, auch wenn die aktuellen Ereignisse um Facebook auch die Schattenseiten offenbaren. (rs)