Barbara Kuster in Lohfelden: Viva Walküre
LOHFELDEN. Das Projekt Cindy aus Marzahn ist beendet, Carolin Kebekus rotzt und motzt sich noch über die Bühnen der Nation und Martina Hill ver“weklt“ so ein bisschen. Da tut es gut, gelegentlich intelligentes weibliches Kabarett zu hören, trotzdem schnurgerade und frech. Barbara Kuster ist nicht ganz so oft im Fernsehen, sie fühlt sich auf der Bühne wohl.
Der Kulturfrühling hat sie nach Lohfelden gelockt und gerade noch rechtzeitig im Abspann des Weltfrauentages passt das Programm. Ihre Botschaft: „Frauen haben vor lauter Stärke das Frausein verlernt“. Und gleich zu Beginn wendet sie sich den typischen Frauenthemen zu: Die Mülltonnen werden immer mehr und sie vermehren sich quasi ganz von allein… Nach blau, grau, gelb und braun fehlt jetzt noch die gestreifte Tonne. Und es wird immer schwerer zu begreifen, was wo hineingehört. Das versteht kaum jemand und daran könnte glatt die Integration scheitern…
Die letzte Ölung?
Viva Walküre heißt ihr aktuelles Programm. Walküren waren in der germanischen Mythologie übrigens die, die auf den Schlachtfeldern gefallenen (zumeist) Männer nach Wallhalla führten. Die letzte Ölung für die deutsche Männlichkeit? In der U-Bahn hat sie eine große Zahl an „Untoten“ entdeckt. Bei denen bewegen sich nur noch Tipp- und Wischfinger. Barbara Kuster genießt lieber die Einsamkeit im Wald. Da, wo man die Natur spüren kann, ohne Handy, kommen die alten Mythen wieder hoch. Rotkäppchen und so….
Ihr Mann „JR“, also Jens Rainer, braucht sie jetzt aber auch und vor allem ganz viel Liebe! Er ist in der SPD. Die Umfragewerte tendieren Richtung „Alkoholfreies Bier“. Also doch letzte Ölung? Die häusliche Situation in Worte gefasst heißt: „Ich mache Kabarett und Du Realsatire“. Abend für Abend bindet sich Jens Rainer den roten „Münteschal“, um die Kerzen am „Willy-Brandt-Schrein“ anzuzünden.
Schwarzer Humor
Sie beherrscht auch den tiefschwarzen Humor. „Man kann nicht immer zum Kölner Hauptbahnhof fahren, wenn man mal berührt werden will.“ Dabei erinnert sie sich positiv an den Tag, als die Grenzen aufgingen: „Da waren wir mal die Guten!“ Jetzt las sie einen Demospruch bei Pegida: „Kartoffeln statt Döner!“ Aha, da steckt die Kartoffelindustrie dahinter?“
„Ich komme ja aus der DDR“, verrät sie. „Das merkt man nicht mehr. Wir riechen nicht mehr, wir haben auch Chanel.“ Sie kann auch noch russisch und weiß, der Putin ist eine heiße Schnitte. Er hat aber auch seine guten Seiten: „er hat den Amerikanern bei der Wahl geholfen…“
Musikkabarett mit starker Stimme und harten Rhythmen
Musikalisch ist Barbara Kuster eine Ausnahmeerscheinung. Jede Menge Freche Lieder, dargeboten mit starker Stimme. Von Marlene bis zu der aus „Nussbusch“ (Anm. d. Autors: der Ort mit der Geschwindigkeitsbegrenzung), ist alles im Programm. Sie selbst träumt vom Eurovision Song Contest mit einem Männerballett in Stringtangas im Hintergrund. Na dann! Ach ja, als Zugabe gab’s Rammstein Cover „zum Einparken“: Das ist der Traum vom Lebensraum… (rs)