Pardon! mit dem Wonderful Tonight-Programm im Cineplex
BAUNATAL. Eric Clapton wird in zwei Wochen, am 30. März, 73 Jahre alt und kommt im Juli für zwei Arenakonzerte nach Hamburg und Köln. Die Fans der Yardbirds, von Cream; Blind Faith oder Derek & The Dominos und natürlich Slowhand überhaupt, sind treu.
Die meisten von ihnen bewegen sich im Alter des zweitbesten Gitarristen aller Zeiten nach Jimi Hendrix – wenn man das Ranking des Rolling Stone zugrunde legt. So lag das Durchschnittsalter der Konzertbesucher im Baunataler Cineplex am Mittwochabend nur knapp unter dem der Baunataler Seniorennachmittage. Die Band Pardon! spielte ihr Programm „Wonderful Tonight“, ausschließlich mit Clapton-Titeln.
Wie ein Film
Wir leben in der Zeit, in der die großen Helden der Pionierzeiten des Rock und der Supergroups „in die Jahre kommen“ und für ihr Lebenswerk geehrt werden. Clapton ist der einzige Musiker, der drei Mal in die Rockmusik Hall Of Fame aufgenommen wurde. Sie kommen alle aus einer Zeit, in der ein Rockkonzert noch nicht als kulturelle Veranstaltung galt und so manches Musikerleben kommt einem heute wie ein Film vor. So war der Kino-Saal 1 im Baunataler Multiplex tatsächlich der passende Ort. Auch die Show war wie Dokumentarfilm, nur weiß Gott nicht so langweilig. Pardon! spielen nicht etwa ein Konzert runter. Sie spielen Theater. Hans Dinant, Kassels Rock-Größe der 70er und 80er Jahre, schlüpft in die Rolle des Eric Clapton und wird von einer Journalistin (Lina Bone) über sein Leben interviewt.
Die Sache mit der Frau seines besten Freundes George Harrisson kommt zur Sprache oder die Drogen- und Alkoholexzesse. Drogen? Er war immer voll mit Drogen und Alkohol. In Surrey, wo er herkommt, waren eigentlich stets alle betrunken. Auch in der Familie: „Die Claptons waren immer mächtig und immer mächtig besoffen. Ich kann mich an keinen nicht zugedröhnten Auftritt erinnern…!“ Und einer seiner schönsten Cover-Songs von J.J. Cale war „Cocaine“.
Musik von Clapton, im Rahmen von Pardon!
Joachim (Jojo) Schulz (Gitarren & Gesang), Anton Schulz (Gitarren), Hans Dinant (Gitarren, Harp & Gesang), Wolfgang Schödel (Bass), Max Bochenek (Percussion & Gesang) Jörg Peter (Keyboards), Karsten (Kalle) Schaub (Schlagzeug) und als Gast Lina Bone spielen und singen die Clapton-Titel ganz nah am Original. Die Überrschung: Neben Altmeister Jojo Schulz gibt es mit Anton Schulz ebenso talentierten Nachwuchs an der Gitarre.
Dabei war die Show nicht leicht zu realisieren. Originalzitate aus Dokumenten durften nicht benutzt werden und schließlich schrieb die Band alles selbst. Kein Fehler! Am Anfang des Konzertes stehen die Yardbird und Cream-Zeiten. Wuchtig und nur von der dämpfenden Bauweise des Theatersaales gedämpft, kommt Sunshine Of Your Love rüber, gleich gefolgt von dem depressiven aber wunderschönen und epochalen White Room.
Gitarrist, Sänger und Komponist
Clapton (Dinant) erzählt von seinem Mentor John Mayall, dass er 1974 endlich mit den „Rosa Wölkchen“ abgerechnet hat und seitdem nüchtern, aber nicht ohne Spaß und Fantasie durchs Leben geht und dass er sich mehr Gitarrist als Sänger verstanden hat und nicht unbedingt als Komponist. So sind viele seiner Hits tolle Cover-Versionen, wie I Shot The Sheriff von Bob Marley oder Still Got The Blues von Gary Moore.
Dennoch hat er tolle Lieder geschrieben, oft aus Anlässen heraus. Dem tragischen Tod seines 4jährigen Sohnes folgte das gefühlvolle und Tears in Heaven, in dem er seine Trauer verarbeitet hat. Phil Collins half beim zweiten Comeback. Nicht fehlen durfte Layla, das viele junge Menschen zumindest aus unzähligen Werbefilmen und TV-Titeln kennen. Als Zugaben für einen schönen und beeindruckenden Konzertabend spielte die Band Tulsa Time und Wonderful Tonight, den Titel des Abendprogramms. Pardon! Gerne wieder! (rs)