SCHWALMSTADT. Endlich mal wieder aufregen, Adrenalin ausstoßen, vor Wut schnauben, andere fäkal betiteln, wie schön! Was ist eigentlich passiert? Eine leitende Mitarbeiterin in einer Bundesbehörde hat laut darüber nachgedacht, ob die Nationalhymne nicht geschlechtsneutral formuliert sein könnte.
Das darf sie, denn hier darf jede laut oder leise denken und muss sich dann eine Mehrheit suchen, die es vermutlich aber gerade nicht geben wird. Wichtig ist, dass wir mal wieder so richtig rumtoben können, mit kurzer Lunte, gleich auf 180, anstatt zu schmunzeln, mit der Schulter zu zucken und zur Tagesordnung überzugehen…
Meine Prognose: In den nächsten vier Jahren wird keine Nationalhymne geändert! Spannender ist doch gerade die Beobachtung, wer sich da über was aufregt! Bei Facebook und anderen Portalen sehe ich unglaublich viele Menschen mit alten Reichsadlern im Profilbild, die wutschnaubend die Tradition verteidigen. Die Tradition des Reiches mit diesem Adler, war allerdings eine andere. Da gab es gar keine offizielle Nationalhymne. Das Kaiserlied „Heil Dir dem Siegerkranz“ – auf die gleiche Melodie wie „God Save The Queen“ – wurde bei offiziellen Anlässen gesungen. Was Ihr da verteidigt, ist die Hymne von Friedrich Ebert und anderen „Volksverrätern“ aus der Weimarer Republik, die sie nach zähem Ringen und unter dem Druck der Siegermächte (die sie zuerst allerdings verboten hatten), bezüglich einer Hymne, mit drei Strophen eingeführt haben.
Kaum waren Nationalsozialisten in der Regierung, wurde genau die Strophe mit dem Begriff Vaterland nicht mehr gesungen und nach der ersten – heute verpönten Strophe (von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt) – dafür das Horst-Wessel-Lied. „die Rotfront und Reaktion erschossen“, hieß es da und an anderer Stelle: „Es schau’n aufs Hakenkreuz voll Hoffnung schon Millionen, der Tag für Freiheit und für Brot bricht an…“
Das Lied, das – völlig entsetzt – so vehement verteidigt wird, hat eine eher widerliche Verirrung wieder beendet, ist aber in dieser Form „erst“ drei Jahre nach Gründung der Bundesrepublik die Nationalhymne geworden. Und viele von denen, die sich gerade ganz laut echauffieren, haben sie vermutlich nie gesungen und könnten sie mutmaßlich genauso wenig auswendig, wie das Vaterunser und das Apostolische Glaubensbekenntnis, das man so mitbrummelt, wenn es andere gerade wiedergeben, aber als abendländisch christlichen Wert verteidigt.
Der Begriff „Brüderlichkeit“ wurde übrigens aus der jüdischen Tora in die christliche Bibel übernommen. Das ist die kulturgeschichtliche Wurzel dieses Begriffs. Und wer wissen will, was Brüderlichkeit heißt, findet dazu in der Heiligen Schrift fantastisch gute Passagen! Wer in der aktuellen Flüchtlings- und Migrationsdiskussion gleichzeitig „unser Land zurückholen will“ und sich die Null-Flüchtlings-Politik – wie in Ungarn – wünscht, müsste sich tierisch über die Streichung des Begriffs „brüderlich“ freuen. Beides gleichzeitig geht nämlich nicht und passt auch nicht…
Auch ich bin für die Beibehaltung des aktuellen Deutschlandliedes, weil es uns wirklich an die christlichen Werte erinnert und sich brüderlich mit courgiert nicht annähernd von der Wortbedeutung ersetzen lässt! Auch wenn ich guten Grundes glauben darf, dass genau das in der Weimarer Republik – bei der Einführung der dreistrophigen Hymne und 1952 in der Bundesrepublik, keine bedeutende Rolle gespielt hat. Eine gute Gelegenheit, genau jetzt über den Sinn des Liedes nachzudenken und dann in aller Ruhe und Gelassenheit dabei zu bleiben. Männlich oder weiblich wird sekundär, wenn dies aus Überzeugung geschieht und nicht aus Tradition!
Ihr
Rainer Sander