HOMBERG/EFZE. Auch der Schwalm-Eder-Kreis folgt in Sachen Kriminalität dem Hessentrend. 63,1 Prozent Aufklärungsquote bei immer weniger registrierten Straftaten (6363 Fälle). Wie der Direktionsleiter, Kriminaldirektor Hubertus Hannappel, am Donnerstag während der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2017 in Homberg ausführte, wurde damit ein historischer Tiefstand der erfassten Straftaten erreicht.
Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang um 608 Straftaten, im Zwölf-Jahres-Vergleich sind es 1.831 Straftaten weniger.
Einen wesentlichen Anteil an der hohen Aufklärungsquote haben die Ermittler der Schutzpolizei der vier Polizeistationen im Schwalm-Eder-Kreis, die die breite Masse der Anzeigen aufnehmen, bearbeiten und dann auch aufklären. Laut Hannappel tragen hier die gute Zusammenarbeit und der rege Informationsaustausch mit den Beamten der Regionalen Kriminalinspektion in Homberg maßgeblich zum Erfolg bei.
Trotzdem gab es auch im vergangenen Jahr für zu viele Opfer einschneidende Erlebnisse.
Zwei Mordversuche
In Melsungen schubste ein Sohn seine Mutter eine Treppe hinunter. Als sie unten angekommen noch Lebenszeichen von sich gab, trat er auf ihren Kopf ein und rief anschließend bei der Polizei an. Er war geständig, aber schuldunfähig und befindet sich nun in der Psychiatrie.
Bei einem weiteren Mordversuch versuchte in der Bahnhofstraße in Homberg/Efze ein Somalier einen Landsmann in einem Pkw mit einem Messer in den Hals zu stechen. Das Opfer erlitt zum Glück nur leichte Abwehrverletzungen. Die Staatsanwaltschaft sah hier die Mordmerkmale der Heimtücke und die Tötungsabsicht erfüllt. Der Gerichtsprozess ist noch offen, der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft.
Die Sache mit den »Falschen Polizisten«
In den letzten Monaten kam es – zum Leidwesen der echten Ermittler – zu vielen Anrufen von »falschen Polizisten«. So wusste der Leiter der Regionalen Kriminalinspektion Schwalm-Eder, Kriminalrat Bernhard Volke, von einem gravierenden Fall aus Wabern zu berichten, in dem eine 77-Jährige zweimal einen hohen fünfstelligen Euro Betrag an falsche Polizisten aushändigte. Beim zweiten Mal fuhr sie deshalb mit dem Zug sogar nach Braunschweig. Eben diese Seniorin war nicht das erste Mal Opfer von Straftätern. Bereits vor einigen Jahren wurden sie und ihr Ehemann von Räubern beraubt und ihr Ehemann damals brutal angegangen.
In einem zweiten Fall hat eine Frau in Melsungen einen fünfstelligen Eurobetrag an falsche Polizisten übergeben. Die Anrufe, und damit die erste Kontaktaufnahme mit den Opfern, erfolgte aus Call-Centern in der Türkei.
Die Statistik
Bei den Sexualdelikten gab es eine Zunahme um 20 auf 104 Fälle. Hier ist die Anzahl der nicht angezeigten Fälle vermutlich ebenso hoch wie die Aufklärungsquote (86,5 Prozent). In 37 Fällen kam es zum sexuellen Missbrauch von Kindern, 22 Mal wurden pornografische Schriften verbreitet und 18 Mal kam es zu sexuellen Übergriffen.
Bei Raub, Körperverletzung, Bedrohung, Freiheitsberaubung und Nötigung hat die Statistik genau einen Fall mehr erfasst. Von den 935 Fällen konnten die Ermittler 92,3 Prozent aufklären.
Der Diebstahl ging deutlich auf 1.946 Fälle zurück, was ebenso auf die Wohnungseinbrüche 129 (inkl. der versuchten Einbrüche) zutrifft. 266 Mal wurde in Hotels oder Gaststätten, Verkaufsräume und in Büro- sowie Diensträume eingebrochen. Autos wurden insgesamt 121 aufgebrochen, geklaut wurden 23.
Beim Waren-/Warenkredit- und Tankbetrug gab es eine deutliche Steigerung auf 684 Fälle. Dies hat die Polizei aber fast ausschließlich einem Tankstellenbetreiber in Guxhagen zu verdanken, der im vergangenen Jahr auf eine Videoüberwachung verzichtete. Seitdem dort wieder eine Videoüberwachungsanlage installiert ist, haben die Tankbetrügereien exorbitant abgenommen. Betrug im Internet lohnt sich übrigens nicht. Von 398 Fällen klärten die Beamten 97 Prozent auf.
Was sonst noch eine Rolle spielt:
- Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte 18 Fälle (-11)
- Hausfriedensbruch 45 Fälle (-8)
- Vortäuschen einer Straftat 23 Fälle (+4)
- Hehlerei 23 Fälle (-15)
- Geldwäsche 10 Fälle (-6)
- Brandstiftung 35 Fälle (-26) – im Vorjahr konnten drei größere Serien im Nordkreis aufgeklärt werden – aktuell beschäftigt die Polizei eine Serie in Guxhagen
- Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr 23 Fälle (-2)
- Beleidigung 223 Fälle (+7)
- Umweltdelikte 31 Fälle (+4)
- Sachbeschädigungen 725 Fälle (-106)
- Rauschgiftkriminalität 407 Fälle (-125)
- Waffengesetz 73 Fälle (+8)
- Zu politisch motovierten Gewalttaten kam es im vergangenen Jahr nicht
Die Täter
Polizeilich nicht zu erklären ist die seit zwölf Jahren stetig ansteigende Anzahl Tatverdächtiger nicht deutscher Herkunft. Lag sie im Jahr 2008 noch bei 11,31 Prozent, so stieg sie im Jahr 2017 auf 23,60 Prozent. Von den 3.159 Tatverdächtigen waren 745 Ausländer.
Im vergangenen Jahr wurden 4016 Straftaten geklärt. Von diesen Straftaten wurden 405 Straftaten von oder mit Beteiligung von Zuwanderern (Flüchtlingen) verübt. Dies entspricht 10,3 Prozent. Bei den Sexualdelikten waren es 14 von 87 und bei den Rohheitsdelikten 72 von 864 Taten. Raub und räuberische Erpressung drei von 23 Taten, Körperverletzung 63 von 599 Taten, Diebstähle 83 von 770 Taten und bei den Rauschgiftdelikten waren es 17 von 394 Straftaten. (wal)