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NORDHESSEN. Zu heiß, zu trocken und dann auch noch der Borkenkäfer – dem Wald geht es schlecht. Was die Bundesregierung alles versäumt hat, und mit welchen vier Maßnahmen die Grünen künftig unseren Wald retten wollen – das hat Bettina Hoffmann, Spitzenkandidatin der Grünen Hessen für den nächsten Bundestag, bei einem Waldspaziergang erklärt.

Bei sonnigem Wetter führt Bettina Hoffmann interessierte Bürgerinnen und Bürger durch den Niedensteiner Stadtwald auf der Altenburg, der europäisches FFH-Schutzgebiet ist. Anschaulich schildert sie den dramatischen Zustand unserer Wälder und betont unsere internationale Verantwortung zur Erhaltung der Buchenwälder als unser Naturerbe – denn diese gibt es weltweit nur in Europa und Hessen ist Buchenland: „Buchonia“.

„Auch der Schwalm-Eder-Kreis muss seinen Beitrag leisten. Leider werden selbst europäische Schutzgebiete wie der Niedensteiner Stadtwald bewirtschaftet. Vielerorts werden letzte alte Bäume werden gefällt und das Waldklima leidet, weil die schattenspendende Kronenschichten zerstört werden. Schwere Geräte verdichten die Waldböden. Das Ergebnis ist, dass der Waldboden kaum noch Wasser aufnimmt. Die verbliebenen Bäume sind Dürren schutzlos ausgesetzt und verdursten. In Monokulturen aus Fichten, Kiefern oder Lärchen sind die Folgen der Trockenheit besonders stark sichtbar“, so Bettina Hoffmann.

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Diese vom Menschen verursachte Entwicklung kommt zur Unzeit – mitten in der Klimakrise. In alten Wäldern ist sehr viel Kohlenstoff gebunden. Wenn sie verschwinden, geht auch eine bedeutende Kohlenstoffsenke verloren. Für einen alten gefällten oder verdursteten Baum müsste man hunderte neue Bäume pflanzen, um den Schaden für das Klima zu kompensieren. Bettina Hoffmann erklärt: „Nur naturnahe Wälder haben genug Selbstheilungskräfte, um sich den Strapazen der Klimakrise entgegenzustellen. Sie brauchen unseren Schutz.“

Deutlich kritisiert sie die bisherige Politik von Julia Klöckner (CDU): „Die Landwirtschaftsministerin fördert genau in die falsche Richtung.“ Rund 1,5 Milliarden Euro gingen bislang zur Unterstützung an die Waldbesitzenden. „Aber eine schlecht durchdachte Scheckbuchpolitik ist keine Antwort auf die ökologischen Ursachen und Zusammenhänge der Waldkrise.“

Nach den ernüchternden Erfahrungen mit Nadelholzforsten in der Dürre spricht laut Bettina Hoffmann einiges dafür, keine weiteren Aufforstungsexperimente zu wagen: „Die Forstwirtschaft muss sich eingestehen, dass die Natur nicht berechenbar ist, dass der Mensch Wald nicht planen kann. Wir Grüne setzen auf die Kräfte der Natur. Naturverjüngung ist ein wichtiger Ansatz.“

Der gegen die Natur gerichteten Waldpolitik der bisherigen Bundesregierung will Bettina Hoffmann einen 4-Punkte-Plan entgegensetzen:

  1. Klimaschutz. Nehmen Dürren weiterhin zu, sind unsere Wälder in Gefahr. Schneller und umfassender Klimaschutz ist deshalb unverzichtbar. Dazu gehören ein Kohleausstieg 2030 und ein massiver Ausbau von Wind- und Solarenergie, den die Große Koalition bisher blockiert hat.
  2. Gesetzliche Mindeststandards für die Waldbewirtschaftung. Dazu gehört, dass aus dem Wald die Stämme einzeln geerntet werden, anstatt ganze Flächen fast kahl zu schlagen. Bei der Ernte darf der Waldboden nicht durch schwere Erntemaschinen verdichtet werden, denn dann kann dieser weniger Wasser speichern und Bäume verdursten.
  3. Klimawälder fördern. Waldbesitzende, die ihren Wald naturnah bewirtschaften und über die verbesserten Mindeststandards hinausgehen, sollen eine Prämie erhalten. Sie leisten einen Beitrag zum Artenschutz und zum Klimaschutz.
  4. Ein Wildnisfonds für Naturwald. Wälder, die ganz natürlich ohne Bewirtschaftung wachsen, sind wichtige Rückzugsräume für Urwaldkäfer, Spechte, Waldfledermäuse und Pilze, die auf sehr alte Bäume und Totholz angewiesen sind. Der Staat soll deshalb mit seinen Mitteln schnell dafür sorgen, mindestens 5 Prozent der Waldfläche in einen weitgehend unberührten Waldverbund einzubinden. (pm | nh)

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