GRÜNES Klima-Picknick in Gudensberg
GUDENSBERG. Die Klimakrise ist längst im Schwalm-Eder-Kreis angekommen, wie Hitzewellen, Dürren und Hochwasser beweisen. Bei einem Klima-Picknick haben DIE GRÜNEN auf der Märchenbühne mit 50 Bürgerinnen und Bürgern bei Kaffee und Kuchen diskutiert, wie Vorsorge und Anpassungsstrategien Mensch und Umwelt vor den Folgen der Klimakrise schützen können.

Eingeladen hatte der Ortsverband Gudensberg und so durfte Franco Lazaro auch die Besucher begrüßen. Dazu gehörten MdEP Martin Häusling und MdB Dr. Bettina Hoffmann. Martin Häusling ist Gründungsmitglied der GRÜNEN seit ihrer Gründung 79. Da war der Bio-Bauer aus Bad Zwesten Live dabei.

Was passiert, wenn wir nichts tun?

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Eine Frage, die sich nicht nur GRÜNE stellen. Der Weltklimarat hat für jede Region nachgerechnet, erklärt Dr. Bettina Hoffmann. Manch einer hätte gerne wärmer. Aber bei 3 Grad bis Mitte des Jahrhunderts und 5 Grad bis Ende des Jahrhunderts könnte die Summe besonders heißer Tage von 3 auf 20 ansteigen. Das würde einen deutlichen Anstieg von Gesundheitsproblemen – vor allem Kreislauferkrankungen – und hitzebedingten Todesfälle verursachen. Fazit: „Was der Umwelt guttut, tut auch den Menschen gut“. Damit ist auch geklärt, was jeder einzelne von Klimaschutz hat.

Martin Häusling erklärte, dass Ziele schnell formuliert sind und fragte, aber was dafür notwendig sei. 1979 ist er wegen des Atomkraftwerkes in Borken und der Pläne für die A49 in die Partei eingetreten. Heute werde die Landschaft der Autobahn angepasst. Manche Landwirt-Kollegen schimpfen, aber es war ein wunderschöner Sommer für die Umwelt. Dank 3 Jahren Trockenheit und Wärme fangen, so Häusling, die Buchenwälder an zu sterben. Was soll man jetzt pflanzen, Fichten, Douglasien, Buchen? Niemand wisse, welche Baumarten dem Klima hier gewachsen sind. Was sich abzeichne, sei eine fortlaufende Katastrophe. Irgendwann wären die Wälder ohne Bäume und vielleicht entstünde eine Buschlandschaft. Die Gemeinden fangen an, sich über das Wasser Gedanken zu machen.

Ohne Taten geht es nicht

Dabei ging er auch auf die Planungssituation und den Ausbau regenerativer Energien ein. Gleichzeitig keine Windkraft, keine Stromtrassen, keine Solarpflicht und trotzdem Klimaschutz ginge nicht. Plötzlich sind alle begeistert vom Rotmilan, den früher alle für eine kosovarische Terrororganisation gehalten haben. „Aber bei 3 Grad zusätzlich, gibt es den Wald nicht mehr, wie wir ihn kennen.“ Gewiss sei die Frage nicht leicht zu beantworten, wo man anfangen könne. Auch die Landwirtschaft muss sich ändern.

„Uns Menschen würde die Hitze schwer zu schaffen machen. Bis Ende des Jahrhunderts sind zudem bis zu 35 tropische Nächte nicht auszuschließen, Nächte in denen es nach heißen Tagen kaum Abkühlung gibt, in denen man kaum schlafen kann, in denen die Temperatur nicht unter 20 °C sinkt“, erläutert Bettina Hoffmann, Biologin und Bundestagsabgeordnete.

Auswirkungen in der Region

„Längst gehören diese Ausblicke in die Zukunft auch unserer Region zur Wirklichkeit. Sie betreffen unmittelbar das künftige Leben unserer Kinder, aber auch das der schon Erwachsenen. Denn die Mitte des Jahrhunderts ist nicht mehr allzu weit. Wer heute 40 ist, wird das Jahr 2051 als 70-jähriger mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erleben. Und die Kinder, die heute geboren werden, werden im Jahr 2084 mit 63 Jahren noch nicht einmal im Rentenalter sein“, so die Grüne.

„Die Auswirkungen für unsere Region wären dramatisch. Unsere Tier- und Pflanzenwelt ist auf andauernde Hitze mit einhergehenden Dürren nicht eingestellt. Waldsterben und Artensterben würden sich vermutlich drastisch beschleunigen. Die Landwirtschaft stünde vor extremen Herausforderungen. Herkömmliche Sorten würden auf unseren Äckern nicht mehr wachsen. Felder müssten künstlich bewässert werden. Dies würde Verteilungskämpfe um unser knapper werdendes Wasser auslösen“ erläutert Martin Häusling, Biobauer und EU-Abgeordneter im Dialog mit Hoffmann.

Auch weitere Themen zu Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung, Windkraft, E-Mobilität und Ausbau ÖPNV kamen zur Sprache. „Das brennt den Menschen vor Ort auf der Seele!“, so Hoffmann. Sie erklärte, dass 2% Vorrangflächen für Windkraft ausgewählt seien, an denen auch Wind weht. Die reichen! 98% sind danach für den Bau von Windkraftanlagen ausgeschlossen. Wind und Sonne stehen ohne Grenzen zur Verfügung.

Elektroautos Diskussionsthema

In der Diskussion mit dem Publikum kamen auch kritische Fragen, zum Beispiel ob das Thema Elektroautos zu Ende gedacht sei? „Ein Auto muss Brummen, sagte eine Besucherin, „aber ich fahre gerne langsam.“ Ein anderer Besucher, der bereits selbst gerne ein E-Auto fährt, beschäftigt sich mit dem Abbau der Rohstoffe. Der sei verbesserungswürdig. Frau Hoffmann erklärte, dass Wasserstoff gut sei für Schiffe und LKW. Lieferkettengesetz gelte es auszubauen und eine Kreislaufwirtschaft schaffen, um umweltfreundlich zu produzieren. Auch für Batterie-Rohstoffe sei 98% Wiedergewinnung möglich. Martin Häusling stellte klar, „jede Energie hat Folgen.“ (Rainer Sander)

Klaus Adamaschek mehr als Pausenfüller

Der Rotenburg Singer-Songwriter Klaus Adamaschek kam in Begleitung von Shiregreen-Band-Kollege Sascha Schmidt aus Gudensberg am Akkordeon zur musikalischen Begleitung und Unterstützung der Veranstaltung. Einst hat Klaus Adamaschek das ökologische Schullandheim Licherode aufgebaut und geprägt, heute gehört er zu den profiliertesten Vertretern des American Folk mit deutschen Texten. Die sind kritisch, hinterfragend und stets auf der Suche nach neuen Antworten auf offene, gesellschaftliche Fragestellungen. So mancher Text ging unter die Haut und traf den GRÜNEN Nerv des Publikums. (Rainer Sander)

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