SCHWALMSTADT. Die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Schwalmstadt, die am Samstag in der Treysaer Festhalle stattfand, zeichnete sich durch ehrliche Worte aus, anstelle der üblichen, gegenseitigen Lobhudeleien.

Ende nach gut 20 Jahren

Nach rund 20 Jahren traten der amtierende Stadtbrandinspektor Thomas Thiel und sein Stellvertreter, Stefan Kürschner, bei den Wahlen nicht mehr an. Die neuen Amtsinhaber sind nun Tim Köhler als Stadtbrandinspektor, unterstützt von seinen Stellvertretern Mike Kern und Karsten Linke.

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Alle drei Führungskräfte erhielten die Zustimmung einer überwältigenden Mehrheit der etwa 170 anwesenden Frauen und Männer der Einsatzabteilungen. Tim Köhler wurde in einer geheimen Wahl gewählt, wobei rund 85 Prozent der Anwesenden für den 31-Jährigen stimmten. Bei der Wahl der Stadtjugendfeuerwehrwarte setzte sich Daniel Korell im ersten Wahlgang gegen Christian Richardt durch, unterstützt wird er von Matthias Altenhof als Stellvertreter und Jaqueline Weitzel als kommissarische 2. Stellvertreterin.

Für den scheidenden Stadtbrandinspektor Thomas Thiel war diese Jahreshauptversammlung seine letzte unter seiner Leitung.
Die Mitgliederzahlen in den verschiedenen Abteilungen haben sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert. Aktuell gehören den Einsatzabteilungen aller Schwalmstädter Stadtteile 328 Mitglieder an, während die Jugendfeuerwehr 108 Mitglieder zählt und die Kinder-Feuerwehren 72 (für Sechs- bis Zehnjährige) sowie die Ehren- und Altersabteilungen 100 Mitglieder aufweisen. Insgesamt leisteten die Feuerwehrleute 29.442 Dienststunden, wobei 5.809 auf Einsätze im letzten Jahr entfielen. Im Jahr 2023 rückte die Feuerwehr bisher zu 346 Einsätzen aus, verglichen mit 321 im gesamten Vorjahr. Der Großteil dieser Einsätze betraf Brände und Hilfeleistungen sowie ausgelöste Brandmelde- und Fehlalarme zu jeder Tages- und Nachtzeit, meist in Treysa und Ziegenhain, und führte zu 78 Alarmen, die die Feuerwehrleute bewältigen mussten. Die 328 Feuerwehrleute verbrachten rund 19.000 Stunden mit Ausbildungen, Schulungen und Übungen.

Ein wiederkehrendes Thema ist die Anzahl der Atemschutzgeräteträger in der größten Stadt des Schwalm-Eder-Kreises. Von den 328 Mitgliedern sind 134 qualifiziert, Atemschutzgeräte zu tragen, wobei etwas mehr als 60 Prozent davon derzeit einsatzbereit und tauglich sind.

In den kommenden Jahren sind der Neubau der Feuerwehrhäuser in Frankenhain, Niedergrenzebach und Trutzhain geplant. Das Feuerwehrhaus in Frankenhain hat bereits einen „Vorbescheid“ im Rathaus erhalten, das in Niedergrenzebach steht auf Platz 1 der Prioritätenliste des Landkreises, und für das neue Feuerwehrhaus in Trutzhain wurde die Bewilligung bereits erteilt. Die Aussichten sind positiv, dass in den nächsten fünf Jahren drei neue Feuerwehrhäuser gebaut werden können, bemerkte Thiel.

Er hätte halt nie Bürgermeister werden sollen

Während seiner Amtszeit hatte Thomas Thiel fünf verschiedene Dienstvorgesetzte. Er lobte die anfänglich schwierige, aber letztendlich erfolgreiche Zusammenarbeit mit Wilhelm Kröll, die Arbeit von Dr. Gerald Näser und die des Ersten Stadtrats Detlef Schwierzeck. Thiel kommentierte auch die Amtszeit von Stefan Pinhard, bemerkte jedoch, dass sie mit einem guten Bürgermeister endete, was auf Beifall stieß.

Dann kam Stefan Pinhard. Jetzt haben wir, Gott sei Dank, wieder einen guten Bürgermeister. Ich mag Herrn Pinhard persönlich total, er ist ein lieber, netter Kerl, er hätte halt nie Bürgermeister werden sollen.

Thomas Thiel während der Jahreshauptversammlung.

In seiner Abschiedsrede blickte er auch auf seine langjährige Dienstzeit zurück.

Nicht gegeneinander

Jaqueline Weitzel, kommissarische Stadtjugendfeuerwehrwartin, forderte während ihrer Rede die Versammlung zum Umdenken auf. Sie betonte, dass es ein Problem sei, dass die Feuerwehr Schwalmstadt in den letzten Jahren nicht miteinander, sondern gegeneinander gearbeitet habe. Die 23-Jährige rief dazu auf, gemeinsam zu handeln und sich darüber bewusst zu sein, dass alle das gleiche Ziel und die gleiche Aufgabe haben: Retten, Löschen, Bergen und Schützen.

Ich wünsche mir, dass wir nach den heutigen Neuwahlen hier herausgehen können, gemeinsam, und uns bewusst darüber sind, dass wir alle ein gemeinsames Ziel und eine gemeinsame Aufgabe haben. Wir können nicht Retten, Löschen, Bergen und Schützen, wenn wir nicht als eine Feuerwehr agieren.

Jaqueline Weitzel

Viel in knapp einem Jahr gelernt

Bürgermeister Tobias Kreuter hatte sich als Kind für Fußball, statt für die Feuerwehr entschieden. Seine erste Berührung mit dem Feuerwehrwesen erfolgte 2016 als Stadtverordneter, und nun, als Bürgermeister, leitet er die Feuerwehr. Viele Dinge sind für ihn Neuland, aber er hat viel über die Feuerwehr gelernt. Bei der Begutachtung der Feuerwehrhäuser und -fahrzeuge durch den Technischen Prüfdienst begleitete er zwölf von 13 Begutachtungen und bezeichnete dies als eine interessante Erfahrung. Vor fünf Jahren war das Ergebnis des Prüfdienstes „schwierig“, aber in diesem Jahr äußerte der Mitarbeiter des Prüfdienstes ein positives Gefühl, trotz einiger festgestellter Mängel.

Kreuter versprach, die anstehenden Projekte zügig umzusetzen, und möchte sich bei der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr im Jahr 2024 an seinen Worten messen lassen.
Zum Abschluss dankten Kreisbrandinspektorin Tanja Dittmar und der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Ziegenhain, Kreisbrandmeister Markus Böse, den Schwalmstädter Feuerwehrleuten für die gute Zusammenarbeit.

Tim Köhler wurde von Bürgermeister Kreuter zum Hauptbrandmeister befördert. Helge Stuhlmann und Mirko Schmidt erhielten von Kreisbrandmeistern Tanja Dittmar das Silbernen Brandschutzehrenzeichen am Bande für 25 Jahre Dienst in einer freiwilligen Feuerwehr.

Die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Schwalmstadt signalisierte einen Neuanfang. Die Wahlen der neuen Führungskräfte zeigen die Bereitschaft zur Veränderung. Jaqueline Weitzels Rede verdeutlichte das Potenzial für Verbesserungen innerhalb der Feuerwehr, und Bürgermeister Kreuter verspricht, sich für die Feuerwehr einzusetzen, was ein positives Signal ist. (wal)

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