+ 100.000 Euro für Kultur nach Corona + 200.000 Euro für Freibad
SCHWALMSTADT. Einen Haushalt mit etwas mehr als 48 Millionen Euro Volumen und einem Überschuss von etwa 650.000 Euro hatte Bürgermeister Stefan Pinhard vorgelegt. 4,3 Millionen sollten investiert werden.

Der teurer gewordene Erweiterungsbau des Kindergartens im Wiegelsweg sei kein Luxusbau, schilderte Stefan Pinhard. Die vorgelegte Schätzung sei falsch gewesen. Auch vergleichbare Kindergärten sind nicht günstiger. Der Kindergarten mit 50 Plätzen müsse fertig gebaut werden, sonst müssten 900.000 Euro Förderung zurückgezahlt werden. Eine Ablehnung würde bedeuten, dass er in der neuen Legislaturperiode neu eingebracht werden müsse, eine zeitliche Verzögerung mit fatalen Folgen.

FW würde Rückzahlung der Zuschüsse riskieren

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Thomas Kölle (FW) bestätigte, dass die Folgen fatal wären, aber der Bürgermeister habe seine Arbeit nicht zeitig erledigt und der Haushalt hätte bereits im vergangenen Jahr eingebracht werden müssen. 340.500 Euro sind im Kindergarten noch offen. Die Dachbegrünung und die Außenanlagen könnten gestrichen werden. Dann blieben noch 250.000 Euro übrig, diese könnten in den Haushalt eingestellt werden. Die Bronzefigur im Rahmen der Konfirmationsstadt könne man schieben.

Stefan Pinhard erklärte die Verzögerung mit später Behandlung des Nachtrages. Das Stadtparlament habe sich geschlossen für die Konfirmationsstadt starkgemacht, jetzt könne man die Aktivitäten zur Umsetzung nicht einfach stoppen. Bei dem Kindergarten sei wichtig, die Maßnahme dieses Jahr abzuschließen, weil die Rückzahlung der Zuschüsse unweigerlich die Folge wären.

Fraktionen: Mehr Geld für die Erinnerung und die Infrastruktur

Daniel Helwig (SPD) möchte im Investitionsplan eine Änderung für Feuerwehr in Frankenhain auf 1,3 Millionen, weil die Gutachten diese Kosten so vermuten. Von 445.000 Euro Haushaltsresten sollten 250.000 Euro für die Sanierung des Nichtschwimmerbeckens im Freibad in Ziegenhain eingesetzt werden.

Marcus Theis (CDU) freut es, dass es dem Konto gut geht und kein Haushaltssicherungskonzept benötigt wird. Die CDU möchte, dass die Kosten für die Finanzierung des Sportfeldes an der Schwalm in Treysa und für den Feuerlöschteich in Florshain noch berücksichtigt werden, außerdem noch 100.000 Euro Coronahilfe für besonders betroffene Betriebe. Darüber entscheiden sollte der Magistrat. Er empfindet die Verpflichtungsermächtigung als Bürde für die kommenden Stadtverordnetensitzungen und möchte diese streichen. Für das Sporthaus in Allendorf müssten 25.000 Euro mehr eingesetzt werden. Auch die CDU möchte 250.000 Euro für das Freibad.

Für die Gedenkstätte Kalter Krieg möchte die CDU statt 5.000 Euro 45.000 Euro. Der Wohnmobilstellplatz wird begrüßt, es müsste aber zunächst ein Konzept vorliegen und dafür müssten 20.000 reichen und 180.000 Euro auf Eis gelegt werden.

Dr. Constantin Schmitt (FDP) möchte 200.000 Euro zum Ankauf von Grundstücken zur Positionierung von Schwalmstadt als Wohnstadt. Zwischen Kassel und Marburg könne die Stadt hier eine besondere Rolle einnehmen. Schwalmstadt habe funktionierende Dienstleistungsangebote, kulturelle Angebote und die entsprechende Infrastruktur. Die hohe Liquidität sei auf höhere Gebühren zurückzuführen, die nicht behalten werden dürfen. Wirtschaftliches Verhalten erfordere Kostenbewusstsein. Ein Drittel der Personalkosten könnten abgesenkt werden. Das sei das Potenzial für einen langen Prozess von vielleicht 15 Jahren, der mit Digitalisierung oder interkommunaler Zusammenarbeit zu erreichen sei. Die Unterstützung des Bürgermeisters für das Vorhaben Landesgartenschau gebe Anlass zur Hoffnung, dass der Bürgermeister zukünftig eine innovativere Rolle einnehmen könnte.

Dr. Riege: Der Bürgermeister ist kein Architekt

Dr. Jochen Riege (B90/GRÜNE) zieht in ein intergeneratives Wohnprojekt nach Kassel und kann daher am 14. März nicht erneut kandidieren. Haushalt und Investitionsprogramm möchte er ganzheitlich mit einem Hausbau vergleichen. Das erfordere einen Architekten mit Planungskompetenz, Tatkraft und Gestaltungspotential. Er sehe beim Bürgermeister Zaudern und Zögern. Es fehlten ökologische Zukunftsprojekte, wie ein ökologisches Baugebiet und Konzepte für die Ortskerne. Deshalb werden die GRÜNEN dem Haushalt nicht zustimmen können. Nicht das Parlament blockiere, wie es die „Bürgermeisterliste“ BfS suggeriere, sondern der Bürgermeister selbst. Der Bürgermeister habe im Wahlkampf den Parteien sogar das Existenzrecht abgesprochen. Aber nur populistische Parteien würden Parteienverdrossenheit kultivieren. Er stellte die Frage, ob Bürgermeister Pinhard denn zurücktritt, wenn die BfS nicht erfolgreich ist?

Heidemarie Scheuch Paschkewitz (LINKE) bedauert, dass sie die einzige Fraktionsvorsitzende ist und wünscht sich, mehr weibliche Mitglieder für die Zukunft. Der Wohnmobilstellplatz soll nach dem Willen der LINKEN ganz gestrichen werden. Die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge haben die LINKEN erneut beantragt. 40.000 Euro sollen für ein amtliches Mitteilungsblatt mit monatlicher Erscheinungsweise in den Haushalt eingestellt werden. Der Haushalt sei zu stark touristisch und zu wenig an den Schwalmstädtern selbst ausgerichtet. Sie sieht zu viel Wirtschaftsförderung.

Stefan Pinhard findet Straßenausbaubeiträge gerechter als Grundsteuer

Stefan Pinhard (PARTEILOS) verteidigte die Straßenausbaubeiträge, weil die Erhöhung der Grundsteuer als Alternative nicht die gerechtere Lösung wäre. Die teilweise hohen Beträge müssten auf die Nutzungsdauer einer Straße betrachtet werden. Das könne man wegen seiner Tragweite nicht überstürzt, sondern erst in der nächsten Legislaturperiode verabschieden. Auch Ralf Walck (SPD) ist gegen die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge, findet allerdings, dass der Bürgermeister hier noch eine Vorlage schuldig geblieben ist. Schwalmstadt könne sich die Abschaffung nicht leisten. Schon gar nicht nach der Pandemie. Wer das fordert, sollte den Wählern auch sagen, dass sich die Grundsteuern verdoppeln oder verdreifachen würden. Marcus Theis (CDU) legte nach und erkennt keine Ursachen für ein unfassbares Schreckensszenario. Der Bürgermeister habe nicht geliefert. Thorsten Wechsel (CDU) erkennt im Haushalt ein strukturelles Defizit von 1,2 Millionen Euro. Es sei ungesund, dass die Stadt mehr investiere, als durch Abschreibungen „gut mache“.

Auch Michael Schneider (SPD) äußerte sich zu den Straßenausbaubeiträgen. Mit dem Beschluss diese aufzuheben, wäre die gültige Satzung nicht außer Kraft. Der Magistrat müsse sie dennoch erheben, sonst wäre das Untreue und damit strafbar.

Am Ende wurde der Haushalt heute Abend verabschiedet…

… mit folgenden Änderungen:

  • 200.000 Euro für die Entwicklung von Wohnquartieren (FDP-Antrag)
  • Beteiligung an der Energiegenossenschaft in Höhe von rund 650.000 Euro (gemeinsamer Antrag aller Fraktionen)
  • Einstellung von 80.000 Euro für das Sportfeld an der Schwalm
  • Sanierung des Feuerlöschteiches Florshain
  • Ohne Abschaffung der Straßenausbaubeiträge (16 : 17 Stimmen bei einer Enthaltung)
  • 100.000 Euro für den Ausgleich der Lockdown-Folgen im Kulturbereich
  • Vorgezogenen Ausgaben im Feuerwehrhaus Frankenhain (250.000 Euro)
  • Mehr Geld für die Gedenkstätte Kalter Krieg (45.000 Euro)
  • Beseitigung von Nässeschäden im Sporthaus Allendorf (25.000 Euro)
  • Der Wohnmobilstellplatz bleibt im Plan, aber zunächst nur mit 20.000 Euro (180.000 Euro weniger)

Der Kindergarten darf mit den höheren Kosten zu Ende gebaut werden, die Bronzestatue wird beauftragt. Ein Mitteilungsblatt wird es nicht geben, dafür bleiben die Verpflichtungsermächtigungen.

Der Finanzhaushalt schließt damit nicht mehr mit einem Überschuss von 650.000 Euro ab. Das Abstimmungsergebnis für den Gesamthaushalt: 28 Ja-Stimmen, 5 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung. Ebenfalls verabschiedet wurde das Investitionsprogramm mit zusätzlich der Fahrzeughalle in Frankenhain (Feuerwehr) und 200.000 Euro für das Freibad.

Alle anderen Themen der Stadtverordnetenversammlung lesen Sie HIER. (rs)

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